Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Regosol

Der Regosol (von griechisch „rhegos“ = Decke oder bedecken) ist ein Boden mit Ah/ilC-Profil aus carbonatfreiem oder carbonatarmem (<2 Masse-%) Kiesel oder Silikatlockergestein (Sand) ohne Andeutung eines Bv-Horizontes. Der Bodentyp weist zwei Horizonte auf und wird in der deutschen Bodensystematik in die Klasse R (Ah/C-Böden) eingeteilt.

Entstehung und Verbreitung

Sand ist das klassische Ausgangsmaterial für Regosole, da andere kalkarme bis kalkfreie Lockermaterialien (< 2 % CaCO3) äußerst rar sind. Wenn dieser an der Oberfläche ansteht, so liegt vorerst nur ein Horizont („reiner Sand“) vor. Sobald sich eine Besiedlung mit Pflanzen einstellt, kommt es zur Bildung von Humus, so dass sich an der Oberfläche ein zweiter Horizont („humoser Sand“) bildet. Dieses Anfangsstadium wird als Lockersyrosem bezeichnet. Sobald der humose Horizont eine Mächtigkeit von über 2 cm erreicht, ist der Boden ein Regosol. Damit ist die Bodenentwicklung aber nicht abgeschlossen. Im weiteren Verlauf kommt es durch die Verwitterung zur Verbraunung und Verlehmung, so dass sich ein B-Horizont bildet und das Folgestadium erreicht wird (nährstoffarme Braunerde). Am Ende der Bodenentwicklung steht der Podsol.

In Mitteleuropa kommen Regosole nur auf jungen Oberflächen vor, da sie sich im Zug der Bodenentwicklung relativ schnell zu Braunerden und Podsolen weiterentwickeln. Längerfristige oder gar dauerhafte Regosole gibt es nur auf erosionsanfälligen Standorten. Das sind in erster Linie Küstendünen im Stadium der Graudüne. Darüber hinaus sind Regosole heutzutage aufgrund menschlicher Tätigkeit allgemein weit verbreitet. In erster Linie auf erodierten Flächen durch unangepasste Nutzung. Auch Materialverlagerungen im Zuge des Tiefbaus oder Truppenübungsplätze mit sandigem Untergrund können genannt werden. Weltweit sind Regosole in Trockengebieten mit sandigen Wüsten und Halbwüsten weit verbreitet. Dort sind sie wegen der geringen Biomasseproduktion und der ständigen Winderosion auch häufig das Endstadium der Bodenbildung.

Horizontabfolge

Der Regosol besitzt laut Deutscher Bodensystematik die Horizontabfolge Ah/ilC.
Ah: Der Oberbodenhorizont (A) ist humos (h). Er besitzt eine Mächtigkeit von mindestens 2 cm und maximal 40 cm (durchschnittlich 10–20 cm). Der A-Horizont geht direkt in ein Lockergestein über. Unter landwirtschaftlicher Nutzung kann auch die Bezeichnung Ap (p = gepflügt) vorkommen.
ilC: Das Ausgangsmaterial (C) ist locker (l) und kalkarm bis kalkfrei (i = silikatisch; ≤ 2 Gew.% Kalk). In der Regel handelt es sich um Sand (z. B. Flug-, Geschiebesand). Das Material ist weitgehend unverwittert und muss eine Mächtigkeit von mindestens 30 cm haben.

Regosol aus glazifluviatilen Sedimenten (Schweiz, Zentralalpen)

Regosol aus glazifluviatilen Sedimenten
(Schweiz, Zentralalpen)

Regosole entwickeln sich aus carbonatfreien oder carbonatarmen Kiesel- oder Silikatlockergesteinen (z. B. Dünensand, Geschiebesand, glazifluviatilen oder fluvioglazialen und glazialen Sedimenten). Aufgrund des vergleichsweise nährstoffarmen Ausgangsgesteins sind Regosole in der Regel nährstoffarm und sauer. Sie eignen sich für den Waldbau und für die landwirtschaftliche Nutzung, wenn ausreichend Düngemittel die Nährstoffarmut ausgleichen.

Quelle: Alexander Stahr

Eigenschaften

Sand kann kaum Wasser und Nährstoffe speichern. Von daher sind Regosole Risikostandorte für Trockenstress und Nährstoffmangel. Wegen des Einzelkorngefüges von Sand ist das Material sehr erosionsanfällig. Vorteile von Sand sind eine gute Bearbeitbarkeit, Durchwurzelbarkeit, Durchlüftung und Erwärmbarkeit. Der pH-Wert kann stark schwanken. Auf den meisten Sanden sind sie sehr niedrig; nur an Küsten wegen der Muschelschalen sehr hoch. Durch die niedrige Nährstoffhaltefähigkeit von Sand kommt es aber zu einer schnellen Entkalkung, so dass die Werte mit der Zeit sinken. Regosole entwickeln sich unter guten Bedingungen weiter zur Braunerde.

Nutzung

Regosole sind prinzipiell landwirtschaftlich nutzbar. Wegen der Eigenschaften des sandigen Ausgangsmaterials (Nährstoffarmut, niedrige pH-Werte, Erodierbarkeit und geringen Wasserhaltefähigkeit) sind die Ertragserwartungen aber gering und unsicher. Im Anbau befinden sich Kulturen mit geringen Ansprüchen (Roggen), solche die lockere, warme Böden bevorzugen (Spargel, Kartoffeln) oder Generalisten (Mais).

Mögliche Maßnahmen zur besseren Ackernutzung sind z. B. Bewässerung, regelmäßige und angepasste Düngung oder Humusanreicherung durch organische Düngung (Verbesserung der Haltekapazität von Nährstoffen und Wasser). Insbesondere der Erosionsschutz muss beachtet werden, vor allem wenn der vorliegende Regosol erst durch Erosion entstanden ist.

Sandböden werden in Mitteleuropa oft forstwirtschaftlich genutzt (Kiefern). In den Dünengebieten der Küsten ist eine landwirtschaftliche Nutzung weder möglich noch zweckmäßig. Der Dünengürtel ist wichtig für Natur- und Küstenschutz.

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