Sklaverei und Landwirtschaft
Sklaverei ist ein System, in dem Menschen als Eigentum anderer Menschen behandelt werden. Sklaven haben keine eigenen Rechte und sind ihrem Besitzer völlig ausgeliefert. Sie werden wie Sachen angesehen, können gekauft, verkauft, vererbt oder verschenkt werden und haben keinerlei Freiheit oder Selbstbestimmung. Sklaverei beinhaltet die Gewalt von Menschen über den Körper anderer Menschen, den Zwang zur Arbeit, ferner Mobilitätseinschränkung, Statusdegradierung und soziale Marginalisierung.
Sklaverei existiert seit den frühesten Hochkulturen der Menschheit, etwa in Mesopotamien, im alten Ägypten, in Griechenland und im Römischen Reich. Sie war ein fester Bestandteil vieler Gesellschaften und diente meist der wirtschaftlichen Ausbeutung. Im Zeitalter des Kolonialismus wurden Millionen Menschen aus Afrika nach Amerika verschleppt, um dort unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten.
Obwohl Sklaverei weltweit offiziell verboten ist, existieren auch heute noch sklavereiähnliche Zustände, etwa in Form von Menschenhandel, Zwangsarbeit, Kinderarbeit oder Zwangsprostitution. Menschen werden weiterhin gegen ihren Willen festgehalten, ausgebeutet und ihrer Rechte beraubt.
Die Geschichte der Sklaverei endete jedoch nicht mit ihrer rechtlichen Abschaffung. Spätestens mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 ist das Verbot von Sklaverei zwar eine international akzeptierte Norm, faktisch aber werden Menschen noch immer versklavt und unter schlimmsten Bedingungen ausgebeutet. Da heute nicht mehr Eigentum, sondern die tatsächliche Verfügungsgewalt über eine Person als die entscheidende Kategorie gilt, werden Fälle von Menschenhandel, Zwangsarbeit, Leibeigenschaft oder Schuldknechtschaft oft auch als „moderne Sklaverei“ bezeichnet.
Historische Bedeutung der Sklaverei in der Landwirtschaft
- Sklaverei war in vielen frühen Hochkulturen ein zentrales Element der landwirtschaftlichen Produktion. Sie entwickelte sich aus der Notwendigkeit, große Mengen an Arbeitskraft für Ackerbau, Viehhaltung und Bewässerungssysteme bereitzustellen, insbesondere als sich die Produktivkräfte und der Reichtum der Oberschichten vergrößerten.
- In der Antike, etwa im Römischen Reich und in Griechenland, wurden Sklaven massenhaft auf großen Landgütern (Latifundien, Plantagen) zur Feldarbeit eingesetzt. Sklaven waren Eigentum ihrer Besitzer, wurden zur Arbeit gezwungen und oft brutal behandelt.
- Die Sklaverei entstand häufig aus Schuldknechtschaft: Bauern, die ihre Schulden nicht begleichen konnten, wurden zu Sklaven und mussten fortan für Großgrundbesitzer arbeiten.
- Mit der Zeit verdrängte die Sklavenwirtschaft die freie Bauernschaft, was zu einer Konzentration von Landbesitz und einer Verschärfung der sozialen Ungleichheit führte. Die Sklavenhalter eigneten sich den gesamten Ertrag der Sklavenarbeit an, während die Sklaven nur das Nötigste zum Überleben erhielten.
- In Krisenzeiten, etwa im späten Römischen Reich, wurde die Sklavenwirtschaft zunehmend ineffizient, da Sklaven wenig Anreiz zur Produktivität hatten. Dies trug zum wirtschaftlichen Niedergang bei und führte langfristig zur Ablösung der Sklaverei durch andere Formen unfreier Arbeit, wie die Leibeigenschaft.
- Im 16. bis 19. Jahrhundert, während der Kolonialzeit, wurde die Sklaverei besonders in den amerikanischen Kolonien zur Grundlage der Landwirtschaft. Afrikanische Sklaven wurden in großem Umfang auf Zucker-, Tabak- und Baumwollplantagen eingesetzt. Diese Praxis führte zu enormen wirtschaftlichen Gewinnen für die Kolonialmächte und hatte verheerende soziale und kulturelle Auswirkungen auf die versklavten Menschen und ihre Nachkommen.
Sklaverei in der modernen Landwirtschaft
- Auch heute gibt es Formen moderner Sklaverei in der Landwirtschaft. Laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) leben weltweit etwa 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei, wobei Kinderarbeit zu etwa 70 % in der Landwirtschaft stattfindet.
- In Europa werden insbesondere in Ländern wie Spanien und Italien Erntehelfer unter Bedingungen beschäftigt, die an Sklaverei erinnern: extrem niedrige Löhne, überlange Arbeitszeiten, fehlender Arbeitsschutz, Abhängigkeit von kriminellen Strukturen und menschenunwürdige Unterkünfte.
- In Italien wurden beispielsweise 33 indische Erntehelfer befreit, die unter Zwang, mit entwendeten Pässen, für vier Euro pro Stunde und bis zu zwölf Stunden täglich arbeiten mussten. Die Polizei sprach in diesem Zusammenhang ausdrücklich von „Sklaverei“.
- Kriminelle Banden und mafiöse Strukturen profitieren von der Ausbeutung der Arbeitskräfte, die oft aus dem Ausland angeworben und in Abhängigkeit gehalten werden. Der Preisdruck der Supermärkte verschärft die Ausbeutung zusätzlich.
- Moderne Sklaverei umfasst neben Zwangsarbeit auch Schuldknechtschaft, Menschenhandel und andere Formen extremer Ausbeutung, die laut den Vereinten Nationen weltweit verbreitet sind, besonders in der Landwirtschaft.
- In vielen Ländern sind landwirtschaftliche Produkte, die unter ausbeuterischen Bedingungen produziert werden, nach wie vor auf dem Markt (agrarische Lieferketten). Die Nachfrage nach billigen Lebensmitteln kann dazu führen, dass Arbeiter in der Landwirtschaft unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen.
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Moderne Sklaverei in der Landwirtschaft betrifft häufig Migranten und marginalisierte Gruppen, die in der Produktion von Obst, Gemüse, Kaffee und anderen landwirtschaftlichen Produkten eingesetzt werden. Diese Praktiken sind oft schwer zu verfolgen, da sie in informellen oder schlecht regulierten Arbeitsverhältnissen stattfinden.
Auswirkungen der Sklaverei auf die landwirtschaftliche Technologie
Sklaverei wirkte in der Landwirtschaft meist als Bremse für technologische Entwicklung und Innovation, da sie billige Arbeitskraft bereitstellte und so den Druck zur Effizienzsteigerung und Mechanisierung reduzierte.
- Verlangsamung des technologischen Fortschritts: Sklaverei in der Landwirtschaft führte historisch oft dazu, dass technologische Innovationen und Mechanisierung gebremst wurden. Da Sklaven als günstige und leicht verfügbare Arbeitskraft galten, bestand für viele Großgrundbesitzer und Plantagenbetreiber wenig Anreiz, in neue Technologien zu investieren, die Arbeitskräfte einsparen oder Arbeitsprozesse effizienter gestalten könnten. Die Verfügbarkeit von Zwangsarbeit machte arbeitsintensive Methoden wirtschaftlich attraktiv und konservierte traditionelle Anbaumethoden über lange Zeiträume hinweg.
- Beispiel Antike und Plantagenwirtschaft: In der Antike, etwa im Römischen Reich, war die Sklavenarbeit auf Latifundien (Großgütern) so verbreitet, dass technologische Neuerungen wie der Pflug oder Bewässerungssysteme nur langsam eingeführt wurden, da der Druck zur Effizienzsteigerung fehlte. Ähnliches zeigte sich in der Plantagenwirtschaft der Karibik und Amerikas, wo der Fokus auf massenhafter Sklavenarbeit lag und technische Innovationen wie mechanisierte Erntemaschinen erst nach dem Ende der Sklaverei an Bedeutung gewannen.
- Spezialisierte Sklaven und begrenzte technische Entwicklung: Zwar gab es Sklaven mit handwerklichen oder technischen Fähigkeiten, die als Schmiede, Schreiner oder in anderen spezialisierten Funktionen arbeiteten. Dennoch blieb die grundlegende Struktur der Landwirtschaft auf arbeitsintensive Prozesse ausgerichtet, da die Eigentümer von Sklaven selten bereit waren, in Innovationen zu investieren, die ihre billige Arbeitskraft überflüssig gemacht hätten.
- Langfristige Folgen: Die Verzögerung des technologischen Fortschritts durch Sklaverei hatte langfristige Auswirkungen auf die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Regionen, in denen Sklaverei dominierte. Erst mit dem Übergang zu Lohnarbeit und dem Rückgang der Sklaverei wurden Mechanisierung, Professionalisierung und Innovation in der Landwirtschaft vorangetrieben.
Weitere Informationen:
- Sklaverei (APuZ 50–51/2015)