Überschwemmung
Als Überschwemmung bezeichnet man einen Zustand, bei dem eine normalerweise trockenliegende Bodenfläche vollständig von Wasser bedeckt ist. Dies kann sich ereignen, wenn Wasser bei starker Wasserführung (Hochwasser), durch Rückstau (Eisversetzung) oder durch Dammbrüche über die seitliche Begrenzung des Gewässerbettes (Ausuferung) tritt.
Die katastrophalsten Überschwemmungen treten bei Starkregenunwettern auf. Dabei verwandeln sich harmlose Bäche innerhalb kürzester Zeit in reißende Ströme (sog. 'Blitzfluten', engl. 'flash floods'). Aber auch langsam steigende Hochwasserstände sind gefährlich, da es zu Destabilisierung von Dämmen und somit zu Dammbrüchen kommen kann.
Eine weitere Überschwemmungsursache stellen Sturmfluten dar. Sie treten zumeist auf, wenn Orkane der Mittelbreiten oder Tropische Wirbelstürme die jeweiligen Küstenbereiche überqueren.
Die am meisten von Überschwemmungen betroffenen Regionen der Erde befinden sich in den Monsungebieten der Tropen und Subtropen. Vor allem in Indien und Südostasien gibt es fast jedes Jahr zur Regenzeit entlang der größeren Flüsse zum Teil über viele Wochen anhaltende Überschwemmungen. Auch die Regengüsse der Tropischen Zyklonen oder eine lang andauernde Regenperiode bedingt durch ein quasistationäres Tief bzw. anhaltender Stau feuchtwarmer Luftmassen an Bergketten können in vielen Regionen der Erde zu Hochwasser und Überschwemmungen führen.
Ursachen von Überschwemmungen
Naturbedingte Ursachen:
- Binnengewässer treten bei Hochwasser über die Ufer, wenn das Wasser nicht zügig genug abfließt. Das Hochwasser kann durch ergiebige Niederschläge, aber auch durch den Bruch von Dämmen oder Staumauern infolge zu hohen Wasserdrucks entstanden sein.
- Gletscher hindern nachfließendes Wasser am Abfließen und bilden auf diese Weise einen Eisstausee.
- Sich füllende Grundwasserreservoirs führen zu steigenden Wasserständen, wenn das Grundwasser über wasserundurchlässigen Bodenschichten liegt.
- Sturmfluten schieben Meerwasser über Flussmündungen dort, wo es keine Sperrwerke gibt, tief ins Binnenland hinein sowie über Deiche an der Küste und an küstennahen Flussabschnitten hinweg oder bewirken Deichbrüche; Tsunamis können auch hoch gelegene, nicht durch Deiche geschützte Küstenabschnitte überfluten;
Teilweise anthropogen bedingte Ursachen:
- Die Versiegelung großer Flächen erschwert das Versickern von Oberflächenwasser, das ungehemmt in Bäche und Flüsse gelangt. Allerdings bewirkt Starkregen selbst eine Versiegelung tiefer gelegener Flächen, da er die Fähigkeit zur Aufnahme von Wasser auch in an sich nicht versiegelten Böden ab einem bestimmten Zeitpunkt unterbindet;
- Die Begradigung und Einengung von Flüssen führt zu einer Erhöhung der Fließgeschwindigkeit des Wassers, das schnell tiefer gelegene Gebiete erreicht und dort auf langsamer fließendes Wasser an Engstellen aufläuft. Es gibt vor allem in Ballungsräumen zu wenige Flächen, in denen sich das Wasser ausbreiten kann. Dies führt zwangsläufig zu Hochwasser bei starkem Wasserzustrom durch heftige Niederschläge und/oder in großen Mengen nachrückendes Oberflächenwasser.
- Die Ausräumung der Landschaft, das Entwässern von Feuchtgebieten, die Bodenverdichtung auf landwirtschaftlichen Flächen vermindert diese Fähigkeit, Wasser zu halten und Extreme zu dämpfen.
- Zusammengebrochene Konstruktionen oder Treibgut können sich an Brücken, Sperrwerken, Rechen oder Überläufen, bzw. Ablässen verkanten und dadurch einen Wasserstau auslösen (Verklausung);
- Auch in großer Entfernung zu größeren Flüssen kann es zu (meist lokal begrenzten) Überschwemmungen kommen. Zumeist sorgen hier Starkregenfälle dafür, dass die Kanalisation und Entwässerungsgräben die Wassermassen nicht bewältigen können. Zur Zwischenlagerung von Wassermassen geschaffene Einrichtungen wie Regenrückhaltebecken oder geplante Überschwemmungsflächen erweisen sich oft als unterdimensioniert.
Bewertung von Überschwemmungen
Überschwemmungen können erhebliche Wasserschäden am Eigentum von Menschen hervorrufen sowie die Gesundheit und das Leben von Menschen und Tieren gefährden. Besteht eine solche Gefahr, so sprechen Rettungskräfte von einem Wassernotstand. Zu unterscheiden sind temporäre Überschwemmungen, die durch das Ablaufen, Hochpumpen (z. B. aus Kellern) oder Abpumpen des eingedrungenen Wassers enden, von dauerhaften Überschwemmungen. Letztere drohen insbesondere tiefgelegenen Küstengebieten, weil der Meeresspiegel durch die globale Erwärmung seit 1850 steigt.
Bei einer Überschwemmung in bergigem Gelände können Schäden auch unterhalb des eigentlichen Wasserspiegels verursacht werden, indem Flächen in Hanglage unterspült werden. Der Hang kann oberhalb des Wasserspiegels abrutschen und Gebäude oder deren Inhalt (z. B. ein Auto in einer Garage) können nach unten abrutschen oder stürzen.
Nicht jede Überschwemmung ist schädlich. So gäbe es z. B. in Wüstengebieten ohne das regelmäßige Über-die-Ufer-Treten von Flüssen wie dem Nil abseits von Oasen kein fruchtbares Land für den Acker- und Gartenbau, und unter ökologischen Aspekten gelten naturbelassene Feuchtgebiete, die regelmäßig überschwemmt werden, als wertvoll.
Auch in Deutschland gibt es Kulturlandschaften, deren Bewohner ihren Wohlstand der Fruchtbarkeit ihres Landes verdanken, welche wiederum durch Sedimente zu erklären ist, die nach Überschwemmungen auf dem Boden zurückblieben. Dies trifft beispielsweise auf das Artland zu, das großenteils im Hase-Binnendelta liegt.
Weitere Informationen:
- Überschwemmungen (HLS 2015)