Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Agropark

Auch Metropolitan Food Cluster; Bezeichnung für Sonderstandorte mit zentralen Einrichtungen im Zusammenhang mit gartenbaulicher und landwirtschaftlicher Produkten, häufig in Metropol‐ oder urbanen Regionen, die wie klassische Industrieparks aufgebaut sind und denen ein hohes wirtschaftliches Potenzial zugesprochen wird.

Es handelt sich dabei um die Integration moderner landwirtschaftlicher Einrichtungen mit der notwendigen Infrastruktur für die Bewirtschaftung unter Ausnutzung von Logistik‐ und Wissensströmen, die in metropolitaner Umgebung konzentriert sind. Elementar sind die Erzeugung von Pflanzen und Tieren (mit den dazugehörigen Abbauprozessen), die Verarbeitung der hergestellten Produkte in agroindustriellen Zentren, Bildungsaspekte sowie der Vertrieb und andere relevante Dienstleistungen.

Mitunter werden Agroparks durch externes Land und Betriebe ergänzt. Die Erzeugung erfolgt in Kombination mit moderner Agrotechnologie, Agri‐Biotechnologie und den Lebenswissenschaften. Die modernen Produktionszentren in den Parks entwickeln, übernehmen und veranschaulichen innovative Techniken und Technologien für intensive Bewirtschaftungssysteme. Effiziente pflanzliche Anbaukonzepte im Boden oder in Hydrokultur zielen auf eine optimierte Ressourcennutzung sowie auf Ertrags-und Produktivitätssteigerung. In Abhängigkeit von der Region werden Gemüse, Obst, Wasserpflanzen, Zierpflanzen und ‐fische erzeugt. Die Betreibung von Fischfarmen, Tier- und insbesondere Geflügelhaltung, Eier‐ und Milchproduktion sind ebenfalls charakteristisch für Agroparks. Es existieren zudem kombinierte Anbauformen, teilweise in mehrstöckigen Gebäuden, um Totalausfälle durch Krankheiten oder Schädlinge zu verringern sowie Umweltwirkungen und ‐verschmutzung zu minimieren.

Agroparks findet man besonders in Ländern, die flächenmäßig sehr klein und räumlich begrenzt sind. Sie weisen mitunter einen hohen Urbanisierungsgrad auf wie beispielsweise die Niederlande, Singapur oder Brunei.

Die Betreibung von intensiven landwirtschaftlichen Produktionszentren erfolgt mit dem Ziel, die Flächenproduktivität und den landwirtschaftlichen Ertrag zu erhöhen. Ziel der angestrebten innovativen und nachhaltigen Produktion, z.B. in Form von Hydrokultur oder Gemüseproduktion in Netzen, ist die Herstellung qualitativ hochwertiger Nahrung in Metropolregionen zu geringen Kosten. Die Erzeugung ist zudem teilweise exportorientiert und erfolgt über die Versorgung der regionalen Bevölkerung hinaus. Die am besten umgesetzten und funktionierenden Beispiele urbaner Foodcluster findet man in Nordwesteuropa.

Die Grundsätze und Vorteile dieser Form urbaner Landwirtschaft sind verschiedenen Betreiberangaben zufolge nachhaltige Produktion und Kreislaufwirtschaft ("cradle to cradle"), Schaffung von Arbeitsplätzen und verbesserte Arbeitsbedingungen, kontrollierte Nahrungsqualität und ‐sicherheit, High‐Tech‐Produktion, maximale (Öko‐)Effizienz, internationale Kooperationen, Energieeinsparungen. Dazu zählt auch die räumliche Verknüpfung verschiedener landwirtschaftlicher Produktionsketten untereinander sowie mit außerlandwirtschaftlichen Aspekten wie Gebäuden, städtischem und Industrieabfall. Externe Inputfaktoren wie Energie, Wärme, Kraftstoff, Wasser und Nährstoffe sollen maximal genutzt und im Kreislauf gehalten werden. Durch die Nähe zu urbanen Zentren ergeben sich Potenziale für ein geringeres Transportaufkommen sowie zur Einsparung von Emissionen. Die angestrebte Wiederverwertung von Abfall, Wasser und Energie betrifft das System selbst, bezieht sich aber auch auf das urbane Umfeld.

Die Aktivitäten moderner Agroparks werden mit Forschung, Entwicklung, Versuchen und Zertifizierungen verknüpft. Dazu zählen Kooperationen mit Unternehmen und Universitäten ebenso wie Kombinationen mit Weiterbildungs‐ und Unternehmensaktivitäten.
Die Zusammenarbeit mit Forschungslaboren und Pflanzenzüchtern ermöglicht den Anbau und die gleichzeitige Identifikation und Analyse ernährungsphysiologischer oder therapeutischer Bedeutung. Dabei werden als Ziel neue Erkenntnisse bezüglich Nahrungssicherheit, Tier‐ und Pflanzengesundheit und Nacherntetechnologien, die Qualitäts‐ und Ertragssteigerung von Nahrungsmitteln sowie die Weiterverarbeitung und Verpackung vor Ort verfolgt.

Wirtschaftlicher Profit ergibt sich potenziell aus den durch effektive Produktion resultierenden Erträgen, eventueller staatlicher Unterstützung sowie durch Kooperation mit dem privaten Unternehmenssektor zur Finanzierung und Gewinnsteigerung. Produktionsziel der Agroparks ist mitunter auch, Teil globaler Wertschöpfungsketten zu sein und einen verbesserten Marktzugang in Verbindung mit anderen Produkten (Rind, Fisch, Forst) zu erreichen. Auch die Zusammenarbeit mit der Tourismusbranche kann die Rentabilität eines Agroparks erhöhen. Dabei können beispielsweise Führungen angeboten werden oder ein botanischer Garten als landschaftsgestalterisches Element und touristischer Anziehungspunkt dienen. (ZALF 2013)

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