Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Farmwirtschaft

Großbetriebliche Individualwirtschaft, die als typisch für die von europäischen Kolonisten erschlossenen und besiedelten Überseegebiete gilt. Die einzelnen Teilräume liegen im mittleren Westen Nordamerikas, in der Pampa Südamerikas, in Südwest- und Südostaustralien in Neuseeland, in Süd- und Südwestafrika und neuerdings im Agrargürtel der GUS-Staaten von der Ukraine bis Mittelasien. Betriebe über 100 ha mit Familien- und Lohnarbeitsverfassung herrschen vor. Die Farmwirtschaft besitzt oft einen hohen spekulativen, business-orientierten Charakter, verbunden mit einer starken Mobilität der nicht an Traditionen gebundenen Betriebsinhaber. Der Anteil von Farmbetrieben im Besitz von Agrokonzernen und Kapitalgesellschaften steigt rasch. Traditionelle Bindungen an Hof und Herkunft, Verpflichtungen gegenüber einer in mehr als 1.000 Jahren gewachsenen, vielfältigen Kulturlandschaft wie sie für weite Teile von Europas Landwirtschaft noch typisch sind, gibt es in diesen "jungen" Ländern kaum. Diese unterschiedliche Konzeption ist auch der Hintergrund der immer wiederkehrenden Agrarkonflikte zwischen EU und den USA.

Die Produktion ist spezialisiert auf den großflächigen Anbau weniger Feldpflanzen, insbesondere auf Weizen und Mais; außerdem erreichen Baumwolle und Tabak (USA), Luzerne und Flachs (Argentinien), Zuckerrüben und Sonnenblumen (Ukraine) Bedeutung. Die Flächenerträge bleiben hinter denen Mittel- und Westeuropas zurück. Die Viehhaltung spielt eine untergeordnete Rolle, das Großvieh fehlt oftmals ganz.

Der Begriff erfährt aber auch eine großzügige Erweiterung seiner Bedeutung, z.B. im Zusammenhang mit urbanen Landwirtschaftsprojekten (Roof Water-Farm).

Pfeil nach linksFarming 4.0HausIndexFaserpflanzenPfeil nach rechts