Avocado
Die Avocado (Persea americana Mill., auch Persea gratissima C.F.Gaertn.) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae). Die Frucht ist aus botanischer Sicht eine Beere und hat historisch viele andere, heute seltene Bezeichnungen wie etwa Avocadobirne, Alligatorbirne oder Butterfrucht erhalten.
Herkunft und Anbaugebiete
Der Baum hat seinen Ursprung im feuchtwarmen tropischen Regenwald Mexikos und Zentralamerikas. Er wird heute in über 400 Kultursorten weltweit in den Tropen sowie in Südafrika, Israel, Kalifornien, Chile, Peru, Australien, Neuseeland und Südspanien (Málaga und an der Küste von Granada) angebaut. Im Mittelmeerraum wird die Avocado erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts kultiviert.
Eigenschaften
Avocados gelten als Superfood. Sie sind reich an ungesättigten Fettsäuren sowie Kalium und sollen angeblich sogar vor Herzinfarkt und Krebs schützen. Der Avocado-Hype hält sich seit Jahren.
Auswirkungen des Avocado-Anbaus und -Konsums
- Waldvernichtung: Besonders betroffen sind die Wälder in Mexiko. Mexiko ist das größte Anbauland für Avocados. Für Bauern ist es bei den steigenden Preisen sehr attraktiv, die Früchte anzubauen. Um Platz für noch mehr Avocado-Plantagen zu schaffen, holzen Agrarunternehmen deshalb illegal Bäume ab. Medien sprechen von "mafiösen Strukturen". Pro Jahr werden laut der mexikanischen Organisation Gira 1500 bis 4000 Hektar Wald gerodet. Unter den Folgen leiden einerseits Tiere, wie seltene Schmetterlingsarten, die gewöhnlich in den Wäldern überwintern.
- Beeinträchtigung und Übernutzung des Trinkwassers: Die intensive Landwirtschaft verschmutzt das Trinkwasser. Vor allem im größten Anbaugebiet Mexikos, in Michoacán, vermehren sich die Pestizide im Wasser. Hinzu kommt: Ein Kilogramm, das sind gerade einmal zweieinhalb Avocados, verbraucht ganze 1000 Liter Wasser. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Salat verbraucht nur 120 Liter. Dabei ist das Wasser, gerade in Ländern wie Mexiko, häufig knapp.
- Nachteile für Dorfgemeinden: Die Abholzung der Wälder verändert auch die Dorfgemeinschaften, die in den betroffenen Gebieten bestehen. Etwa 80 Prozent der Wälder in Mexiko gehören sogenannten Ejidos. Die Bewohner verwalten ihr Land gemeinsam. Wird das Land allerdings an mächtige Agrounternehmer verkauft, löst sich das soziale Gefüge auf. Daneben werden wiederholt auch Menschenrechtsvergehen vermeldet.
- Umweltschädliche Nachreifeverfahren: Avocados wachsen nur in sehr warmen Ländern wie Brasilien, Chile, Spanien, Südafrika und Peru. LKW und Schiffe transportieren die Früchte nach Deutschland. Ehe sie verkauft und gegessen werden können, müssen sie anschließend auch noch in sogenannte Reifekammern, um nachzureifen. Um diesen Prozess zu beschleunigen, werden sie dort mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel Ethen besprüht.
Davor steht oft eine unökologische Logistikkette. Bis die Avocados den Endverbraucher erreichen, legen die Früchte viele tausend Kilometer zurück - per Schiff, Flugzeug und per LKW. - Mögliche Gesundheitsprobleme: Avocados sind nur gesund, wenn sie vor dem Essen ausgiebig gewaschen werden. Eine zweijährige Studie der US-amerikanischen "Food and Drug Administration" hat herausgefunden, dass die Schale der Avocados von Bakterien befallen sein kann. In der Studie wurden 1614 Avocados untersucht. Bei 17 Prozent entdeckten die Forscher Listerien auf der Schale. Diese können bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem schwere Infektionen, wie Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen, auslösen. An weniger als einem Prozent wurden sogar Salmonellen diagnostiziert.
Avocados zu schneiden ist überdies gefährlich. So gefährlich, dass britische Ärzte jetzt davor warnen. Die Britische Gesellschaft plastischer Chirurgie verlangt, Sicherheitshinweise auf den Früchten zu platzieren.Beim Hineinstechen lauert die Gefahr, auf den harten Kern der Frucht zu treffen. Die sogenannte Avocado-Hand droht. Betroffene rutschen ab, schneiden sich in die Hand und landen schlimmstenfalls sogar im Krankenhaus.
Jetzt stößt auch Kenia in Ostafrika mit dem Avocado-Anbau dazu - aber als positives Vorbild in Sachen Umwelt und kleinbäuerliche Landwirtschaft. Nur drei Autostunden entfernt von Kenias Hauptstadt Nairobi sind die Bedingungen für die wärmeliebende und durstige grüne Frucht bereits ideal. Hier im zentralen Hochland Kenias regnet es viel, und der Boden ist fruchtbar. Die wertvollen Früchte wachsen hier beinahe wie von allein, ohne Chemie und ohne künstliche Bewässerung. Der Regen reicht für eine Ernte im Jahr.
Über 90 Prozent der Avocados aus Kenia werden von Kleinbauern erzeugt. Die Bäume wachsen auf Grundstücken, auf denen die Bauern ihr Vieh frei herumlaufen lassen und sonst nichts anbauen, also etwa so wie in Deutschland Obstbäume auf einer Streuobstwiese. Die Bauern setzen überhaupt keine Chemikalien ein. Der Anbau ist rein biologisch.
„Die kenianischen Bauern beherrschen diese Technologie nicht. Aber ich bin sicher, dass sich das ändern wird, wenn viele ausländische Unternehmen auf den Markt drängen. Wir wissen, dass die Produktion stark zunehmen wird.“ (Peter Kamau, Forschungsinstitut icipe in Nairobi).
Nach der Ernte werden die Avocados direkt am Flughafen von Nairobi sortiert, verpackt und dann auf den Weg Richtung Europa geschickt.
Allerdings geht Kamau davon aus, dass in Kenia Avocados auch in Zukunft nicht in Plantagen gezogen werden. Er glaubt, dass die Böden trotz des großen Wasserverbrauchs der Avocado-Bäume nicht veröden werden, weil es im Hochland von Kenia ausreichend feucht sei.
„Ich erwarte sogar Vorteile bei unserem Bemühen um Wiederaufforstung. Wir haben viele Bäume gefällt, aber niemand wird einen Avocadobaum fällen, weil die Geld bringen.“
Sicher ist: Immer mehr Kleinbauern in Kenia satteln um. Statt Kaffee oder Tee anzubauen, pflanzen sie Avocadobäume. Farmer Simon Kimani hofft, dass er sich sein Leben so leichter macht.
„Kaffee macht viel Arbeit, meint er. Mit Avocados ist es einfacher. Du hast mehr Geld und weniger Mühe.“
Der Transport mit dem Flugzeug ist der Schwachpunkt in der Ökobilanz der Avocados aus Kenia. Dafür ist als Plus auf der Habenseite die Wiederaufforstung bisher baumloser Flächen mit Avocados zu verbuchen.
Quellen: br.de / deutschlandfunk.de
Wirtschaftliche Bedeutung
Im Jahr 2018 wurden laut FAO weltweit rund 6,4 Millionen t Avocados geerntet. Die zehn größten Produzenten ernteten zusammen 77,7 % der Welternte. Die Hauptproduzenten sind Mexiko mit 2.184.663 Tonnen, gefolgt von Dominikanischer Republik (644.306 t), Peru (504.517 t) und Indonesien (410.094 t).
Im Jahr 2017 waren die größten Importeure von Avocados die USA mit 900.198 Tonnen, die Niederlande mit 267.197 t und Frankreich mit 145.996 t. Deutschland lag auf Platz 8 (145.996 t), die Schweiz auf Platz 22 (14.694 t) und Österreich auf Platz 27 (8.294 t).
Die größten Exporteure waren zur gleichen Zeit: Mexiko (896.557 t), Peru (247.363 t) und die Niederlande (243.810 t).
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