Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Borealer Nadelwald (Taiga)

Vor allem in Eurasien auch Taiga (Lehnwort aus dem Russischen "тайга" für „dichter, undurchdringlicher, oft sumpfiger Wald“); Bezeichnung für eine Vegetationszone, die vor allem unter den Bedingungen des Schnee-Waldklimas entsteht, und die ausnahmslos auf der Nordhalbkugel vorkommt. An sie schließen im Norden die Tundra und im Süden sommergrüne Laubwälder oder Steppen an.

Die Taiga ist die nördlichste Waldformation der Erde. Sie wird charakterisiert durch ein kontinentales Klima mit wenig Regen und starken Temperaturschwankungen mit bis zu -40 °C im Winter und um die 20 °C in den kurzen Sommern.

Die boreale Nadelwaldzone erstreckt sich vom nördlichen Europa (Skandinavien, nordwestliches Russland) über Eurasien (Sibirien, Mongolei, nördliches Japan) bis nach Nordamerika (Alaska, Kanada) und bildet somit die größten zusammenhängenden Wälder der Erde.

Da in Eurasien die Kontinentalität und Winterkälte am stärksten ausgeprägt ist, hat der kontinuierliche Permafrost, der in Nordamerika nur bis in die Waldtundra hineinreicht, hier seine größte Verbreitung bis weit ins Innere des Kontinents.

Die südlichsten Vorkommen der immergrünen Nadelwälder liegen an den Ostseiten der Kontinente, auf den Westseiten ist die Verbreitungsgrenze infolge warmer Meeresströmungen wesentlich weiter nach Norden verschoben. Auf der Südhalbkugel fehlen die großen Landmassen, so dass die für die borealen Wälder typischen Klimacharakteristika so nicht vorkommen.

Charakteristisch für die verschiedenen Formen der borealen Wälder sind relativ gleichförmige Nadelwaldgebiete, die weltweit von nur vier Nadelholz-Gattungen geprägt werden – von Fichten, Kiefern, Tannen und Lärchen –, deren Wuchsbild nach Norden hin immer schlanker wird. Unterbrochen werden diese Gebiete in den Niederungen von baumfreien Mooren (sehr großflächig in Westsibirien), in Nordasien von Weichholzauen in den Flusstälern und in Nordostsibirien wechseln sich Lärchen-Waldtundra und Lärchentaiga mosaikartig ab. Weichlaubhölzer – vor allem Birken und Espen – sind als Pionierbaumarten und in geschützten Lagen nahezu überall im Nadelwald zu finden. Der Boden ist zumeist flächendeckend von relativ niedrig wachsenden, sommergrünen Zwergsträuchern (insbesondere aus der Gattung der Heidelbeeren) und von dicken „Teppichen“ aus Moosen und Flechten bedeckt. Totholz findet sich in allen Stadien in großen Mengen.

Durch die niedrigen Temperaturen und den ab einer gewissen Tiefe oftmals ganzjährig gefrorenen Boden (Permafrost) bilden die ohnehin schon schwer zersetzbaren Nadeln eine dichte Streuauflage auf dem Waldboden, so dass wichtige Nährstoffe nicht freigesetzt werden können und für die Pflanzen nicht verfügbar sind. Als zonaler Bodentyp gilt der Podsol, der jedoch nur außerhalb der Permafrostgebiete typisch entwickelt ist. Bei ständiger Bodengefrornis sind stattdessen Gleypodsole, Kryotaigagleye und Kryotaigaböden kennzeichnend.

Regelmäßige Feuer, meist ausgelöst durch Blitzschlag, vernichten die Streuauflage, setzen die Nährstoffe frei und ermöglichen auch den Samen den Kontakt mit dem nährstoffreichen Mineralboden, damit sie keimen können. Die Zusammensetzung und das mosaikartige Verbreitungsmuster der Waldareale unterschiedlichen Alters wird maßgeblich vom zyklischen Auftreten von Waldbränden bestimmt. Feuer ist ein natürlicher ökologischer Faktor und sowohl für die Regenerationsdynamik der Wälder als auch für die Nährstoffkreisläufe von großer Bedeutung. Infolge des Klimawandels werden die Brände etwa durch Blitzeinschläge häufiger und intensiver auftreten, und die natürlichen Regenerationsprozesse geraten aus dem Gleichgewicht. Die Artenzusammensetzung wird sich zugunsten von Laubbäumen verschieben.

Landnutzung

Obwohl reich an Bodenschätzen, gehören die borealen Waldgebiete zu den dünbesiedelten und durch menschliche Einwirkungen insgesamt relativ wenig veränderten Räumen der Erde. Die charkteristischen Nutzungsarten sind Holzeinschlag und Torfabbau sowie traditionell Pelztierjagd (Zobel, Silberfuchs u.a.) und Sammeln von Wildbeeren. Die agrare Nutzung spielt dagegen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Gewisse Hoffnungen knüfen sich an Wildbewirtschaftung und Tourismus, sowie die Eploitation von Rohstoffen (Erdöl, Erdgas u.a.).

Der Holzeinschlag deckt ca. 90 % des Papier- und Schnittholzbedarfs der Erde. Zur Erhaltung der Holzreserven ist es nötig, dass die weithin noch immer geübte Praxis der bloßen Exploitation von planmäßigen Aufforstungen begleitet wird.

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