Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Lössböden

Lösse und Lössderivate können als Eltern einer ganzen Bodenfamilie verstanden werden, die im Laufe einiger Jahrtausende als Entwicklungsreihe aus Löss entsteht, deren einzelne Böden aber auch in Landschaften nebeneinander vorkommen können.

Eine typische Bodenentwicklungsreihe aus Löss im Verlauf von einigen tausend Jahren beinhaltet folgende Böden: Pararendzina  -> örtlich Schwarzerde (-> Braunerde) -> Parabraunerde -> Pseudogley (Stauwasserboden) sowie in Senken und Tallagen Kolluvisol und Gley (Grundwasserboden).

Lösse werden windsortiert und dabei weitgehend gleichkörnig abgelagert. Das bedeutet, dass eine Körnungsfraktion gegenüber anderen deutlich überwiegt. Im Löss ist das der Grobschluff mit Äquivalentdurchmessern zwischen 20 und 60 Mikrometern. Lösse und ihre Abkömmlinge, wie Lösslehm, Sandstreifenlöss und umgelagerte Lösse, sind meist locker gelagert. Wasser speichernde Mittelporen überwiegen. Kalk ist in der Bodenmatrix fein verteilt und die Verwitterung kann vergleichsweise rasch voranschreiten.

Der Lössboden ist steinfrei und porenreich. Der Raum zwischen den Schluff-Partikeln ist gerade so groß, dass der Lössboden das Wasser für Pflanzen nutzbar speichert und gleichzeitig gut leitet. Wasser kann darin wie in einem Filterpapier aufsteigen, wenn die Pflanzen dem Boden Wasser entziehen und die durchwurzelte Zone trockener ist als die wurzelfreie darunter. So wird Trockenstress der Pflanzen vermindert und der Ertrag gesteigert. Die wasserbedürftigsten Kulturpflanzen, wie die Zuckerrübe, werden daher bevorzugt auf einem Lössboden angebaut.
Auch die auf Löss selten vorkommenden Waldbestände profitieren von der guten Wasserversorgung. Der Lössboden speichert neben Wasser auch Nähr- und Schadstoffe. Diese können sich gut an der großen Oberfläche der feinen Bodenpartikel anlagern. Nährstoffe stehen so für Pflanzen zur Verfügung. Gleichzeitig können schädliche Stoffe vom Boden zurückgehalten werden, was zum Schutz des Grundwassers beiträgt. Um den Boden und seine Filterkapazität nicht zu überfordern, müssen die eingetragenen Stoffe abbaubar sein. Den Abbau erledigen Mikroorganismen. Deren hohe Aktivität im Lössboden trägt zu einer schnellen Umsetzung unerwünschter Stoffe bei.

Bei all diesen Vorteilen: so ein Lössboden ist empfindlich. Das Material wurde einst vom Wind gebracht, es kann also auch wieder davongetragen und ebenso leicht vom Wasser weggespült werden. Weil sich Lössboden in unseren Breiten ohne eine neue Eiszeit nicht wieder bilden kann, müssen wir ihn erhalten. Der beste Schutz gegen Erosion ist eine ganzjährige Pflanzendecke und möglichst viele Hecken und Bäume.

Verbreitung von Löss und Löss-Derivaten in Deutschland

Verbreitung von Löss und Löss-Derivaten in Deutschland

Die Übersichtskarte der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zeigt, dass in Deutschland neben den Börden im Norden und den Gäugebieten im Süden zahlreiche kleinere Vorkommen verteilt sind.

Quelle: © BGR Hannover

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