Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Trester

Die vorwiegend festen Rückstände, die nach dem Auspressen des Saftes von Obst, Gemüse oder Pflanzenbestandteilen (z. B. von Äpfeln, Weintrauben, Karotten oder Tomaten übrig bleiben. Die Rückstände beim Mahlen und Pressen von Kaffeebohnen für Espresso und Kaffee, oder bei der Olivenölherstellung werden ebenfalls als Trester bezeichnet.

Beim Weinbau werden die Pressrückstände nach Landesgegend auch als Tröber oder Lauer bezeichnet. An der Mosel heisst es Bälisch, Träsch oder Trasch in der Schweiz.

Die Trester der meisten Früchte, die beim Entsaften anfallen, werden als Futtermittel, teilweise auch als Dünger verwendet. Die Ausbringung des Wirtschaftsdüngers Trester ist z. B. im Weinbau in einem einjährigen oder dreijährigen Zyklus möglich. Zusätzlich wurde auf Bundesebene eine Regelung vereinbart, die eine Ausbringung der Trester auch im Sinne eines Ernterückstands ermöglicht.

Insbesondere im Weinbau werden die Trester auch zu Bränden verarbeitet, die bekanntesten dürften der italienische Grappa, der französische Marc und der griechische Tsipouro bzw. Raki oder auf Kreta Tsikoudia sein. In der Antike wurde aus dem Trester auch ein billiger Wein, die Lora, gekeltert.

Die Traubenkerne des Tresters werden gelegentlich wieder zur Traubenkernölerzeugung verwendet. Aus dem beim Pressen von Oliven anfallenden Ölkuchen kann durch weiteres Pressen und anschließendes Verkohlen Grillkohle gewonnen werden. Zitrus-, Rüben- und Apfeltrester werden teilweise zur Gewinnung von Pektin genutzt, das unter anderem als rein pflanzliches Ersatzmittel von Gelatine dient.
Des Weiteren sind Trester energetisch wertvoll und eignen sich für die Energiegewinnung mittels Biogasanlagen oder als Trester-Pellets, die als Brennstoff dienen können (siehe auch Lohkäse).

Apfeltrester, teilweise mit bis zu 10 % Hafer vermischt, wird in den Wintermonaten zur Wildfütterung und zum Ankirren von Schalenwild verwendet. Aus Traubentrester wird ein Tresteressig hergestellt. Durch sein herbes, kerniges Aroma eignet er sich für Salate oder würzige Gerichte. Aus gegorenem Traubentrester wird in Österreich ein als Treber, Trebern oder Trebener bezeichneter Tresterbrand (Spirituose) hergestellt.

Am Bielersee in der Schweiz wird traditionell alljährlich eine als Treberwurst benannte Spezialität gegessen. Dies ist eine Brühwurst, die während der Destillation von ausgepressten, nachgegorenen Weintrauben zu Marc (Tresterschnaps), in einer Pfanne im Brennkessel auf dem Trester schwimmend erwärmt wird.

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