Rebberg
Auch Weinberg, Weingarten, Wingert oder Wengert, eine für den Weinbau landwirtschaftlich genutzte Fläche in Steil-, Hang- oder Flachlage (trotz des Namensteils 'berg'). Dies kann ein relativ kleiner Bereich (in Besitz eines einzigen Eigentümers), aber genauso gut ein sehr großer Bereich sein, den sich viele Besitzer teilen. Es muss sich auch nicht in jedem Fall um eine zusammenhängend mit Rebstöcken bepflanzte Fläche handeln. Bei einer Zersplitterung spricht man von Streuweinberg.
Mehrere nebeneinanderliegende Einzelgrundstücke ergeben eine gemeinsame Einzel- oder Großlage mit vergleichbaren Standortbedingungen hinsichtlich Geologie und Klima, diese Lagen sind wiederum einem Weinbaugebiet zugeordnet.
Lagen und Weinbaugebiete stellen geographische Herkünfte dar und haben nur bedingt Aussagekraft auf die Weinqualität. In der Regel bilden Weinberge mehr oder weniger geschlossene Flächenareale, die besonders in den nördlichen Anbaugebieten klimatische Vorzüge besitzen und schon lange weinbaulich genutzt werden. Einzelne Rebanlagen im Gelände werden als Streuweinberge bezeichnet. Sie liegen oft im klimatischen Grenzbereich oder sind letzte Zeugen eines früher sehr umfangreichen Weinbaus. Besonders steile und schwer zu bewirtschaftende Weinberge fallen vielerorts der Sozialbrache anheim und verbuschen. Weinberge sind auf der Nordhalbkugel meist nach Süden oder Westen exponiert, um die Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen.
Aufbau und Nutzungszweck
Je nach Steilheit der Lage sind traditionelle Weinberge zur Verringerung der Hangneigung mit Trockenmauern terrassiert. Durch die Rebflurbereinigung wurden viele historische Trockenmauern entfernt, um die maschinelle Bewirtschaftung zu erleichtern und die Zufahrt zu ermöglichen.
Eine moderne, wirtschaftlich genutzte Weinbergsanlage dient heute in aller Regel nur zur Produktion von Weintrauben, Tafeltrauben oder Rosinen. Gärtnerisch genutzte Rebenmischkulturen sind mit der Mechanisierung und Spezialisierung der Weinbaubetriebe zunehmend verschwunden. Vom Mittelalter bis etwa 1900 war es üblich, auch Obst, Gemüse und Kräuter auf derselben Fläche zur Eigenversorgung oder zur Vermarktung anzubauen, wobei die Rebe immer die Hauptfrucht darstellte. Zur weiteren Nebennutzung wurde das abgeschnittene Rebholz zum Heizen und entfernte Triebspitzen als Grünfutter für Tiere verwendet, heute dienen diese organischen „Abfälle“ als wertvolle Humuslieferanten. Auch herrscht heute der sortenreine Anbau vor, früher war es gebräuchlich, mehrere Sorten gemischt zu pflanzen. Traditionelle Einzelpfahlsysteme, wie sie heute noch teilweise an der Mosel und anderen Steillagengebieten vorzufinden sind, wichen der modernen Spaliererziehung am Drahtrahmen. Die Rebstöcke sind maschinengerecht angelegt, der Abstand der Rebzeilen ist gleichmäßig und beträgt in Direktzuglagen etwa 2 m, um Schmalspurtraktoren und Traubenvollernter optimal einsetzen zu können. Die Stockabstände liegen bei 1 bis 1,20 Metern. Die Rebzeilen selbst verlaufen meist in senkrechter Linie zum Hang. Bei quer ziehenden Zeilen, die jeweils abgeböscht sind, spricht man von Querterrassierung, was besonders in sehr steilen Flächen eine Bewirtschaftung ermöglicht.
Genehmigungspflicht
Die Neuanlage von Weinbergen ist in allen EU-Ländern genehmigungspflichtig. In der Regel wird dies in Deutschland durch Landesverordnungen geregelt. Sofern der angebaute Wein nur dem Eigenverbrauch dient, ist eine Fläche bis zu einem Ar genehmigungsfrei.
Kulturlandschaftselemente
Weinberge sind vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften und die mit am stärksten beeinflussten Agrarökosysteme. Meist werden sie sehr intensiv bewirtschaftet und als Monokulturen gesehen, andererseits sind sie aber auch bedeutende Rückzugsgebiete von Pflanzen und Tieren. Sie bilden ein eigenes Ökosystem, denn zum Weinberg gehören nicht nur die Rebzeilen, sondern auch weitere Kulturlandschaftselemente wie Trockenmauern, Stützmauern, Steinriegel, Hohlwege, Raine und Hecken, welche auch das typische Landschaftsbild von durch Weinbau dominierten Landschaften entscheidend mitprägen.
Durch die Flurbereinigung in den 1960er und 1970er Jahren, der damit verbundenen Schaffung von größere Parzellen und durch den in den letzten Jahrzehnten vermehrten Einsatz von Maschinen zur Bewirtschaftung der Weinberge änderten sich die Bedingungen. Trotzdem ist auch hier noch die Schaffung von ökologischen Nischen möglich.
Diverses
- Der höchstgelegene Weinberg nördlich des Alpenhauptkammes befindet sich in Visperterminen im Kanton Wallis in der Schweiz (höhergelegene in Südtirol und Spanien). In der trockensten Gegend der Schweiz wachsen Reben bis auf einer Höhe von 1.150 m.ü.M.
Den nördlichsten Weinberg der Welt reklamieren Alaska, Finnland, Lettland, Norwegen und Schweden für sich. - Die nördlichsten traditionellen Weinbaugebiete stellen heute die beiden ostdeutschen Anbaugebiete Sachsen und Saale-Unstrut dar. Auch in Hamburg am Stintfang und in Schleswig-Holstein wird auf kleinen Flächen seit einigen Jahren erfolgreich Wein angebaut. Reaktivierte alte Weinberge gibt es in Hitzacker (Wendland) und im Havelland um Werder.
- Der traditionsreiche Weinbau in Niederschlesien bei Zielona Góra (früher Grünberg) (Polen) war zeitweise fast ganz erloschen; seit der Jahrtausendwende wurden aber drei neue Weingüter gegründet, zwei bei Mielęcinie (früher Pfaffendorf), heute Ortsteil der Gemeinde Żarów, und eines bei Świdnica (Schweidnitz).
- Seit den 1960er Jahren wird auch im Süden von England Wein angebaut.
- In Holland, Dänemark und Schweden wird in geringem Umfang kommerzieller Weinbau betrieben. Dieser erfolgt jedoch nicht in großflächigen und geschlossenen Weinbergsarealen, sondern ist sehr zersplittert.
- Südlichstes Weinbauland ist die Insel Tasmanien sowie die Südinsel von. Auch in Chile werden gegenwärtig Weinberge sehr weit südlich angelegt.
- Der steilste Weinberg ist der Bremmer Calmont an der Mosel und der Engelsfelsen in der Weinbauregion Ortenau an den Hängen des Nordschwarzwalds. Der tiefstgelegene Weinberg liegt unter Meereshöhe am Toten Meer.
Weitere Informationen:
- Standortkundlicher Weinbauatlas Baden-Württemberg (W. Weinzierl, LGRB)