Pseudogley
Der Pseudogley gehört zusammen mit dem Stagnogley zur Klasse der Stauwasserböden (bzw. Stagnosole). Im Gegensatz zu dem vom Grundwasser beeinflussten Gley handelt es sich beim Pseudogley um einen durch Staunässe (S) geprägten Boden mit einem jahreszeitlich bedingten Wechsel von Vernässung und Austrocknung. Typische Pseudogleye weisen unter dem Ah- einen gebleichten durchlässigen Sw-Horizont auf, auf den ein dichter Sd-Horizont folgt.
Eigenschaften
Im Pseudogley kann Niederschlagswasser wegen eines verdichteten Untergrundes (Sd-Horizont, d von dicht) nicht oder nur unvollständig versickern. So staut sich im darüber befindlichen Wasser leitenden Bodenbereich, dem Sw-Horizont (w von Wasser leitend) das Niederschlagswasser.
Das Stauwasser führt im Oberboden zur Reduktion und Bleichung. Während der trockenen Jahreszeit verschwindet die Staunässe und die gelösten Fe- und Mn-Verbindungen fallen als Flecken oder Konkretionen aus. Entlang von Trockenrissen kann Luft tief in den Unterboden vordringen. Die so möglichen Oxidationen führen zu streifenförmigen Bleichungen, die insgesamt ein geflecktes, marmoriertes Profil ergeben.
Pseudogleye bilden sich über verschiedenste Ausgangsgesteine aus anderen Bodentypen, besonders häufig aus Parabraunerden, die durch fortgesetzte Toneinwaschung im Unterboden zur Staunässe übergehen.
Eine Besonderheit des Alpenraums und anderer Hochgebirge sind Alpine Weidepseudogleye und Alpine Pseudogleye. Durch die Trittbelastung im Bereich von Viehgangeln (Viehtreppen) wird der Boden bei feuchter Witterung durch das Weidevieh zerknetet, also völlig homogenisiert, gewissermaßen in einen strukturlosen Brei verwandelt, sodass die Trittspur als Wasserstauer fungiert. Daher kommt es zu einer Nassbleichung im Oberboden (Reduzierung und Lösung der Eisenoxide des Bodens) mit Rostbelägen in Luft führenden Wurmgängen und Wurzelkanälen.
Verbreitung
Pseudogleye sind weit (häufig aber kleinflächig) verbreitete Böden humider Klimate und treten sowohl in den kalt- und gemäßigt-humiden Klimagebieten als auch in den wechselfeuchten Tropen und Subtropen auf.
In Deutschland findet man sie einmal in Löss- und Geschiebemergellandschaften mit Jahresniederschlägen über 700 mm, wobei sie bevorzugt die ebenen Lagen einnehmen, neben Parabraunerden an Hängen und Gleyen in Senken. In trockeneren Gebieten haben sie sich nur auf bzw. über älteren pleistozänen, stärker verlehmten und verdichteten Sedimenten entwickelt, außerdem auf Ton. In den Mittelgebirgen nehmen sie nur die tieferen Lagen ein und werden in höheren, feuchteren Positionen durch Stagnogleye vertreten.
Nutzung
Grünlandwirtschaft ist weit verbreitet, auch sind Pseudogleye gute Waldstandorte. Allerdings wurzeln z. B. Fichten bei länger andauernder Staunässe im Unterboden recht flach. Bei Sturm bietet der aufgeweichte Boden schlechten Halt. Daher sind diese Standorte zumeist stärker durch Windwurf gefährdet.
Ackernutzung ist wegen anhaltender Frühjahrsvernässung, die O2-Mangel hervorruft und frühe Bearbeitung nicht zulässt, oft erschwert.
Durch Meliorationsmaßnahmen (Drainage, Kalkung und Humuszufuhr) lässt sich die Qualität dieser Böden deutlich verbessern. Allerdings schafft Röhren- oder Grabendränung wegen starker Bindung des Wassers im Boden oft keine Abhilfe und ist im Grunde auch nicht erwünscht, weil das abgeführte Wasser in sommerlichen Trockenperioden fehlt. Empfehlenswerter ist eine Tiefenbearbeitung (Lockern oder Pflügen), weil hierbei luftführende Grobporen nicht auf Kosten des Wassers geschaffen werden. Schwierigkeiten bereitet hier allerdings das Bewahren der lockeren Lagerung, die oft durch Sackung innerhalb weniger Jahre wieder verloren geht. Die Melioration sollte daher durch den Anbau von Tiefwurzlern und bei sauren, nährstoffarmen Pseudogleyen durch Tiefenkalkung ergänzt werden, um eine erneute Verdichtung zu mindern.
Weitere Informationen: