Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Leitbild

Die normative Beschreibung eines - mehr oder weniger - widerspruchsfrei anzustrebenden Zustands, hier der Agrarpolitik bzw. der Agrarstruktur. Agrare Leitbilder enthalten langfristige, potentiell wünschbare und grundsätzlich realisierbare räumliche, ökologische wie auch sozio-ökonomische Entwicklungen und Strukturen. Die sich in Leitbildern ausdrückenden agrarpolitischen Ziele sind ihrerseits Bestandteile gesamtwirtschaftlicher Ziele. Dem übergeordneten gesellschaftlichen Ziel Maximierung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt entsprechend steht das Ziel einer effizienten Agrarproduktion unter Einbeziehung ihrer externen Effekte im Vordergrund.

Leitbilder können beispielsweise sein die konventionell-moderne Landwirtschaft mit einer Trennung von Flächenbewirtschaftung und Viehhaltung oder die kreislauforientierte regionale Landwirtschaft. Zu Zeiten der deutschen Teilung standen sich das Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebes in der Bundesrepublik und der spezialisierte, genossenschaftliche Großbetrieb mit industriemäßiger Produktion in der DDR gegenüber. Nach der Wiedervereinigung wird im Agrarbericht der Bundesregierung zwar nur noch eine bäuerliche Landwirtschaft angestrebt und eingeräumt, daß eine leistungs- und wettbewerbsfähige, marktorientierte und umweltverträgliche Landwirtschaft, die sich in vielfältigen Rechts- und Unternehmensformen organisieren kann, am ehesten wettbewerbsfähig ist. Inzwischen gibt es aber von westdeutschen Bundesländern - insbesondere von Bayern und Nordrhein-Westfalen - Bestrebungen, diese Entwicklungen umzukehren und die Agrarpolitik wieder allein am Leitbild des Familienbetriebes bzw. einer bäuerlich strukturierten Landwirtschaft auszurichten.

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