Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Internet der Dinge

Das Internet der Dinge (Internet of Things; IoT) ist ein Sammelbegriff für alle Technologien, die über das Internet Technologien und Dinge, z.B. Sensorik, miteinander verbinden und damit die Kommunikation der Dinge mit dem Mensch und untereinander (Maschine zu Maschine, M2M) erlauben. Dies geschieht auf der Basis von drahtgebundenem und drahtlosem Internet oder anderen Kommunikationsprotokollen wie RFID (Radiowellen), Bluetooth oder SMS. Feldroboter, Drohnen und fahrerlose Traktoren nutzen zum Teil bereits diesen Trend.

So bietet das Internet der Dinge eine Infrastruktur, über die vergangene und aktuelle Ereignisdaten der realen Welt auf dezentralen Servern global verfügbar gemacht werden. Das IOT ermöglicht es, physische und virtuelle Gegenstände miteinander zu vernetzen und sie durch Informations- und Kommunikationstechniken zusammenarbeiten zu lassen. Ereignisse der Form Was-Wann-Wo-Warum werden dezentral gespeichert und über zentrale Naming-Server indiziert. In der Landwirtschaft kann zum Beispiel eine Lieferung von Mastschweinen ein Event folgender Form sein: „Die Schweine mit den Nummern xxx-yyy wurden am 31.07.2018 um 04:53 MEZ auf dem Hof Thomsen über die Rampe 3 auf den LKW mit dem Kennzeichen SL-AX 804 geladen, um zur Schlachtung gefahren zu werden.“ Damit die Erzeugung dieser Eventdaten möglichst automatisch, also ohne manuelle Tätigkeit, erfolgt, kommen zur Identifikation der Objekte bzw. Tiere häufig Auto-ID-Technologien wie RFID oder Strichcodes und zur Messung weiterer Parameter Sensoren zum Einsatz. Jedes denkbare Ereignis kann auf diese Weise seine Datenspur hinterlassen. Weitere Beispiele aus dem Bereich der Ernährungswirtschaft wären der Melkvorgang einer Kuh, die Bestellung von Kraftfutter, die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln, der Verkauf eines Liters Milch an der Supermarktkasse, die Retoure eines reklamierten Lebensmittels etc.

Auf dieser generischen Infrastruktur des Internet der Dinge können nun diverse betriebliche Anwendungen aufsetzen. Schnell wird ersichtlich, dass diese Basis ideal für die Rückverfolgung (Tracking & Tracing) von Lebensmitteln ist. Hierzu muss lediglich eine Webanwendung programmiert werden, die die Daten zu einem Produkt aus den dezentralen Datenbanken zusammenführt und übersichtlich auf einer Webseite oder in einer App darstellt. Einen Schritt weiter geht das Supply Chain Event Management (SCEM). Hierbei werden in Lieferketten kontinuierlich und automatisch Soll-Ist-Vergleiche vorgenommen, um mögliche Verzögerungen frühestmöglich zu entdecken. Wird eine Verspätung festgestellt, spielt das System Alternativen durch und meldet dem Prozessverantwortlichen sinnvolle Varianten zur besseren Entscheidungsfindung. Im Nachgang wird die ausgewählte Alternative vom SCEM bewertet, so dass hieraus eine Erkenntnis für die Zukunft gewonnen werden kann und sich somit die künftig vorgeschlagenen Alternativen bzgl. ihrer Zielerfüllung verbessern. Während beim SCEM die Steuerung der logistischen Kette noch zentral erfolgt, dreht Logistik 4.0 die Verantwortung um. Wie bei allen „4.0“ Konzepten erfolgt die Steuerung nun dezentral, in dem sich die logistischen Einheiten jetzt selbst steuern. Bei Logistik 4.0 sind die logistischen Einheiten also selbst dafür verantwortlich, dass sie ihr Ziel erreichen. (Clasen)

(s. a. Digitalisierung der Landwirtschaft, Farming 4.0)

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