Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Kulturboden

Sammelbezeichnung für Formen des Bodens, die der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Nutzung dienen.

Für die Unterscheidung von Kulturböden ist die Korngrößenverteilung (Bodenart) der Bodenpartikel wichtig. Sandkörner sind relativ groß und ungefähr kugelförmig. Der Boden ist locker, mit viel Platz zwischen den Partikeln. So können sich Wurzeln leicht ausbreiten, aber das Wasser wird schlecht gespeichert. Die blättchenförmigen Tonpartikel von Tonböden sind im Gegensatz dazu weit kleiner. Der Boden ist kompakt und fest, mit wenig Zwischenraum für Wasser und Luft. Lehmböden sind in etwa dazwischen anzusiedeln.

Wichtige Kulturböden nach ihrer Bodenart - Eigenschaften und Nutzung

Sandboden: Diese Bodenart wird gut durchlüftet und erwärmt sich schnell; das Regenwasser wird gut aufgenommen; der Boden trocknet schnell ab und lässt sich leicht bearbeiten. Andererseits kühlt dieser Boden schnell aus, Wasser und Nährstoffe werden leicht in das Grundwasser ausgewaschen. Dieser Boden erfordert zur Bestandsführung Beregnungs- und Gießmöglichkeiten sowie Humuszufuhr und mehrere kleine Düngergaben. Günstige Kulturen: Erdbeeren, Spargel und Tabak.

Humoser Sandboden: Diese Bodenart erwärmt sich schnell, die Wärmespeicherung ist gut und hält an; auch die Wasser- und Nähstoffhaltekraft ist durch den Humusanteil deutlich verbessert. Mit diesen Eigenschaften zählt der humose Sandboden zu den besten Kulturböden. Zu den Nachteilen zählt, dass die Aushagerung bei Trockenheit möglich ist. Alle Kulturen sind möglich, die mit den Wetterbedingungen zurechtkommen.

Lehmiger Sandboden: Diese Bodenart ist ebenfalls für fast alle Kulturen verwendbar. Die Durchlüftung ist gut, Mineraldünger halten sich besser als in Sandboden, auch der Stalldünger wird besser genutzt. Er erwärmt sich langsamer als humoser Sandboden, aber die Feuchtigkeit wird nicht sehr lange gehalten.

Sandiger Lehmboden: Diese Bodenart ist für fast alle Kulturen verwendbar, die wasserhaltende und wassersteigende Kraft ist gut, die Durchlüftung ist ausreichend. Stalldünger wird gut ausgenutzt. Eine regelmäßige Humuszufuhr ist sinnvoll ebenso wie Kalkung mit Kalksteinmehl als Ätzkalk.

Lehmboden: Die wasserhaltende und wassersteigende Kraft ist sehr gut; Mineraldünger werden ausreichend festgehalten. Ausnutzung von Stalldünger ist sehr gut. Bei starker Humus-Zufuhr ist er einer der besten Kulturböden. Allerdings ist die Durchlüftung nicht besonders gut; die Erwärmung im Frühjahr erfolgt langsam und die Bearbeitung ist relativ schwer, da er viel Hackarbeit verlangt. Eine Bodenabdeckung (Mulch) verhindert das Verschlammen der Oberfläche bei Regen und Gießen. Pferdedünger eingraben und regelmäßiges Kalken mit Ätzkalk macht ihn besser durchlüftbar.

Tonboden: Diese Bodenart wird in der Landwirtschaft als Stundenboden bezeichnet, da nach langsamem Abtrocknen nach einem Regen oft nur wenig Zeit für die Bearbeitung bleibt. Nährsalze sind zwar vorhanden aber Nährstoffe und Wasser können schlecht von den Wurzeln aufgenommen werden, der Boden ist schlecht durchlüftet, hart und die Bearbeitung sehr schwer.

Moorboden: Der Moorboden kann das Wasser gut halten und ist besonders für Moorbeet- und Heidepflanzen geeignet; Mineraldünger werden sehr gut gehalten, Stalldünger ist nicht notwendig. Er ist schlecht durchlüftet und eher saurer Boden und oft sehr kalt sowie je nach Torfart nährstoffarm. Zwecks landwirtschaftlicher Nutzung ist je nach Schichtdicke tief rigolen (= Tiefenlockern, Umpflügen bis in 80 cm Tiefe) notwendig um einen durchlässigen Untergrund zu erhalten. Zusätzlich ist Kalk einzubringen und grober Sand in die obere Schicht einzuarbeiten. Heute sind Moore gefährdete Lebensräume, sodass Naturschutzaspekte beachtet werden müssen.

Entwicklung von Kulturböden durch menschliche Tätigkeit

Landwirtschaftliche Nutzung vermag in vielfältiger Weise die Bodenentwicklung zu beeinflussen. Die im Subatlantikum begonnene Rodung der mitteleuropäischen Wälder und der nachfolgende Felbau verminderte die Tranpiration und erhöhte damit die Sickerwasserrate, sodass gelöste Stoffe verstärkt ausgewaschen wurden. In Hanglage nahm dadurch der Oberflächenabfluss zu und lagerte dabei Bodenmaterial um. Durch Bodenerosion werden dabei natürliche Böden entweder teilweise abgetragen oder gänzlich beseitigt, während anderen Ortes, bevorzugt am Hangfuß, Kolluvien angehäuft werden und daraus Kolluvisole entstehen.

Ackerbau zerstört durch Pflugarbeit die ursprüngliche Horizontierung , schafft einen künstlichen Ap-Horizont, belüftet den Boden und beschleunigt damit den Abbau organischer Substanz. Dies verringert bei vielen Böden beträchtlich die Aggregatstabilität und erhöht die Verschlämmungs- und Erosionsneigung, was al Degradierung bezeichnet wird.

Düngung erhöht die Nährstoffgehalte der Böden, Kalkung die pH-Werte. Damit wird der natürlichen und anthropogenen Versauerung entgegengewirkt und Verwitterungsvorgänge verlangsamen sich.

Entwässerung grund- und stauwasserbeeinflusster Böden verbessert die Durchlüftung, sodass Pseudovergleyung und Vergleyung gehemmt werden und Grundwasserböden in Landböden überführt werde können.

Grundwassererhöhung, Bewässerung und Wasserüberstau (z.B. in Reiskulturen) haben bei Böden aller Art oft eine Vergleyung zur Folge, die in semiariden bis ariden Gebieten auch mit einer Versalzung verbunden sein kann.

Abgase von Industrie, Kraftwerken, Kfz-Verkehr und Hausbrand sowie aus der Intensivlandwirtschaft haben in Mitteleuropa zu einer Anreicherung der Atmosphäre mit SO2, NO3 und NH3 geführt, die als Säuren mit den Niederschlägen in die Böden gelangen und dort die Versauerung intensivieren.

Völlig neue, anthropogene Böden (Kultosole) entstehen auch nach Abtorfung von Hochmooren, Tiefumbruch von Podsolen, starker Zufuhr von Kompost oder Klärschlamm, Heideplaggen oder Lehm zu Sandböden, durch tiefess Rigolen, Terassierung usw. Bei solchen Kulturböden ist der ursprüngliche Bodentyp völlig verändert oder das gesamte Profil von Menschenhand geformt.

Solange die wesentlichen Merkmale der ehemaligen Böden aber noch erkennbar sind, wird den hierbei entstandenen Kulturböden, die meist einen durch Pflugarbeit hervorgebrachten Ap-Horizont besitzen, der Name des ursprünglichen Bodentyps gegeben.

Indirekter und nur partieller Einfluss auf die Böden findet über Veränderungen des Klimas (teils anthropogen bedingt), Reliefs, Gesteins, oder der Vegetation, des Wassers im Untergrund und in Gewässern statt.

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