Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

silvoarable Agroforstsysteme

Silvoarable Agroforstsysteme sind durch den meist gleichzeitigen, teils auch sequentiellen Anbau von Gehölzen und annuellen landwirtschaftlichen oder gartenbaulichen Kulturen gekennzeichnet. Eine Vielzahl verschiedener Typen wird unterschieden, sowohl in historischer, aktueller und räumlicher Hinsicht. Das neudeutsche Adjektiv 'silvoarable' leitet sich von lat. silva (Wald) und engl./lat. arable/arabilis (kultivierbar, Acker-) ab.

Bekannte aktuelle Varianten silvoarabler Systeme

Alley Cropping

Mit dem Begriff Alley Cropping beschreibt man die Kombination von zueinander parallel ausgerichteten Gehölz- oder Baumreihen auf Ackerland und den Anbau konventioneller Ackerkulturen auf den Feldstreifen dazwischen.

Produkte: Wertholz, Kirschen, Nüsse, Pflegerestholz, sonstige Ackerfrüchte
Verbreitung: weltweit

 

Kurzumtriebs-Alley-Cropping Systeme

Kurzumtriebs-Alley-Cropping-Systeme sind eine Variante von Alley-Cropping und wie diese gekennzeichnet durch parallel zueinander angelegte Gehölzstreifen. Im Unterschied zu typischen Alley-Cropping-Systemen, bestehen die Gehölzstreifen jedoch aus ein- oder mehreren Reihen schnellwachsender Baumarten wie Pappel, Weide oder Robinie. Zwischen den Gehölzstreifen wird, wie bei Alley-Cropping üblich, konventionelle Landwirtschaft betrieben.

Produkte: Hackschnitzel, sonstige Ackerfrüchte
Verbreitung: Deutschland

 

Windschutzhecken

Windschutzhecken dienen vorrangig dem Schutz von Acker- oder Hortikulturen (z.B. Obstanbau) vor zu starken, schädigenden Winden. Zu diesem Zweck werden sie zumeist als vernetzte Heckensysteme überwiegend quer zur Hauptwindrichtung angelegt. Da die Ausdehnung des windgeschützten Bereichs, der mehr als einhundert Meter betragen kann, insbesondere vom Aufbau und der Bewirtschaftung der Hecken abhängt (v.a. Höhe und Porosität der Hecken sind für Windschutz ausschlaggebend), haben sich je nach Anwendungszweck eine Vielzahl unterschiedlich strukturierter Heckentypen entwickelt. Diese reichen von einzeiligen Baumreihen bis hin zu mehrreihigen Hecken, bestehend aus hintereinander gestaffelten Gehölzen unterschiedlicher Größen und Kronenformen.

Produkte: Grünschnitt, Viehfutter, Ackerfrüchte
Verbreitung: Europa, USA, Kanada

 

Wallhecken, Knicks oder Lese(stein)hecken

Wallhecken sind Baum- und Heckenreihen, die auf einem zumeist künstlich errichteten Wall aus Erde, Steinen und/oder anderen Materialien (z.B. Torf) wachsen. Sie wurden und werden zumeist als Grenzmarkierung/-sicherung oder Einfriedung angelegt und sind als solche in manchen Regionen über Jahrhunderte gewachsene, integrale und manchmal auch namensgebende Bestandteile der Kulturlandschaft (Pott, 1989). Die regionale Bezeichnung der Wallhecken ist dabei unterschiedlich. Die in Norddeutschland verbreitete Bezeichnung „Knick“ leitet sich beispielsweise von der Tätigkeit des „Knickens“ ab, dem Umbiegen junger Triebe, mit dem Ziel die Hecken dichter und (z.B. für Vieh) undurchdringlich zu machen (Pott, 1989). Demgegenüber sind Lesehecken, Gehölzstrukturen, die sich auf Haufen oder Wällen von „Lesesteinen“ (größere Steine, die die Bodenbearbeitung von Ackerland erschweren und daher im Laufe der Jahrhunderte „aufgelesen“ und zur Seite auf Haufen gelegt wurden) entwickelt haben.

Produkte: Brennholz, Grünfutter, Streumaterial
Verbreitung: Mitteleuropa, Norddeutschland

 

Gewässerschutzstreifen (Riparian forest buffers)

Bei den vor allem in Europa und Nordamerika eingerichteten Gewässerschutzstreifen (im agroforstlichen Sinne) handelt es sich um gezielte und geplante Anpflanzungen von Bäumen, Sträuchern und Stauden an Ufern von Gewässern, wie Seen oder Flüssen, mit dem Ziel, für das Gewässer schädliche Auswirkungen von Landnutzung abzumildern.

Sachgemäß bewirtschaftete Gewässerschutzstreifen verbessern und schützen die Gewässerqualität, stabilisieren erodierende Ufer-Bereiche, bieten wertvolle Habitate für Land- und Wassertiere und bieten Landnutzern die Möglichkeit zur Ertragsdiversifizierung durch im Schutzstreifen erzeugte Agroforst-Produkte.

Produkte: Wert- und Brennholz, Beeren, Nüsse, Grünfutter, Wild (v.a. Niederwild)
Verbreitung: Europa, Nordamerika

 

Forest Farming

Forest farming bezeichnet den Anbau hochwertiger Sonderkulturen in einem hierfür gezielt bewirtschafteten Wald. Die Art-Zusammensetzung, Struktur und Wuchsdichte des natürlichen oder angepflanzten Baumbestandes wird dabei so modifiziert, dass den Ansprüchen der Unterkultur, z.B. hinsichtlich Beschattung, Nährstoffangebot, Wuchssubstrat, Feuchtigkeit oder Temperatur, so gut wie möglich entsprochen wird.

Produkte: Brennholz, Bauholz, Heilpflanzen, Pilze, Beeren
Verbreitung: USA, Kanada

 

Shifting Cultivation

Die Shifting cultivation (oder auch slash-and-burn Methode), wird vor allem in tropischen Gebieten häufig praktiziert und ist eine der ältesten agrarwirtschaftlichen Methoden der Welt. Bei diesem System wird ein direkter, periodischer Wechsel zwischen Anbau von Feldfrüchten und Bäumen vollzogen, weshalb shifting cultivation oft auch als „sequentielles Agroforstsystem“ bezeichnet wird.

Die shifting cultivation folgt dabei einem einfachen Kreislauf, bei dem zunächst die Waldvegetation verbrannt wird und im Anschluss daran auf der gleichen Fläche Feldfrüchte angebaut werden. Diese nehmen die vorhandenen Nährstoffe u.a. aus der Asche auf und nutzen sie zum Wachstum. Lassen die Erträge nach einigen Jahren nach, wird die Ackerfläche zur Erholung brach liegen gelassen (ca. 15-30 Jahre).

Produkte: Brennholz, Bauholz, Nahrungsmittel
Verbreitung: Tropen

Quelle: BTU Cottbus-Senftenberg

(s. a. Agroforstwirtschaft, Agropastoralismus, shifting cultivation, Waldbrandwirtschaft, Waldgarten, Waldweide)

Weitere Informationen:

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