Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ranker

Als Ranker wird ein schwach entwickelter und flachgründiger Boden bezeichnet, der auf kalkarmen bis kalkfreien Festgestein wie Sandstein, Granit oder Quarz entsteht. Der Name leitet sich von Rank (österr. = Berghalde, Steilhang) ab. Der Bodentyp weist zwei Horizonte auf und wird in die Klasse R (Ah/C-Böden) eingeteilt.

Entstehung und Verbreitung

Wenn sich auf Festgestein eine dünne Schicht Boden gebildet hat, ist ein frühes Stadium der Bodenentwicklung erreicht (Syrosem). Der Boden wird durch fortschreitende Humusbildung, Ablagerung von Staub und Verwitterung des Gesteins zunehmend mächtiger. Sobald die Bodenschicht mehr als 2 cm misst, gehen aus dem Syrosem höher entwickelte Bodentypen hervor – die Böden der Klasse R (Ah/C-Böden). Auf kalkarmen bis kalkfreien Gesteinen (Quarzit, Tonstein, Sandstein oder Schluffstein) sind das die Ranker. Damit ist die Bodenentwicklung aber nicht abgeschlossen. Im weiteren Verlauf kommt es zur Verbraunung und Verlehmung, so dass sich ohne weitere Störungen ein B-Horizont bildet und das Folgestadium erreicht wird (Braunerde). Am Ende der Bodenentwicklung steht meist der Podsol; in seltenen Fällen (Tonstein) die Terra fusca.

Ranker sind in Mitteleuropa typisch für die Hanglagen der Mittelgebirge, wenn entsprechende Ausgangsgesteine anstehen. Für Mitteldeutschland sind dies beispielsweise im Harz der Granit oder im Wiehengebirge der Sandstein. Der Bodentyp kommt, wie bereits die Namensherkunft schließen lässt, nur an Hangpositionen dauerhaft vor, da nur dort die Erosion der (schnellen) Weiterentwicklung des Bodens entgegenwirkt. Darüber hinaus sind Ranker heutzutage aufgrund menschlicher Tätigkeit weitaus häufiger als früher. So kam es auf vielen Ackerflächen an Hanglagen zu einer Bodenerosion. Dadurch wurden höhere Entwicklungsstadien abgetragen und erneut Ranker erreicht. Ranker finden sich auch in den Hochlagen der Mittelgebirge und in Hochgebirgen wie den Alpen, wo steile Hanglagen, Erosion und schwer verwitterbare Quarzite oder kieselsäurehaltige Gesteine nur die Entwicklung von sauren, nährstoffarmen Rankern zuließen.

Horizontabfolge

Der Ranker besitzt laut Deutscher Bodensystematik die Horizontierung Ah/imC. Ah: Der Oberbodenhorizont (A) ist humos (h). Er besitzt eine Mächtigkeit von mindestens 2 cm und maximal 30 cm (andere Ah/C-Böden 40 cm). Unter landwirtschaftlicher Nutzung kann auch die Bezeichnung Ap (p = gepflügt) vorkommen.

Ranker in der Wimbachklamm in den Berchtesgadener Alpen mit Ah/ixC-Profil

Ranker in der Wimbachklamm in den Berchtesgadener Alpen
mit Ah/ixC-Profil

Unter dem etwa zehn Zentimeter mächtigen, steinreichen Oberboden mit Krümelgefüge (Ah-Horizont) folgt im ixC-Horizont (i = kieselig oder silikatisch, x = steinig) das oberflächlich verwitterte, reine Kieselgestein des Juras (Radiolarit).

Quelle: Alexander Stahr

Eigenschaften

Ranker sind schwach entwickelte, sehr flachgründige Böden, die vom darunter befindlichen Festgestein geprägt sind (zum Beispiel Granit, Schiefer, Radiolarit oder Quarzit). Der Kalkgehalt liegt per Definition unter zwei Prozent und der humose Oberboden (Ah-Horizont) ist nicht mächtiger als 30 Zentimeter.

Da zahlreiche Gesteine in Frage kommen, können die Eigenschaften variieren. Durch das kalkarme Ausgangsmaterial sind die pH-Werte des Bodens aber in aller Regel sauer. Auf quarzreichen Gesteinen wie Sandstein, Quarzit oder Granit sind Ranker überwiegend nährstoffarm (dystroph). Liegt dagegen kalkarmes aber nährstoffreicheres Gestein vor wie Glimmerschiefer, Schluffstein oder Tonstein, können sie auch nährstoffreich sein (eutrophe Ranker bzw. Eu-Ranker). Während Eu-Ranker hochwertige Humusformen (Mull) und Mineralisierungsraten aufweisen, sind die Verhältnisse für den Abbau organischer Stoffe auf dystrophen Rankern schlecht. So bilden sich die ungünstigen Humusformen Moder und Rohhumus sowie nicht umgesetzte Laubauflagen, die wiederum die Podsolierung fördern. Eine wesentliche Eigenschaft aller Ranker ist die Flachgründigkeit durch das nah anstehende Festgestein.

Ein relativ geringer Ton- und Humusgehalt im Ah-Horizont lässt kaum die Bildung von Ton-Humus-Komplexen zu. Daher ist die Austauschkapazität von Nährstoffen und der Nährstoffnachschub aus dem basenarmen Ausgangsgestein sehr gering. Verhindert die mangelnde Verlehmung eine ausreichende Speicherung von Wasser, so ist die Durchlüftung des Bodens hingegen recht gut.

Nutzung

Ranker haben ein geringes landwirtschaftliches Ertragspotential. Wegen der häufigen Hanglage, Flachgründigkeit und Nährstoffarmut werden sie in Mitteleuropa nur noch selten als Acker genutzt. Auf landwirtschaftlichen Flächen überwiegt eine Nutzung als extensives Grünland. In südexponierten Lagen, z. B. des Kaiserstuhls, dienen sie auch dem Weinbau.

Bedeutend ist vor allem die forstwirtschaftliche Nutzung. Durch den steinigen, geringmächtigen Untergrund bieten Ranker jedoch nicht allen Bäumen einen hinreichenden Standort. Es dominieren Nadelbäume wie Tannen und Fichten. Die forstliche Nutzung ist zwar nicht besonders wirtschaftlich, jedoch zum Erhalt und Schutz der Bodendecke zweckmäßig.

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