Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ananas

Die Ananas (Ananas comosus oder Ananas sativus), engl. pineapple, fr. ananas, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae). Sie ist ursprünglich in Amerika heimisch und wird heute weltweit in den tropischen Gebieten als Obstpflanze angebaut. Sie bildet fleischige Fruchtstände, die frisch verzehrt oder zu Konserven und Saft verarbeitet werden. Das Wort Ananas entstammt der Bezeichnung naná ‚Frucht‘ in der Guaraní-Sprache. Das lateinische Art-Epitheton comosus ‚schopfig‘ spielt auf den Blattschopf am oberen Ende des Fruchtstandes an.

Wildformen der Gattung Ananas sind in den Subtropen Südamerikas verbreitet. Die Stammform der Ananas comosus ist nicht bekannt. Nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Ananas durch die Seefahrt verbreitet.

Merkmale

Die Ananas ist ein krautiger, mehrjähriger Bodenbewohner (die Familie der Bromeliaceae zählt viele Baumbewohner, Epiphyten) mit immergrüner Blattrosette. Die Wuchshöhe beträgt etwas mehr als ein Meter, die Wurzeln reichen bis in eine Tiefe von 4,5 Metern. Wildformen werden bis zu dreißig Jahre alt.

Die Ananas ist eine Sammelfrucht, das heißt die Frucht besteht aus vielen miteinander verwachsenen Einzelfrüchten. Die Einzelfrüchte sind samenlose Beeren, die an den vielen in einer Ähre stehenden Einzelblüten ohne Befruchtung entstehen. Die für Beeren typischen ins Fruchtfleisch eingebetteten Samen sind bei den Kultursorten nicht vorhanden. Sie würden den Genuss erheblich beeinflussen, da eine Frucht rund 2.000 bis 3.000 kleine raue und harte Samen enthalten könnte. Die einzelnen Beerenfrüchte entstehen aus den 100 bis 200 Einzelblüten eines zapfenförmigen Blütenstandes, die – miteinander verwachsen –, nach der Blüte zur bekannten Frucht heranreifen. Am oberen Ende des Blütenstandes bilden laubartige Hochblätter einen sogenannten Schopf, der bei der Ernte an der Frucht verbleibt. Der Blütenstand selbst befindet sich auf einem etwa 30 Zentimeter langen Blütenstandschaft, der sich aus der Mitte einer Blattrosette in die Höhe schiebt.

Die Ananasfrucht reift nach der Ernte nicht nach.

Das Aroma setzt sich aus über 200 flüchtigen Stoffen zusammen. Aber auch in Bezug auf Inhaltsstoffe ist die kalorienarme Ananas schwer zu überbieten. Sie enthält viele Vitamine, insbesondere Vitamin C, sowie Mineralstoffe, Enzyme und Spurenelemente wie Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Phosphor und Zink. Das in frischen Ananas enthaltene Enzym Bromelin fördert die Verdauung und wirkt entzündungshemmend.

Ansprüche

Die klimatisch günstigsten Anbaugebiete liegen in den Tropen zwischen 25° nördlicher wie südlicher Breite. In Südafrika und Australien wird die Ananaspflanze noch bis 34° südlicher Breite gepflanzt. In Europa werden Ananas seit Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Azoren (São Miguel, z. B. in Fajã de Baixo) bei 37°N angebaut. In Äquatornähe werden die Plantagen auf bis zu 1500 m Seehöhe angelegt, in höheren Breiten nur mehr bis 500 m. Das Temperaturoptimum liegt zwischen 24 °C und 30 °C, unterhalb von 20 °C reduziert sich das Wachstum deutlich. Während der Fruchtreife können bereits Temperaturen unter 21 °C zu physiologischen Störungen führen, die sich in braunen Flecken in der Frucht äußern. An Niederschlägen sind mindestens 800 bis 900 mm pro Jahr erforderlich, das Optimum liegt zwischen 1000 mm und 1500 mm. Die Ansprüche der Ananas an den Boden sind eher gering. Sehr wichtig ist lediglich eine gute Wasserführung, da bereits kurze Perioden mit Staunässe die Pflanzen irreversibel schädigen. Am geeignetsten sind sandige Böden und Lehme. Bei pH-Werten über 5,5 können Calciumchlorosen an der Pflanze entstehen.

Anbau

Der Anbauzyklus dauert selten länger als vier Jahre. Nach dem Pflanzen beträgt die Zeit bis zur ersten Ernte in den Äquatorregionen 14 bis 16 Monate, in kühleren Gebieten 18 bis 20 Monate. Die zweite und dritte Ernte erfolgt dann in kürzeren Intervallen, jedoch sinkt der Ertrag im Vergleich zur ersten Ernte kontinuierlich. Die zweite Ernte erbringt in kühleren Gebieten 60 bis 100 Prozent der ersten Ernte, in warmfeuchten Gebieten nur 40 Prozent. Die Bestandesdichten liegen bei Pflanzen für den Frischverbrauch bei 60.000 bis 70.000 Pflanzen pro Hektar, für Konservenfrüchte bei 40.000 bis 50.000. Die Ananas wird nicht nur in Monokultur angebaut. In Zwischenkulturen wird sie zusammen mit Pflanzen mit kurzem Wachstumszyklus angebaut, wie Erdnuss, Reis, Augenbohne (Gründünger) und Gemüse. Allerdings sind Nahrungskulturen aufgrund der Residualwirkung von Herbiziden nicht unbedingt geeignet. Als Unterkultur wird die Ananas unter Ölpalmen, Dattelpalmen, Zitrus-Arten, Avocado und Mango angepflanzt.

Wirtschaftliche Bedeutung

Weltweit gibt es über 100 verschiedene Ananassorten, von denen allerdings nur wenige im Handel zu finden sind. Besonders beliebt als Frischware sind die süßen Sorten, die weniger Säure und gleichzeitig 3- bis 4-mal mehr Vitamin C enthalten als andere. Ananasfrüchte sind bei uns das ganze Jahr über erhältlich, meist importiert aus Costa Rica, dem weltweit größten Exporteur. Die bei uns ebenfalls beliebten kleinen und besonders aromatischen „Baby-Ananas“ stammen unter anderem aus Südafrika. Der Anbau der in Südamerika beheimateten Ananaspflanze findet heute in den gesamten Tropen statt, teilweise auch in den Subtropen.

Laut FAO wurden 2017 weltweit rund 27,4 Millionen Tonnen Ananasfrüchte produziert, wobei Costa Rica (3.056.445 t), die Philippinen (2.671.711 t) und Brasilien (2.253.897 t) die drei größten Produzenten sind. Die USA mit ihrem Hauptanbaugebiet Hawaii, einst weltführend im Ananasanbau, liegen mit 154.457 Tonnen an Platz 28.

Die ananasverarbeitende Industrie in wichtigen Lieferländern wird stark von zwei multinationalen Unternehmen mit Sitz in den USA beeinflusst: Dole und Del Monte. Unabhängige Verarbeiter aus Entwicklungsländern müssen in Preis und Qualität mit den großen Akteuren konkurrieren.

In Deutschland ist die Ananas nach Bananen und Zitrusfrüchten das am häufigsten gegessene exotische Obst

Verwendung

In Süd- und Mittelamerika, von Brasilien bis Mexiko, wurde sie schon vor ihrer Nutzung durch Europäer als Nahrungs- und Heilmittel genutzt.

Nur ein Teil der Gesamternte wird als Frischware exportiert. Die Ananas reift nach der Ernte nicht nach, sie zählt zu den nichtklimakterischen Früchten. Rund 70 Prozent der Welternte werden in den Herkunftsländern als Frischfrüchte verzehrt. Der Welthandel mit Frischfrüchten umfasste 2003 rund 670.000 Tonnen. Laut einem Spiegel-Artikel führt der massenhafte Anbau der in Deutschland am meisten verkauften Ananassorte MD-2 in Costa Rica zu Stechfliegenplagen und Herbizidverseuchung (Bromacil).

Der Abfall, der bei der Konservenherstellung anfällt (der Zentralstrang und die Schale), kann als Frisch- oder Trockenfutter für Wiederkäuer und Schweine verwendet werden. Die Konservenindustrie bevorzugt Früchte von 1,8–2,0 kg Gewicht. Die Gesamtproduktion von Konserven erreichte Anfang der 1980er Jahre knapp eine Million Tonnen. 1992 betrug der Weltexport an Konserven eine Million Tonnen bei einem Wert von rund 600 Millionen US-Dollar.

Die Früchte können auch zu Konfitüre, Marmelade, Saft, Wein und Alkohol verarbeitet werden. Eine größere Rolle spielt dabei aber nur die Saftherstellung. Im Jahr 2016 belief sich der Welthandel mit Ananassaft (nicht fermentiert) auf insgesamt 1,09 Milliarden US-Dollar. Die größten Exporteure von Ananassaft waren im Jahr 2016 Costa Rica mit 22% oder 237 Millionen USD der weltweiten Exporte und Thailand mit 19% oder 209 Millionen USD. Gleichzeitig waren die größten Importeure von Ananassaft im Jahr 2016 die Niederlande mit einem Anteil von 20% oder 220 Millionen US-Dollar an den weltweiten Importen und die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 17% oder 183 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2016 importierte die EU 376.000 Tonnen Ananassaft.

Das Bromelain wurde früher aus dem Fruchtsaft gewonnen, heute aus den Stämmen der abgeernteten Pflanzen. Es wird ähnlich wie Papain aus Papaya dazu verwendet, Fleisch zarter zu machen. Bromelain wird zu Gelatine zugegeben, um deren Konsistenz weicher zu machen. Früher wurde es auch zum Stabilisieren von Latexfarben und beim Ledergerben eingesetzt. Als Therapie wird es zur Verdauungshilfe und als entzündungshemmendes Mittel eingesetzt. In vorklinischen und pharmakologischen Studien zeigte Bromelain wundheilende und antimetastasische Wirkungen. Die in rohen Ananas enthaltenen Enzyme verhindern (ebenso wie bei rohen Kiwifrüchten oder rohen Papayas) das Erstarren von Tortengelatine, ein unerwünschter Effekt, wenn beispielsweise ein Obstkuchen, der rohe Ananasstücke enthält, mit einem festen Tortengelatinebelag überzogen werden soll. Das Weichbleiben des Übergusses tritt nicht bei der Verwendung von Ananas aus Konservendosen auf, diese werden pasteurisiert, wobei die eiweißabbauenden Enzyme deaktiviert werden.

Auf den Philippinen werden Fasern der Blätter der Ananaspflanze zu Textilfasern, genannt Piña, verarbeitet, aus denen z. B. Barong Tagalog und andere formelle philippinische Kleidung gefertigt wird, und die auch in andere Weltregionen exportiert werden. Zentrum der Piña-Textilindustrie ist die Stadt Kalibo.

Pfeil nach linksAmmonifikationHausIndexAnbaubeschränkungPfeil nach rechts