Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Heckengäu

Das Heckengäu ist eine ländlich geprägte Region in den baden-württembergischen Landkreisen Böblingen, Calw, Ludwigsburg und Enzkreis, die sich durch eine hügelige, stark landwirtschaftlich genutzte Landschaft auszeichnet.

Es bildet ein von Norden nach Süden über 50 km langgezogenes Band, das von Vaihingen an der Enz im Norden bis Haiterbach im Süden reicht. Im Westen grenzt es an den Nordschwarzwald und im Osten an das Korn- und Strohgäu, den Glemswald sowie an den Schönbuch. Zusammen mit Korn-, Stroh- und Zabergäu bildet es das baden-württembergische Gäu.

Landschaftscharakter

Für das Heckengäu im Oberen Muschelkalk ist ein Wechsel von flachgründigen, steinigen Kalksteinböden mit mittel- und teils tiefgründigen Lehmböden prägend. Jahrhundertelang haben die Menschen Kalkschutt von den Äckern gelesen und entlang der Grundstücksgrenzen abgelagert. An den so entstandenen Lesesteinriegeln, an Hangkanten und anderen unbewirtschafteten Stellen haben sich Hecken angesiedelt, die dem Heckengäu den Charakter und den Namen gegeben haben. Die im östlichen Kreis Calw typischen Schlehenhecken geben der dortigen Region auch den Namen „Schlehengäu“.

Die kargen Kuppen und Hangkanten wurden auch als „Teufels Hirnschale“ bezeichnet und werden seit Jahrhunderten und teilweise heute noch als Schafweiden genutzt. Zeugen der Schafbeweidung sind auf diesen ökologisch wichtigen Mager- und Halbmagerrasen der Wacholder, die Zypressenwolfsmilch und die Silberdistel.

Die Landschaft des Heckengäus ist aufgrund der Geologie kleingliedrig strukturiert und daher sehr abwechslungsreich. Als Sträucher sind neben Schlehe, Weißdorn und Heckenrose auch Liguster, Hartriegel, Heckenkirsche und Hasel häufig anzutreffen. Feldgehölze werden von Wildkirsche, Feldahorn, Forche und Eiche geprägt. Mit einem geringen Waldanteil liegt das Heckengäu deutlich unter dem Landesdurchschnitt.

Um die Dörfer und Städte herum haben sich im Heckengäu oftmals noch ausgedehnte Obstwiesen erhalten. Diese binden die Ortschaften harmonisch in die Landschaft ein und bieten zudem eine Fülle gesunder Früchte. Obstwiesen sind zugleich biologische Pufferzonen – nämlich Rückzugs- und Ausweichquartiere für Pflanzen und Tiere zwischen Siedlungsraum und Feldflur.

Bei den Gäulandschaften handelt es sich um Altsiedelland, bei der Landschaft des Nordschwarzwaldes um Jungsiedelland. Typische Böden sind Rendzinen, in Geländemulden finden sich jedoch auch Lößauflagen, aus denen sich Parabraunerden bilden können. Die daraus resultierende landwirtschaftliche Nutzung durch Ackerbau, Weidewirtschaft und Obstbau prägt das Landschaftsbild. So finden sich im Heckengäu Wacholderheiden, Streuobstwiesen sowie Feldhecken.

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