Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

offene Ackerbaulandschaft

Bezeichnung für traditionelle, aber auch moderne ackerbaulich genutzte Agrarräume ohne durch Hecken, Zäune oder Bäume geprägte Strukturen. Oft sind mit ihrem Auftreten auch besondere sozio-ökonomische Verhältnisse verbunden.

Historisch gehen offene Ackerbaulandschaften auf das frühe Mittelalter zurück. Oft war das Ackerland in schmale Flurstücke zergliedert, ohne dass Eigentumsgrenzen sichtbar waren. Die typische Ackernutzung war Getreidebau, meist in Form von Zwei- oder Dreifeldersystemen. Damit verbunden war das Auftreten der Gewannflur mit ihren Verbänden schmaler, gleichlaufender, streifenförmiger Grundparzellen in Gemengelage, die im Flurzwang bewirtschaftet wurden.

Während des frühen Mittelalters wiesen manche dieser Landschaften noch Züge von frühen Hecken-Landschaften (bocage) mit umgebenden Weidegebieten auf.

Die Blütezeit im Hochmittelalter beschleunigte vor allem in den vom Getreidebau geprägten Gebieten eine rasche Verbreitung des Offenlandcharakters. Um 1300 war er bereits typisch im zentralen England (open field system), in weiten Bereichen des gemäßigten Europas und Teilen des Mittelmeerraums. In England wurden später viele der Offenlandschaften zur Weidenutzung eingehegt. Hingegen wurde z.B. im östlichen Baltikum neues Offenland entwickelt. Viele dieser offenen Agrarlandschaften behielten ihren Charakter im 20. Jahrhundert, da er eine maschinengerechte Bewirtschaftung ermöglicht.

Aktuelle offene Ackerbaulandschaften entstehen bzw. entstanden seit Jahrzehnten zusätzlich neu, teils durch Flurbereinigungen, teils durch Kollektivierungen und global betrachtet auch durch Maßnahmen der Agrarkolonisation.

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