Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Windschutzhecken

Die vor allem in Europa, USA und Kanada verbreiteten Windschutzhecken dienen vorrangig dem Schutz von Acker- oder Hortikulturen (z.B. Obstanbau) vor zu starken, schädigenden Winden. Zumeist werden sie als vernetzte Heckensysteme angelegt, überwiegend quer zur Hauptwindrichtung. Da die Ausdehnung des windgeschützten Bereichs, der mehr als einhundert Meter betragen kann, insbesondere vom Aufbau und der Bewirtschaftung der Hecken abhängt (v. a. Höhe und Porosität der Hecken sind für Windschutz ausschlaggebend), haben sich je nach Anwendungszweck eine Vielzahl unterschiedlich strukturierter Heckentypen entwickelt. Diese reichen von einzeiligen Baumreihen bis hin zu mehrreihigen Hecken, bestehend aus hintereinander gestaffelten Gehölzen unterschiedlicher Größen und Kronenformen.

Quadratisches Windschutzgitter in Hokkaido
Situation September 2019 Situation Februar 2020

Von oben bietet das Konsen-Plateau im Osten Hokkaidos einen bemerkenswerten Anblick: ein gigantisches Gitter, das sich wie ein Schachbrett über die ländliche Landschaft ausbreitet. Wie in diesem Paar von Naturfarbenbildern zu sehen ist, ist das Muster das ganze Jahr über klar erkennbar - selbst unter einer Schneedecke. Beide Bilder wurden mit dem Operational Land Imager (OLI) auf Landsat 8 aufgenommen.

Die Streifen sind baumbestandene Windschutzstreifen - 180 Meter breite Reihen von Nadelbäumen, die dazu beitragen, Grünland und Tiere vor dem manchmal rauen Wetter in Hokkaido zu schützen. Sie blockieren nicht nur Winde und verwehten Schnee in eisigen, nebligen Wintern, sondern verhindern auch, dass der Wind in den wärmeren Monaten in dieser wichtigen Milchviehregion Japans Erdreich und Dung verstreut. Die dünneren, weniger regelmäßigen Streifen sind bewaldete Gebiete entlang von Bächen.

Die japanische Regierung begann in den 1890er Jahren mit der Schaffung der Windschutzanlagen als Teil der Bemühungen um die Kolonisierung des Gebiets. Statt bewaldete Streifen zu pflanzen, rodeten sie einfach Quadrate in die damals bereits vorhandenen Laubwälder und ließen die Windschutzstreifen stehen. Die Planer benutzten ein Gittermuster, das von der Landentwicklung und den landwirtschaftlichen Praktiken inspiriert war, die zu jener Zeit in den Pioniergebieten im mittleren Westen und im Zentrum der Vereinigten Staaten populär waren.

Im Laufe der Zeit wurden die Laubwälder durch Lärchen- und Fichtenpflanzungen ersetzt, die heute die meisten Windschutzgebiete bilden, da Teile der Windschutzgebiete als Nutzholz eingeschlagen wurde oder Waldbränden zum Opfer fielen.

Quelle: NASA

Neben ihrer Windschutzwirkung beeinflussen die Gehölzreihen eine Vielzahl mikroklimatischer Wuchsfaktoren. So können sie beispielsweise, bei geeigneter Anlage und Bewirtschaftung, Temperaturextrema auf dem Acker abmildern und die Verteilung der Niederschläge in der Fläche beeinflussen (Brandle et al., 2004). In Nordamerika werden Windschutzhecken auch gerne zur Steuerung der Schneeverteilung genutzt, wodurch die frühjährliche Bodenfeuchtigkeit gesteuert werden kann. Darüber hinaus erhöhen Hecken die Struktur- und Habitatvielfalt in der Agrarlandschaft und steigern auf diese Weise potentiell die Biodiversität.

Innerhalb eines silvoarable Agroforstsystems liefern Windschutzhecken Grünschnitt, Viehfutter und Ackerfrüchte.

Deutschland

Im Gebiet der neuen Bundesländer begannen die staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) nach einer Periode der Flurbereinigung in den 1980er Jahren zunehmend mit der Anlage von Windschutzhecken. Erhöhte Wind- und Wassererosion machten dies erforderlich. Um schnelle Effekte zu erzielen und gleichzeitig Nutzholz zu gewinnen, wurden vornehmlich Pappelhybriden gepflanzt.

Im Gebiet der alten Bundesländer wurden vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren Windschutzhecken angelegt. Das Bestreben der Landespflege dieser Zeit war, möglichst schnell sichtbare Erfolge zu erzielen, wobei dem optischen Erfolg und dem Windschutz ein viel höherer Stellenwert beigemessen wurde als der ökologischen Wirksamkeit. Dementsprechend wurden vor allem schnellwachsende Gehölze wie Roterle und Pappelhybriden gepflanzt.
Da diese Hecken überwiegend aus Baumarten bestehen und nur wenige Straucharten enthalten, neigen sie zum Durchwachsen zu Baumreihen. In der Folge besteht ein hoher Umgestaltungsbedarf.

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