Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ecofarming

Konzept der kleinbäuerlichen Landbewirtschaftung in den wechselfeuchten und immerfeuchten Tropen, das durch Rückbesinnung auf gelungene traditionelle Agrarkulturen unter weitgehendem Verzicht auf zugekaufte Hilfsmittel die Bodenproduktivität durch standortangepaßte, umweltschonende Bewirtschaftungsmethoden zu steigern und langfristig zu erhalten sucht. Das Ecofarming orientiert sich am Mangel in Entwicklungsländern und ist als Alternative zur Technologie der Grünen Revolution entwickelt worden.
Aus vielen tropischen Gebieten liegen Untersuchungen über standortgerechte Wirtschaftsformen vor. Die vielgestaltige naturräumliche Gliederung verbietet es aber, die Ergebnisse zu verallgemeinern und auf andersgeartete Räume zu übertragen. Bereits die autochthonen Intensivsysteme haben eine nachhaltige Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit bei Besiedelungsdichten häufig bis zu dreihundert, in einigen Fällen bis fünfhundert Menschen pro km² geleistet. In diesen Beispielen ist es der lokalen Bevölkerung gelungen, durch einen ökologisch sinnvollen Methodenwandel den Schritt vom Wanderfeldbau zur permanenten Landnutzung zu vollziehen. Dabei ergeben sich erstaunliche methodische Ähnlichkeiten trotz klimatischer und ethnischer Vielfalt:

Egger (1989) empfiehlt, daß jedes Ecofarming-Konzept an diesen Methoden ansetzen und von ihnen das grundsätzliche "Ecodesign" ableiten solle. Eine notwendige standortbezogene Entwicklung in den Tropen stellt den ökologischen Landbau in Kontrast zur Grünen Revolution mit ihrem Technologietransfer aus den Industrieländern. Sinnvoll ist die langsame Methodenentwicklung im Dialog mit lokalen Partnern. Moderne technische Hilfsmittel sollen nur moderat zur Stützung des gewünschten Agrarökosystems eingesetzt werden.

Ziele und Merkmale der tropischen Ökolandwirtschaft:

Standortgerechte Nutzungsformen für die Ungunsträume der immerfeuchten Tropen sind bislang erst unzureichend erprobt. Hier muß die Bodennutzung der natürlichen Vegetation (Tropischer Regenwald) möglichst nahekommen, wenn eine langfristige Ertragssicherung auf den nährstoffarmen Böden erreicht werden soll. Agroforstwirtschaftssysteme kommen dieser Forderung entgegen. Überzeugende Realisationen sind bislang aber weniger aus dem Tieflands-Regenwald bekannt, sondern vielmehr aus Bergwäldern Ostafrikas oder Kameruns. Ein Durchbruch des Eco-Farming-Konzeptes ist bislang nicht erfolgt. Insbesondere ist eine frustrierende Phase des Durchhaltens zu überbrücken, da die Wirkungen des ökologischen Anbaus auf die bäuerlichen Einkommen erst mittelfristig eintreten.

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