Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Podsol

Der Podsol (aus russisch подзол podzol, deutsch ‚Ascheboden‘, von под pod ‚unter‘ und зола zola ‚Asche‘), auch Bleicherde oder Grauerde genannt, ist ein saurer, an Nährstoffen armer oder verarmter Bodentyp in einem feuchtkalten oder feucht-gemäßigten Klima.

Der Name „Podsol“ ist der russischen Sprache entlehnt und bedeutet so viel wie „Ascheboden“. Diese Bezeichnung ist sehr treffend, da typische Podsole an ihrem gebleichten, weißlich-grau gefärbten, teils violettstichigen Oberboden zu erkennen sind. Im sauren Boden aus genannten Ausgangssubstraten sorgen vor allem Pilze und Bakterien für den Abbau organischer Substanzen. Größere Bodenwühler wie Regenwürmer sind eher selten.

Entstehung

Podsole entwickeln sich auf Standorten mit nährstoffarmen, calcium- und magnesiumarmen Ausgangsgesteinen (Sandstein, Granit, Flugsand, usw.), bei hohen Niederschlägen, hoher relativer Luftfeuchtigkeit und verhältnismäßig geringer Jahresmitteltemperatur. Die Podsolierung ist stets mit erheblicher Versauerung verbunden. So werden die Streurückstände auf Heide- oder Nadelwaldstandorten von den Mikroorganismen nur schwer abgebaut, was zu mächtigen Humusauflagen führt. Die Humusform ist in der Regel Rohhumus oder rohhumusartiger Moder. Hieraus werden organische Säuren freigesetzt, die sich mit Eisen und Aluminium der verwitterten Minerale zu wasserlöslichen Stoffen verbinden, die in den Unterboden ausgewaschen werden. Dort werden sie unter geänderten chemischen Bedingungen wieder ausgefällt - es entsteht die typische Horizontabfolge der Podsole. Wenn die oberen B-Horizonte zu Ortstein verhärtet sind, behindert dies das Wurzelwachstum und kann darüber hinaus Wasserstau verursachen.

Durch Wiederaufforstung ehemaliger Eichen-Birkenwälder mit Kiefern und durch die Verbreitung der Heidevegetation als Folge der mittelalterlichen Plaggenwirtschaft begünstigte der Mensch die Podsolierung.

Eisenhumuspodsol im Feldberggebiet (Südschwarzwald)

Eisenhumuspodsol im Feldberggebiet (Südschwarzwald)

Eisenhumuspodsol (Ah-Ae-Bsh-IIBhs-IIBs-IIIBvC) auf Rotmeersandern. Südschwarzwald, Bärental, NSG Rotmeer.

Quelle: U. Burkhardt CC

Verbreitung

Ihre Verbreitung reicht in Deutschland von der Küste über das humide Bergland bis in die Alpen, sogar bis oberhalb der Waldgrenze von 2.200 m. Auf den Dünen und Flugsanddecken des norddeutschen Tieflandes (Emsland, Oldenburger Geest, Lüneburger Heide, westliches Schleswig-Holstein, Brandenburg) finden sich unter Nadelwald und Besenheide Eisenhumuspodsole. Auf silikatreichen Schmelzwassersanden unter Nadelwald sind Eisenpodsole entwickelt. An Standorten mit Grundwasseranschluss bildeten sich unter Glockenheide Humuspodsole.

Im Bergland haben sich Podsole auf Granit und Gneis (Harz, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Südschwarzwald, Bayerischer Wald), auf Buntsandstein (Nordschwarzwald, Solling), auf Kreide-Sandstein (Teutoburger Wald), auf Keupersandsteinen (Süddeutschland) oder auf Quarzit (Rheinisches Schiefergebirge) entwickelt. Außerhalb Deutschlands kommen Podsole vor allem in Skandinavien bis hin zu den subpolaren Zonen vor, wo sie die am meisten verbreiteten Böden sind.

Podsol - Vorkommen in Deutschland

Podsol - Vorkommen in Deutschland

Ihre Verbreitung reicht in Deutschland von der Küste über das humide Bergland bis in die Alpen, sogar bis oberhalb der Waldgrenze von 2.200 m.

Im Nordwestdeutschen Tiefland werden Podsolstandorte regional großflächig durch Tiefpflügen in Ackerland umgewandelt und damit ihre natürlichen Eigenschaften und Funktionen grundlegend verändert.

Quelle: © BGR Hannover

Nutzung und Funktionen

In der Landwirtschaft gehören die Podsole zu den ertragsarmen Böden. Sie sind sandig, nährstoffarm und sauer und haben Eigenschaften, die einem optimalen Wachstum der meisten Nutzpflanzen entgegenstehen.

Im nordwestdeutschen Tiefland waren Podsole als trockene und leicht zu bearbeitende Böden vormittelalterlich begehrte Siedlungsstandorte und wurden für den Roggenanbau bevorzugt. In Gegenden mit hohem Anteil von Podsolböden war in der Vergangenheit die Bevölkerung allerdings häufig vom Hunger bedroht.

Im Mittelalter waren Podsole mit Heidevegetation besetzt und dienten als Schafhuden, Bienenweiden und Plaggenentnahmegebiete. Zur Bodenverbesserung wurde in Nordwestdeutschland auf solchen Böden das Plaggen angewendet, so dass die Podsole allmählich in Plaggeneschböden umgewandelt wurden. Diese alten Nutzungen prägen örtlich bis heute das Landschaftsbild.

Mit Einführung der Mineraldüngung im 19.Jh. wandelte sich die Nutzung hin zum Ackerland. Nach kulturtechnischen Maßnahmen wie dem Brechen der Ortsteinschicht und großflächiger Beregnung können auf Podsolböden trotz geringer Bodenzahlen gute Erträge erzielt werden. Da Podsol jedoch zur Auswaschung neigt, besteht die Gefahr, dass Dünger und Pflanzenschutzmittel ins Grundwasser gelangen können.

Gebiete mit überwiegendem Podsolanteil, wie Sanderflächen oder Gebiete mit periglazialer oder holozäner Flugsandsedimentation (Binnendünen) sind meistens mit Wald bestockt.

Auch im Bergland steht auf den Podsolstandorten die forstliche Nutzung im Vordergrund. Für die waldbauliche Eignung sind insbesondere der Grad der Versauerung sowie die Tiefenlage und die Härte der Ortsteinschicht entscheidend.

Podsole besitzen meist nur ein geringes Wasserspeichervermögen, tragen aber aufgrund guter Durchlässigkeit zu einer relativ hohen Grundwasserneubildung bei und sind daher für den Landschaftswasserhaushalt bedeutend. Viele Trinkwassergewinnungsgebiete sind Podsol-Standorte. Podsole sind auch bedeutsam in ihrer Funktion als Archive der Natur- und Kulturgeschichte, da sie wichtige Informationen zur Entwicklung von Landschaft, Siedlungsstruktur und Kulturtechnik liefern.

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