Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Wiesenbewässerung

Form der Bewirtschaftung von Wiesenflächen in der Landwirtschaft mit dem Ziel der Düngung und besseren Wasserversorgung der Wiesen. Grünlandflächen, die durch das Aufstauen von Bächen künstlich bewässert wurden, bezeichnet man auch als Flößwiesen. Wiesenbewässerung wird vor allem in europäischen Mittel- und Hochgebirgen praktiziert.

Die so genannten Wässerwiesen sind ein Element historischer Kulturlandschaften in Mitteleuropa, das seinen Ursprung wahrscheinlich im Mittelalter hat. Hierzu legte man ganze Grabensysteme und kleine Weiher an, um das Wasser unter anderem von den Häusern, Straßen und Stallungen zu sammeln und zur Ertragssteigerung auf die Wiesen zu leiten. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Methode der Wiesenbewässerung einen großen Aufschwung.

Zum Ausbau der Wiesen wendete man, je nach Wasserangebot und Relief, verschiedene Techniken an. So z. B. Überstauung, natürlichen Hangbau, Beethangbau oder den Rückenbau, bei dem man die Wiesenoberflächen vollständig umgestaltete. Die Bewässerung der Wiesen wirkte sich deutlich auf den Vegetationsbestand der Wiesenflächen und Gräben aus: ehemalige Wässerwiesen weisen heute häufig eine hohe Strukturdiversität auf und sind – vor allem abhängig von dem Erhaltungszustand – als Kulturdenkmal einzustufen.

Zur Zeit der traditionellen Landwirtschaft, z.B. der Dreifelderwirtschaft war Düngermangel ein prinzipielles Problem. Dünger konnte nur über organisches Material (Gülle, Mist, Laubstreu, Erntereste, Abwasser u.a.) zugeführt werden. Der Ertrag der Ackerflächen war begrenzt durch den Viehbestand als Hauptlieferant organischen Düngers. Deshalb galt der mittelalterliche Ausbau der Bewässerungssysteme vorrangig der Wiesenbewässerung. Ertragreiche Wiesen waren der Schlüssel zu einer allgemeinen landwirtschaftlichen Produktivitätssteigerung. Über die Flächenverrieselung konnten den Wiesen in großem Umfang externe Nährstoffe zugeführt werden.

In der Vergangenheit wurde die Bewässerung von Wiesen, Ackerland, Obsthainen, Gärten und Rebbergen oftmals kombiniert als Feldbewässerung wie auch in Wechselwirtschaft durchgeführt. Dies gilt besonders für die intramontanen Trockentäler und die trockeneren Gebiete Südeuropas. Eine solche Wechselwirtschaft gab es auch in manchen Tallagen der Gebirgsvorländer und auch in Hügelländern.

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