Insektenzucht
Insektenzucht (engl. insect rearing oder insect farming) bezeichnet die kontrollierte Vermehrung von Insekten, um verschiedene menschliche Bedürfnisse zu erfüllen (Nutzinsekten). Sie findet Anwendung in der Lebensmittelproduktion (Speiseinsekten), als Futtermittel, zur Bestäubung von Kulturpflanzen und in der biologischen Schädlingsbekämpfung.
In der Regel werden Insekten dabei auf besonderen Nährsubstraten gehalten und vermehrt, eine eigentliche Zucht, also eine gezielte genetische Veränderung, ist damit im Normalfall nicht verbunden. Ausnahme ist die traditionelle chinesische Seidenraupen-Zucht (Seidenbau), bei der der wilde Bombyx mandarina zum Haustier Seidenspinner (Bombyx mori) weitergezüchtet wurde; der ebenfalls Seide liefernde Pfauenspinner Samia ricini ist wohl auch erst in der Zucht aus der Wildform Samia canningi hervorgegangen. Auch die Imkerei hat zahlreiche Rassen der Westlichen Honigbiene züchterisch verändert. Die Imkerei wird häufig aber nicht zur eigentlichen Insektenzucht gerechnet.
Anwendungsbereiche der Insektenzucht
- Lebensmittelproduktion: Speiseinsekten wie Mehlwürmer und Grillen werden gezüchtet, da sie reich an Proteinen und Nährstoffen sind. Sie gelten als nachhaltige Alternative zu herkömmlichen tierischen Proteinquellen. Sie benötigen weniger Ressourcen als die traditionelle Viehhaltung, und sie produzieren weniger Treibhausgase. Bedeutung besitzt die Zucht von Speiseinsekten für die menschliche Ernährung vor allem in Südostasien und dort in Thailand.
- Futtermittel: Insektenprotein wird für Haustiere und Nutztiere wie Schweine, Geflügel und Fische verwendet. Arten wie die Schwarze Soldatenfliege werden gezielt gezüchtet, da sie organische Reststoffe effizient verwerten können.
Die Züchtung von Insekten als Tierfutter ist in der Aquaristik und Terraristik weit verbreitet, wo zahlreiche Hobby-Halter Heimchen, Mehlwürmer (Larven des Mehlkäfers Tenebrio molitor) und zahlreiche andere Arten als Futtertiere züchten. - Bestäubung und Pflanzenschutz: Bestäubungsinsekten unterstützen die Befruchtung von Pflanzen wie Tomaten und Erdbeeren, während Nützlinge Schädlinge bekämpfen und synthetische Pestizide ersetzen.
Insektenzucht für die Bestäubung von Nutzpflanzen ist vor allem für den Einsatz im Gewächshaus bedeutsam, wo die meisten natürlichen Bestäuber ausfallen. Neben Honigbienen werden vermehrt Hummeln zu diesem Zweck eingesetzt. - Kreislaufwirtschaft: Insekten können organische Abfälle und Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie verwerten, wodurch sie eine nachhaltige Lösung zur Reduzierung von Abfall darstellen.
- Forschung: Insektenzucht wird auch in der wissenschaftlichen Forschung genutzt, um verschiedene biologische Prozesse zu studieren, einschließlich Genetik, Verhalten und Ökologie.
Techniken und Methoden
Die Zucht erfolgt oft in sogenannten vertikalen Farmen, wo Platz durch Stapelung maximiert wird. Automatisierte Systeme regulieren Temperatur, Feuchtigkeit und Futterzufuhr, um optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen. Die Aufzucht umfasst verschiedene Phasen: In der sogenannten Babystation schlüpfen die Larven aus Eiern und wachsen unter kontrollierten Bedingungen. In der nachfolgenden Larvenmast werden die Larven gefüttert und wachsen bis zur Erntephase heran. Anschließend werden sie verarbeitet, z.B. zu Mehl oder anderen Produkten.
Vorteile der Insektenzucht
- Nachhaltigkeit: Insekten benötigen weniger Ressourcen wie Wasser und Fläche im Vergleich zu traditionellen Nutztieren.
- Effizienz: Sie wandeln Futter effizient in Körpermasse um.
- Umweltfreundlichkeit: Der Einsatz von Insektenprotein kann den Bedarf an importierten Futtermitteln wie Soja reduzieren und die Umweltbilanz verbessern.
Die Insektenzucht wird zunehmend als Teil der "Landwirtschaft 4.0" betrachtet, da sie moderne Technologien und automatisierte Systeme nutzt, um Insekten effizient zu züchten und zu verwerten. Landwirten bietet sie eine innovative Möglichkeit zur Diversifizierung ihrer Betriebe.
Weitere Informationen:
- Insektenzucht (topagrar 2025)
- Landwirtschaft mit Insekten und Zukunft (FarmInsekt)