Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Moorkolonisation

Vorgang der Landerschließung und -nutzung in Moorgebieten durch die Moorkultur. Dabei wurden Moorkolonien angelegt. Erste Moorerschließungen setzten im Mittelalter (Niederlande) ein. Die Kerngebiete der Moore blieben menschenleer bis in die Zeit des Merkantilismus. Durch die Peuplierungspolitik vermehrten die absolutistischen Fürsten die Zahl ihrer Untertanen und damit ihre Macht. Kolonisationen im 17. Jh. z.B. in den Hochmooren Ostfrieslands und des Emslandes wurden von erfahrenen Niederländern durchgeführt. Weitere Kolonisationen erfolgten im 18 Jh. z.B. in den Niedermooren des Havellandes, der Wartheniederung und des Rhinluch bei Rhinow. In Süddeutschland (Oberschwaben, bayerisches Voralpenland) wurden vor allem gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jh. weite Moorflächen entwässert. Große Flächen der Emslandmoore wurden erst im 20 Jh. zu Wirtschaftsland.

Schatten der Vergangenheit
Schatten der Vergangenheit

Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)

Im Zuge einer langen Geschichte der Entwässerung sind Moore vielerorts aus dem Landschaftsbild verschwunden – und mit ihnen Hochwasserschutzgebiete und die Lebensräume von Pflanzen und Tieren.

Zerstört wurden mit der flächendeckenden Trockenlegung von Mooren auch andere herausragende Funktionen. Im intakten Zustand speichern Moore mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem der Welt – werden sie jedoch entwässert, kommt der über Jahrtausende im Torf gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff in Berührung und oxidiert. Dadurch gelangen riesige Mengen der Treibhausgase Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in die Atmosphäre. Die Geschichte der Moore ist daher immer auch eine Geschichte des Klimas. (Mooratlas)

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