Fernwirkung
Auch Telecoupling; der Begriff bezieht sich auf sozioökonomische und ökologische Interaktionen über größere Entfernungen hinweg. 'Fernwirkung' umfasst den Fernaustausch von Informationen, Energie und Materie (z. B. Menschen, Güter, Produkte, Kapital) auf verschiedenen räumlichen, zeitlichen und organisatorischen Ebenen. In der Landwirtschaft beispielsweise wird die hohe Nachfrage in der EU nach Sojabohnen oder Palmöl durch den mit hohen Umweltkosten verbundenen Anbau in den Erzeugerländern Brasilien und Indonesien gedeckt. Die Agrarproduktion führt dort aufgrund der unzureichenden Durchsetzung von Umweltvorschriften zu hohen Umweltschäden.
Dies gilt auch für Exportprodukte aus Subsahara-Afrika wie Kaffee, Kakao, Tee oder Palmöl. Die Agrarproduktion führt dort aufgrund der unzureichenden Durchsetzung von Umweltvorschriften zu höheren Umweltschäden als in den Importländern, etwa bezogen auf die Wasserverschmutzung oder verringerte Bodenfruchtbarkeit durch Phosphorabbau im Boden. Insbesondere Exportländer für Fleisch und Futtermittel sind betroffen, da ihre Umweltkosten nicht in die Preisgestaltung einfließen. Sie werden auf Kosten der Umwelt wettbewerbsfähig, da externe Kosten nicht internalisiert werden.
Fallstudien zeigen, dass für die exportorientierte Intensivierung der Landwirtschaft und Errichtung von Plantagen zur Produktion von Exportprodukten (Cash Crop) oftmals Wälder, Weiden und Ackerland mit hohem ökologischen und kulturellen Wert verwendet wurden.
Der globale Agrarhandel trägt wesentlich zur Verbreitung invasiver Arten bei.
Agrarhandel kann aber auch positive Umweltwirkungen haben. Wenn z. B. die Agrarproduktion in Länder ausgelagert wird, die genügend Wasser und Boden aufweisen, können Importe dieser Nahrungsmittel verbunden mit „virtuellem Wasserhandel“ regionale Wasserknappheiten im Importland mildern. Es wird geschätzt, dass 8 % des gesamten für die Agrarproduktion benötigten Wassers durch internationalen Handel eingespart werden könnte.