Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hunger

Der Begriff 'Hunger' beschreibt das subjektive Gefühl, das Menschen nach einer gewissen Zeit ohne Nahrung empfinden. Das Wort wird meist mit den Begriffen Nahrungsmangel oder chronisches Kaloriendefizit gleichgesetzt. Die biologische Funktion des Hungerreizes besteht darin, die ausreichende Versorgung des Organismus mit Nährstoffen und Energie sicherzustellen. Reguliert wird das Hungergefühl unter anderem durch Neurotransmitter, die im Hypothalamus produziert werden.

Bei Hunger handelt es sich um ein physisches, soziales, gesellschaftspolitisches, geschichtswissenschaftliches, psychologisches aber auch wirtschaftliches Phänomen, das je nach Betrachtungsweise unterschiedlich dargestellt werden kann.

Nach der Definition der Vereinten Nationen hungert ein Mensch, wenn er weniger zu essen hat, als er täglich benötigt, um sein eigenes Körpergewicht zu halten und leichte Arbeit verrichten zu können.

Fachleute unterscheiden drei Arten von Hunger: akuten, chronischen und verborgenen Hunger.

Akuter Hunger (Hungersnot) bezeichnet Unterernährung über einen abgrenzbaren Zeitraum. Es ist die extremste Form von Hunger und tritt häufig in Zusammenhang mit Krisen auf wie Dürren bedingt durch El Niño, Kriege und Katastrophen. Oft trifft er Menschen, die bereits unter chronischem Hunger leiden. Das gilt für knapp acht Prozent aller Hungernden weltweit.

Chronischer Hunger bezeichnet einen Zustand dauerhafter Unterernährung. Der Körper nimmt dabei weniger Nahrung auf, als er braucht. Obwohl die Medien meist über akute Hungerkrisen berichten, ist chronischer Hunger global am weitesten verbreitet. Er tritt meist in Zusammenhang mit Armut auf.

Verborgener Hunger (hidden hunger) ist eine Form des chronischen Hungers. Aufgrund einseitiger Ernährung fehlen wichtige Nährstoffe wie Eisen, Jod, Zink oder Vitamin A. Die Folgen sind auf den ersten Blick nicht unbedingt sichtbar, langfristig führt der Nährstoffmangel aber zu schweren Krankheiten. Insbesondere Kinder können sich geistig und körperlich nicht richtig entwickeln. Das Todesrisiko ist hoch. Weltweit leiden zwei Milliarden Menschen an chronischem Nährstoffmangel, auch in den Industrieländern. Verborgener Hunger schadet nicht nur den einzelnen Menschen, sondern kann die gesamte Entwicklung in den betroffenen Regionen hemmen, weil die Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Menschen abnehmen.

Die Landwirtschaft erzeugt weltweit derzeit genug Lebensmittel, um zumindest rein rechnerisch alle Menschen zu ernähren. Dennoch muss jeder neunte Mensch auf der Welt jeden Abend hungrig schlafen gehen. Und das, obwohl das Recht eines jeden Menschen auf Nahrung – und zwar in ausreichender Quantität und Qualität – ein Menschenrecht ist, das im internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (UN-Sozialpakt) völkerrechtlich verbindlich verankert ist. (BMEL)

Ursachen von Hunger

Die Auflistung basiert auf Darstellungen von Welthungerhilfe, OXFAM und CARE und hat teilweise überlappende Inhalte.

Weitere Informationen:

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