Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Weintraube

Weintrauben sind die Fruchtstände der Weinreben (Vitis), insbesondere die der Edlen Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera). Die einzelnen Früchte des Fruchtstandes heißen Weinbeeren. Umgangssprachlich wird zwischen Beere und Traube nicht immer sauber unterschieden. Botanisch gesehen handelt es sich bei der Form des Fruchtstandes mit verzweigten Seitenachsen jedoch nicht um eine Traube, sondern um eine Rispe. In der Fachsprache des Weinbaus werden die Blütenstände Gescheine genannt. Die Kletterpflanze Weinrebe gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Heute sind rund 16.000 Rebsorten bekannt. Es gibt Weinreben mit grünen bzw. gelben („weißen“) Beeren und solche mit roten bis dunkelblauen („roten“) Beeren. Diese sind von kugeliger bis ovoider Gestalt und haben einen Durchmesser von 6 bis 20 mm.

Weinbeeren können roh gegessen werden (Tafeltrauben), zu Rosinen getrocknet sowie zu Wein, Branntwein, Traubensaft u. Ä. verarbeitet werden (Keltertrauben).

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Keltertrauben und Tafeltrauben liegt in der Fruchtgröße: Die Beeren der Tafeltrauben sind in der Regel doppelt so groß und schwer wie die der Keltertrauben. Keltertraubenbeeren sind außerdem meistens rund bis leicht oval, während bei den Tafeltrauben neben runden Sorten häufig auch länglich-ovale oder spitz-ovale Formen vorkommen.

Damit man die einzelnen Beeren besser abzupfen kann, sind die Trauben der Tafeltraubensorten "lockerbeeriger", das heißt weniger dicht gepackt als die der Keltertrauben. Bei den Tafeltrauben sind überdies kernlose Sorten sehr beliebt. Bei den Keltertrauben gibt es diese nicht.

Auch in Sachen Geschmack und Inhaltsstoffe gibt es Unterschiede: Die meisten Tafeltraubensorten haben einen niedrigeren Zuckergehalt und weniger Fruchtsäure als Keltertrauben. Wein aus Tafeltrauben würde somit vergleichsweise langweilig schmecken. Keltertrauben besitzen laut Büscher zudem eine dickere Schale, in der Aromastoffe sowie Tannine (Gerbstoffe) enthalten sind. Sie sind sehr entscheidend für die Weinqualität.

Um den Bedarf von über 430.000 Tonnen (Stand 2021, destatis) – das sind pro Kopf etwa 5,2 Kilogramm – zu decken, werden daher große Mengen an Tafeltrauben nach Deutschland importiert. Von Juni bis November kommen die meisten aus Italien, Spanien, Ägypten, Griechenland und der Türkei, von Dezember bis Juni aus Südafrika, Indien, Chile, Peru und Brasilien.

Trester – der bei der Weinbereitung übrig bleibende Pressrückstand – wird insbesondere zu Bränden weiterverarbeitet. Ein sehr bekannter Tresterbrand ist der italienische Grappa. Die Schale sowie die Kerne der Weinbeeren enthalten oligomere Proanthocyanidine (OPCs), die u. a. als starke Antioxidantien wirken; die Kerne können zu Traubenkernöl und Traubenkernmehl verarbeitet werden. Die Kerne sowie die Haut der Beeren sind zudem Quelle für das Antioxidans Resveratrol.

Laut FAO wurden 2019 weltweit insgesamt 77.136.819 Tonnen Weintrauben geerntet. Größter Produzent ist die VR China mit einer Jahresproduktion von 14.283.532 t (2019), gefolgt von Italien (7.900.120 t) und den USA (6.233.270 t). Deutschland lag 2019 mit 1.125.000 t auf Rang 16.

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