Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Obstwiese

Meist synonym zu Streuobstwiese verwendete Bezeichnung für einen einst weitverbreiteten und artenreichen Kulturlandschaftstyp. Kennzeichnend ist seine Doppelnutzung, also Obst- und Viehfutterproduktion.

Solche Obstwiesen weisen folglich zwei Stockwerke auf: die Baumkronen und die Krautschicht. Durch den weiten Stand der Bäume - meist mit unterschiedlichem Alter und unterschiedlichen Arten und Sorten - ist die Krautschicht besonnt und sehr vital. Sie wird von Gräsern dominiert, enthält aber auch viele blühende Pflanzen. Beide Stockwerke bieten vielen Tieren Nahrung und Lebensraum. Moderne monokulturelle Obstanlagen und sog. produktives Grünland sind dagegen eher artenarm.

Bei diesen durch den Menschen entstandenen Biotopen wird Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt, auf die Anwendung synthetischer Behandlungsmittel, also Pestizide und Mineraldünger, wird verzichtet. Es handelt sich um eine Produktionsform mit regionalen und lokalen Eigenheiten, deren Ursprung bis ins Mittelalter zurückreicht. Traditionell wurden in diesem Lebensraum sowohl die Früchte der Bäume genutzt (Obernutzung) als auch die Unterkultur in Form von Acker, Wiese, Weide oder Garten (Unternutzung). Die wirtschaftliche Nutzung der Unterkultur erklärt die relativ weiten Abstände zwischen den Bäumen.

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