Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Gäu

Auch "Gau"; altbesiedelter, durch Löß begünstigter Kulturlandschaftstyp in Süddeutschland, der den nördlichen Börden entspricht. Hierzu gehören Korngäu, Strohgäu, Kraichgau, Ochsenfurter Gau, Gollach-Gau, Gäuflächen im Maindreieck, Schweinfurter Becken, Grabfeld, Nördlinger Ries und Niederbayerisches Gäu.

Dieser waldarme Kulturlandschaftstyp hat sich in der Südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft zwischen dem Schwarzwald bzw. dem Strom- und Heuchelberg im Westen und der Schwäbischen Alb bzw. den Schwäbischen Keuperwaldbergen im Osten herausgebildet. Wegen der weiteren Untergliederung in Oberes bzw. Korngäu, Heckengäu, Strohgäu und Zabergäu kann man auch von „den Gäuen“ sprechen. Das Wort ist sprachgeschichtlich identisch mit Gau. Es kommt schon in vielen altgermanischen Sprachen vor, beispielsweise althochdeutsch als gewi, und geht womöglich auf ein urgermanisches *gaw-ja- ‘Gegend, Landschaft’ zurück.

Ähnlich wie die Börden weisen die Gäulandschaften ein breites Spektrum landwirtschaftlicher Produkte auf und zählen zu den Kornkammern unseres Landes. Gäue werden fast ausnahmslos zum Altsiedelraum gerechnet.

Naturraum

Das Gäu ist eine aus den Gesteinen des Muschelkalks und Lettenkeupers (Unterkeuper) bestehende Hochfläche von 250 bis 500 Metern Meereshöhe, in die sich die Flüsse Neckar, Ammer, Würm, Glems, Enz, Metter und Zaber teils tief eingeschnitten haben. Im Norden gehen die schwäbischen Gäulandschaften in die Hochflächen des Baulands und des Tauberlands über, im Westen sind sie durch den Schwarzwald, im Osten durch die Schwäbische Alb und durch die Keuperberglandgebiete Schönbuch, Glemswald und Schwäbischer Wald begrenzt.

Die Gäue sind landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegenden, deren Böden in der Hauptsache aus Parabraunerden auf Löß bestehen. In den sogenannten „Armen Gäuen“ fehlt die Lössüberdeckung: Auf den anstehenden verkarsteten Kalken des Oberen Muschelkalks haben sich meist nur flachgründige und weniger fruchtbare Rendzinen entwickelt. Auf den Lesesteinriegeln haben sich Hecken gebildet (Heckengäu).

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