Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Farming 4.0

Syn. Landwirtschaft 4.0; Konzept, das die engere Verbindung von Informations- und Kommunikationstechnik mit der landwirtschaftlichen Produktion beschreibt. Der Einsatz intelligenter und vernetzter Systeme, die verschiedenste Datentypen aus unterschiedlichsten Quellen integrieren, verspricht eine Steigerung der Produktivität und der Effizienz. Ein weiteres Kennzeichen ist die Erhöhung der Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. Nutzniesser sind daher nicht nur die Landwirt, sondern auch die Umwelt, die vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche bis hin zum Konsumenten.

Farming 4.0 knüpft am Konzept von Industrie 4.0 an, wenngleich mit grundlegenden Unterschieden. Während bei Industrie 4.0 die Entscheidungen im Produktionsprozess vom herzustellenden Produkt ausgehen, ist dies für landwirtschaftliche Erzeugnisse nicht oder nur schwer denkbar. Bei der Produktion von Massengütern wie Getreide wird auch künftig nicht das einzelne Getreidekorn den Ernteprozess steuern. Aus agrarinformatischer Sicht könnte man landwirtschaftliche Nutztiere als die ersten intelligenten, teilautonomen und selbstgesteuerten Produktionssysteme bezeichnen, die z.B. selbstgesteuert Milch und Fleisch produzieren. Weidevieh weidet und tränkt sich selbsttätig und bringt sich bei Gefahr ohne fremde Steuerung in Sicherheit. So gesehen praktiziert die Landwirtschaft Farming 4.0 schon seit der Domestizierung von Haustieren seit ca. 10.000 Jahren.

Für den Großteil der Agrarinformatiker und Landtechniker wird Farming 4.0 aber wohl eher bedeuten, dass autonom agierende Maschinen die Produktionsprozesse selbstverantwortlich übernehmen. Intelligente Schlepper, Erntemaschinen und Melkroboter sind bereits Realität oder stehen kurz vor der Serienproduktion. Diesen werden künftig lediglich Produktionsziele vorgegeben, die es einzuhalten gilt. Wie dies aber im Einzelnen erfolgen soll, bleibt im Entscheidungsbereich der Maschinen. Für das Produktionssystem Getreide könnte der Landwirt z.B. vorgeben, mit welchem Intensitätsgrad produziert werden soll. Feldspritze und Düngerstreuer würden dann selbstständig entscheiden, wann und wo welche Mengen auszubringen sind. Der Landwirt wird künftig wohl nur noch im Fehlerfalle operativ eingreifen müssen. Im Normalfall wird sich seine Tätigkeit auf die Vorgabe von Zielen beschränken. (Clasen)

(s. a. Digitalisierung der Landwirtschaft, Internet der Dinge)

Pfeil nach linksFarmerHausIndexFarmwirtschaftPfeil nach rechts