Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Land Sparing

Landnutzungsform, bei der auf einem Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche einer Region eine nachhaltige Intensivierung und Produktivitätssteigerung angestrengt wird, um andere Gebiete bzw. natürliche Habitate zu entlasten oder zu schonen. Während Erstere der Ertrags- und Ernährungssicherung dienen, stehen auf Letzteren Aspekte wie der Erhalt bzw. die Schaffung natürlicher Lebensräume, die Erhöhung der Biodiversität oder der natürlichen Kohlenstoff- und Wasserspeicherkapazität durch das Anlegen von z. B. Wäldern oder Feuchtgebieten im Vordergrund. Ziel des Land Sparing ist eine Kombination von Intensivierung auf den für die Landwirtschaft am besten geeigneten Flächen und der Erhalt natürlicher Habitate. Im Idealfall unterstützen die extensiv oder komplett aus der Produktion herausgenommenen Flächen die Produktivität auf den intensiv genutzten. Vor allem durch das globale Bevölkerungswachstum oder den Klimawandel erhält das Konzept des Land Sparing Auftrieb, um Produktivität und Nachhaltigkeit zu vereinen.

Das theoretische Konzept, das diesem “Festungsnaturschutz” zugrunde liegt, wurde vor knapp 20 Jahren im angelsächsischen Raum entwickelt und zielt auf nicht weniger als auf eine neue globale Raumordnung: Konzentration der Menschen in Städten und eine Aufteilung des Landes in Nutzflächen, auf denen mit intensiven Anbauverfahren, Agrochemikalien und Gentechnik die Nahrung für eine wachsende Weltbevölkerung produziert wird und in menschenfreie Naturschutzgebiete, die dem Erhalt der Biodiversität dienen.
Zur Zerstreuung menschenrechtlicher Bedenken gegen eine Umsiedlung der Landbevölkerung haben die Anhänger des Land Sparing eine historische Vorlage konstruiert: Sie deuten die gesellschaftlichen Prozesse in Europa während der Industrialisierung zu einer friedlichen Urbanisierung um.

(s. a. Land Sharing)

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