Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Stagnogley

Der Stagnogley ist ein Stauwasserboden, dessen Nassphase im Vergleich zum Pseudogley deutlich länger andauert, oft mehrere Monate lang. Man könnte diesen Boden auch als „extremen Pseudogley“ bezeichnen. Seine Dynamik ähnelt stark dem Gley.

Eigenschaften

Der Normstagnogley weist ein Sw-Ah/S(e)rw/IISrd-Profil auf (e von eluvial = nassgebleicht, r von reduziert, II = geologische Schichtgrenze). Charakteristisch sind seine Luftarmut, eine starke Entbasung, seine starke Bleichung im Srw-Horizont und Rostfleckung (Marmorierung) im Srd- bzw. IISrd- Horizont sowie die geringe biologische Aktivität und Nährstoffarmut. Feuchtrohhumus ist demzufolge häufig als organische Auflage anzutreffen. Durch die länger anhaltenden reduzierenden Verhältnisse (S-Horizonte beginnen weniger als vier Dezimeter unter der Geländeoberfläche) bei kühl-feuchtem (humiden) Klima erfolgt eine seitliche Verlagerung von gelöstem Eisen oder z. B. Mangan, was die auffällige Nassbleichung im Srw-Horizont bewirkt.

Stagnogley

Stagnogley

Stagnogley aus flachem Hochmoortorf (Holozän) über lössreichem, grusführendem Schluff (Hauptlage) über grusführendem Lehm (Basislage) mit Sandstein (Hardegsen-
Folge) mit einem Ah/Srw/IISrd/IIilCv-Profil.

Stagnogleye kommen in Mitteleuropa bevorzugt auf hochgelegenen Verebnungen der Mittelgebirge vor, in diesem Fall im Reinhardswald, westlich der Weser (Nordhessen).

Quelle: HLUG / Alexander Stahr

Verbreitung

Stagnogley entsteht vorwiegend unter kühl-feuchten Klimabedingungen aus sandreichem Material über dichtem sandig-lehmigem bis schluffig-tonigem Untergrund. Stagnogleye treten in hochgelegenen Verebnungen mitteleuropäischer Mittelgebirge (Schwarzwald, Erzgebirge und Eifel) auf und sind dort mit weniger vernässten Braunerden oder Pseudogleyen vergesellschaftet.

Der Stagnogley wird im Volksmund auch Molkenboden, Molkenpodsol (wegen der Bleichung des Srw-Horizontes) oder Missenboden genannt (Misse oder auch Müsse ist eine im Nordschwarzwald gebräuchliche Bezeichnung für kleinräumige, flachgründige Moore). Den Namen Molkenboden hat der Stagnogley von dem Umstand, dass aus dem gebleichten Srw-Horizont austretendes Wasser den Farbton von Molke hat. In den Hochlagen der Mittelgebirge kann die Humusauflage unter Umständen auf über 30 cm Mächtigkeit anwachsen.

Nutzung

Der nährstoffarme, oft stark versauerte Boden ist luftarm und eignet sich auf Grund von geringer Wuchsleistung der angebauten Früchte nicht für eine landwirtschaftliche Nutzung. Dass Stagnogleye landwirtschaftlich als Weide zumindest in historischer Zeit genutzt wurden (Waldweide), zeigt an manch einem Standort eine durch Viehtritt induzierte Verwürgung oder Verwühlung des humosen Oberbodens (Sw-jAh-Horizont, j für anthropogen umgelagertes Substrat), die taschenartig in den Srw-Horizont hineinreicht.

Als Waldstandort sind Stagnogleye geeignet, sofern Baumarten gewählt werden, die mit den extremen Standortbedingungen zurechtkommen. So etwa die Stieleiche (Quercus robur), die wegen ihrer sehr guten Anpassungsfähigkeit auch auf wechselfeuchten bis nassen Böden gedeihen kann.

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