Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Zweifelderwirtschaft

Bodennutzungssystem, das überwiegend in der antiken und frühmittelalterlichen Landwirtschaft in verschiedenen Regionen Europas angewendet wurde. Dabei wurde die Ackerfläche in zwei Felder eingeteilt, von denen eines mit Getreide bestellt wurde, während das andere brachlag. Dadurch lag im Vergleich zur Dreifelderwirtschaft stets die Hälfte statt eines Drittels der Nutzfläche brach. Alternativ konnte man das eine Feld mit Sommer- und das andere mit Wintergetreide bestellen, doch wurde der Boden dadurch stark in Anspruch genommen.

Zweifelderwirtschaft mit der alternierenden Folge von WinterungBracheSommerung – Brache wurde beispielsweise in einigen westdeutschen Landschaften (Mittelrhein, Moselgebiet, Bergstraße) im Spätmittelalter neben der Dreifelderwirtschaft (Winterung – Sommerung – Brache) betrieben. Dieses relativ extensive Bodennutzungssystem, bei dem die Ackerfläche nur in jedem zweiten Jahr bestellt wurde, wurde in Gegenden angewandt, in denen der Weinbau Arbeitszeit und Dünger derart in Anspruch nahm, dass für den Getreideanbau nur geringer Aufwand erbracht und somit geringer Ertrag erwartet werden konnte.

In der Schweiz war die Zweifelderwirtschaft in Gebieten mit nährstoffärmeren Böden und/oder trockenem Klima verbreitet, v.a. auf der Alpensüdseite (Wallis, Tessin). Sie kam aber auch dort vor, wo es eine starke Nachfrage nach Brotgetreide gab, z.B. in den ländlichen Genfer Gebieten. Dort konnte auf den Anbau von Hafer als Pferdefutter verzichtet werden, weil mit Ochsen- statt mit Pferdegespannen gepflügt wurde.

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