Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bodengefüge

Bezeichnung für den inneren räumlichen Bau des Bodens. Der Begriff ist teilweise identisch mit dem früher gebräuchlicheren Begriff Bodenstruktur. Das Bodengefüge ist eine der wichtigsten fruchtbarkeitsbestimmenden Bodeneigenschaften. Man unterscheidet nach der Art der räumlichen Anordnung der festen Bodenbestandteile, die zwischen sich einen unterschiedlich großen Porenraum einschließen, zwischen dem mit dem Mikroskop erkennbaren Mikrogefüge und dem mit dem bloßen Auge zu beurteilenden Makrogefüge.
Im Bereich des Makrogefüges unterscheidet man nach dem Grad des Zusammenhalts der Bodenpartikel und nach der Art der Verklebung und/oder Absonderung:

Das Krümelgefüge, ein Untertyp des Aggregatgefüges, gilt als das erstrebte Gefüge des Saatbettes und der Ackerkrume. Es gewährleistet einen für höhere Pflanzen und Bodenlebewesen günstigen Wasser- und Lufthaushalt. Die Pflanzenwurzeln können sich ungehindert entfalten und die Nährstoffaufnahme sicherstellen. Diese Funktionen kann das Krümelgefüge besonders gut ausüben, wenn Krümel aller Größen vorliegen und dadurch ein günstiges Hohlraumsystem gegeben ist, und ferner, wenn die einzelnen Krümel stark porös und stabil gegen Regenaufschlag sind. Dadurch wird der Regen rasch aufgenommen und Verschlämmung sowie Bodenabtrag weitgehend verhindert. Eine ähnlich positive Wirkung besitzt das Wurmlosungsgefüge, ebenfalls ein Untertyp des Aggregatgefüges.

Der wesentliche Baustoff für die Krümel ist der Humus. Er wirkt direkt durch Verklebung der gröberen Bodenteilchen und indirekt durch die von ihm lebenden Mikroorganismen, welche die Bodenmasse ebenfalls verkleben. Austauschstarke Tonsubstanz mit großer spezifischer Oberfläche fördert die krümelige Aggregierung stärker als austauschschwache.
In der Natur liegt ein Gefüge, das der Forderung nach genügend Grobporen für ausreichende Belüftung in Zeiten des Wasserüberschusses und genügend Mittelporen zur Erhaltung eines großen Wasservorrates entspricht, am häufigsten in Lößböden vor. Das ist vor allem in Schwarzerden aus Löß der Fall und ist einer der wesentlichsten Gründe für deren hohen Bodenzahlen von 90 - 100 in der Reichsbodenschätzung.

Verschlechterungen des Bodengefüges treten insbesondere im Ackerbau durch die mechanischen Eingriffe der Bodenbearbeitung und Befahrung auf. Die lockernde Bodenbearbeitung führt zu einer Unterbrechung der wasserführenden Poren und setzt die Tragfähigkeit des Bodens herab. Die Befahrung kann je nach Bodenzustand, Witterungsverhältnissen und Bodendruck, der von Reifenart und Radlast abhängig ist, zu erheblichen Bodenverdichtungen führen. Beides zusammen, Unterbrechung der wasserführenden Poren und Verdichtungen, vermindern die Infiltrationsrate und das Porenvolumen des Bodens. Die Folgen sind neben verminderter Bodenfruchtbarkeit eine erheblich höhere Erosionsgefahr, insbesondere bei Böden mit hohem Schluffgehalt, die zu Verschlämmungen neigen.

Infolgedessen wird mit verschiedenen Möglichkeiten versucht, den Boden zu schonen und Verdichtungen vorzubeugen. So sind z.B. breite Reifen oder sogar Raupenfahrzeuge für Schlepper und Erntefahrzeuge üblich, die das Gewicht auf eine größere Fläche verteilen. Die gleiche Wirkung erzielen Reifendruckregelanlagen, mit der der Landwirt auf dem Acker per Knopfdruck den Reifendruck senken kann. Das vergrößert die Aufstandsfläche der Reifen und verringert den Bodendruck. In den letzten Jahren haben konservierende Bodenbearbeitungsverfahren deutlich zugenommen. 

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