Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ferralsole

Ferralsole sind intensiv und tiefgründig verwitterte Böden der feuchten Tropen und Subtropen. Die US-Amerikaner nennen sie Oxisols, die Franzosen Sols ferralitiques. Früher wurden Ferralsole auch als Latosole bezeichnet.

Eigenschaften

Ferralsole weisen einen ferralischen, d.h. mit Fe- und Al-Oxiden angereicherten (Ferrallitisierung), oft kräftig rot, braun oder gelb gefärbten Bu-Horizont auf, der kaum noch verwitterbare Silicate enthält. Die Tonfraktion und besteht neben den Oxiden praktisch nur aus Kaolinit. Die rote Farbe vieler Ferralsole beruht oft auf Hämatit (Fe2O3) und Maghemit (Fe2O3), die neben Goethit (Fe3+O(OH)) als Fe-Oxide vertreten sind.

Die Kationenaustauschkapazität des Mineralbodens ist niedrig bis extrem niedrig (KAKpot<16 cmol(+) kg-1, KAKeff<12cmol(+) kg-1 Ton). Die Basensättigung ist ebenfall gering und die Bodenreaktion entsprechend sauer bis stark sauer.

Auch tonreiche Ferralsole haben hohe Anteile an stabilen Grobporen und demzufolge auch hohe Durchlässigkeiten für Wasser. Entsprechend sind sie wenig erosionsanfällig und auch nach starken Regenfällen noch gut bearbeitbar. Von dem im Boden verbleibenden Haftwasser werden andererseits große Anteile in für Pflanzen nicht nutzbarer Form (Totwasser) gehalten. Dies kann trotz ganzjährig humiden Klimabedingungen zu Dürrestress für Flachwurzler führen, wenn die Regenfälle einmal ungewöhnlich lange ausbleiben.

Probleme bei der agraren Nutzung können auch dann auftreten, wenn die Unterböden eine besonders eisenreiche und humusarme Mischung aus Kaolinit, Sesquioxiden und Quarz enthalten. Nach wiederholter Austrocknung kann es in dieser Mischung zu irreversiblen Verhärtungen kommen (Plinthic Ferrosols). Derartige Verhärtungen werden in der nichtbodenkundlichen Literatur als Ironstones oder Laterite bezeichnet.

Entwicklung

Sie entwickelten sich als typische Waldböden der feuchten Tropen aus verschiedenen Silicat- aber auch aus Carbonatgesteinen. Hohe Temperaturen und starke Durchfeuchtung haben in langen Perioden ungestörter Entwicklung die Silicate intensiv verwittern, Alkali- und Erdalkali-Ionen sowie Kieselsäure auswaschen lassen (Desilifizierung), während Fe und Al als Oxide sowie neugebildeter Kaolinit zurückblieben. Der Auswaschung unterliegen auch viele Nährionen, so dass nach Rodungen und damit fehlender Nachlieferung kurzfristig Mängel bei diesen Stoffen auftreten, z. B. bei K, Mg, S und P.

Ferralsole sind Bildungen sehr langer Zeiträume (die wohl zumeist bis weit ins Tertiär zurückreichen) und damit alter Landoberflächen. Sie sind dann sehr tiefgründig verwittert (>20 m).

Regionale Verbreitung von Ferralsolen

Die weltweite Ausdehnung von Ferralsolen wird auf etwa 750 Mio. ha geschätzt, fast ausschließlich in den feuchten Tropen auf den Kontinentalschilden Südamerikas (vor allem Brasilien) und Afrikas (vor allem Kongo, Demokratische Republik Kongo, südliche Zentralafrikanische Republik, Angola, Guinea und Ost-Madagaskar). Außerhalb der Kontinentalschilde sind Ferralsole auf Regionen mit leicht verwitterndem Grundgestein und feucht-heißem Klima beschränkt, z. B. in Südostasien.

Ferralsole sind oft mit Acrisolen, Nitisolen, ferralic Cambisolen und Plinthisolen vergesellschaftet.

Nutzung

Aufgrund der restlichen Metalloxide und der Auswaschung von Mineralstoffen weisen Ferralsole eine geringe Fruchtbarkeit auf und erfordern die Zugabe von Kalk und Dünger, wenn sie für die Landwirtschaft verwendet werden sollen. Baumkulturen wie Ölpalme, Kautschukbaum, Kakaobaum oder Kaffee sind geeignet, aber Weideland ist oft ihre hauptsächliche landwirtschaftliche Verwendung, nachdem der ursprüngliche Wald gerodet wurde.

Viele Ferralsole in Südamerika, Zentralafrika und Südasien dienen ferner dem Anbau von Mais, Maniok, Bananen u. a. Die Erträge von Ackerfrüchten sinken aber bereits im dritten Jahr stark ab, weil die an Humus gebundenen Nährstoffe nach (Brand)rodung und intensiven Humusabbau rasch aus dem Oberboden ausgewaschen werden, was auf ein zu schwaches Nährstoffbindungsvermögen der Bodenminerale zurückgeht. Für (tiefer wurzelnde) Dauerkulturen sind die Bedingungen günstiger; dennoch sind auch hier höhere Erträge nur durch Düngung zu erzielen, deren Wirkung allerdings durch P-Fixierung und N-Auswaschung gemindert wird. Andererseits können Ferralsole aus Ultrabasiten sehr produktiv sein und ermöglichen z.B. in Brasilien hohe Bananenerträge.

Agroforstwirtschaft erweist sich als vielversprechend.

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