Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Schwarzerde

Bodentyp ( auch: Tschernosem von gleichbedeutend russ. чернозём), der sich unter bestimmten Bedingungen auf mineral- und kalkreichen Lockermaterialien wie Löß bildet. Namensgebend ist der mächtige, von Humus schwarz gefärbte Oberboden.

Horizontaufbau

Zur Klasse der Schwarzerden gehört neben dem Tschernosem (Schwarzerde) noch der Kalktschernosem. Unter dem Begriff „Schwarzerden“ werden Böden zusammengefasst, die auf Grund der Anreicherung von hochwertigen Humusstoffen bis zu einer Tiefe von 60 bis 80 Zentimetern dunkelbraun bis schwarz gefärbt sind. Die typische Schwarzerde oder das Normtschernosem hat ein Axh/Axh+lC(c)/C(kc,c)-Profil (x = biogen gemixt, c = Sekundärcarbonat, k = konkretioniert, Zusatzsymbol in Klammern kann fehlen, Komma = alternativ, + = Verzahnungshorizont). Diese Böden werden auch mit dem russischen Namen „Tschernosem“ bezeichnet, weil sie häufig in den weiten Steppen Asiens anzutreffen sind. 

Hildesheimer Schwarzerde
Hildesheimer Schwarzerde

Lackprofil einer Pseudogley-Schwarzerde mit Erläuterung der Bodenhorizonte
Alte Tongrube Asel (Hildesheimer Börde).

Quelle: BGR / LBEG, E. Gehrt

Eigenschaften und Entstehung

Das Ausgangsgestein der Schwarzerden besteht oftmals aus mineral- und kalkreichem Löß. Der hohe Anteil an Kalk sorgt für einen günstigen pH-Bereich mit hoher Nährstoffverfügbarkeit. Gräser und Kräuter liefern im Frühling und Frühsommer ausreichend zersetzbares organisches Material, dessen Zersetzung und Mineralisierung allerdings während der heißen und trockenen Sommer und der langen, kalten und niederschlagsarmen Winter deutlich verlangsamt wird.

In den übrigen Zeiten sorgt das reiche Bodenleben aber für eine umfassende Humusbildung (insbesondere von Mull), der durch wühlende Tiere, wie Ziesel und Hamster, tiefgründig eingearbeitet wird. Der Ah-Horizont kann eine Mächtigkeit von bis zu 80 cm erreichen. Die A-Horizonte besitzen Tongehalte von ca. 25 bis 30 % und sind damit tonreicher als die darunter folgenden Horizonte. Dies liegt an einer stärkeren Verwitterung der Lösse. Die stabilen Ton-Humus-Komplexe und das semihumide Klima verhindern Tonverlagerungen, aber auch Salzanreicherungen im Oberboden.

Wegen ihrer guten Pufferung, ihres hohen Tongehalts (15-40 %), ihrer hohen Austauschkapazität, ihres umfangreichen Nährstoffnachschubs aus dem leicht verwitternden Löss, ihres hohen Porenvolumens und des damit einhergehend günstigen Luft- und Wasserhaushalts bilden die Schwarzerden die fruchtbarsten Böden der Außertropen. Sie gehören zu den wichtigsten Weizenböden der Erde. Außerdem erfüllt die Schwarzerde aufgrund des hohen Alters von 3.000 bis 7.000 Jahren vor heute eine wichtige Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte.

Zur Entstehung der Schwarzerde gibt es inzwischen neuere Hypothesen:

Nach der bisherigen Lehrmeinung entwickelt sich die Schwarzerde in kontinentalen Steppen mit warmen Sommern und kalten Wintern. Durch die intensive Tätigkeit von Bodentieren wie z. B. dem Regenwurm werden die Humusstoffe in den Boden eingearbeitet. Diese Theorie der Entstehung wird teilweise stark in Zweifel gezogen:

Verbreitung

Die Schwarzerde (russ.:Tschernosem(e)) ist der dominante Boden im Steppengürtel der Nordhalbkugel (Steppen Russlands, der Ukraine und Kasachstans, sowie Prärien Nordamerikas) und gehört zu den weltweit fruchtbarsten Standorten. Vorkommen finden sich auch in Mitteleuropa, allerdings eher inselhaft. Sie kommt verbreitet auch in Deutschland in den Lößgebieten vor. So vor allem in der Magdeburger Börde, in den Harzvorländern, im Gebiet der Querfurter Platte, im Halleschen und Köthener Ackerland, im Thüringer Becken und in der Hildesheimer Börde.

Schwarzerde - Vorkommen in Deutschland

Schwarzerde - Vorkommen in Deutschland

Schwarzerden sind in Deutschland in den Lößgebieten der Magdeburger und Hildesheimer Börde, im Gebiet der Querfurter Platte, im Halleschen und Köthener Ackerland und im Thüringer Becken zu finden.

 Außerdem ist die Schwarzerde der typische Boden der kontinentalen russischen, ukrainischen und kasachischen Steppengebiete sowie der nordamerikanischen Prärien.

Quelle: © BGR Hannover

Nutzung

Durch ihre Eigenschaften bieten Schwarzerden Pflanzen gute Wachstumsbedingungen und sind gleichzeitig leicht zu bearbeiten. Ihre Ackerzahl liegt in Deutschland oft im Bereich deutlich über 90, wobei sich auf den Schwarzerden der Magdeburger Börde die ertragsstärksten Böden des Landes finden (100 von 100 möglichen Punkten). Sie sind auch im weltweiten Vergleich ertragreich und fruchtbar, weshalb Schwarzerden, sofern es die Niederschlagsverteilung zulässt, fast immer unter landwirtschaftlicher Nutzung stehen und einen wesentlichen Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung erbringen (amerikanischer Corn Belt und Grain Belt, Weizenanbaugebiete zwischen der Ukraine, Russland und Kasachstan).

Es sind allerdings einige Einschränkungen zu nennen:

Weitere Informationen:

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