Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Feld-Wald-Wechselwirtschaft

Auch Feldwaldwirtschaft; Bezeichnung für Anbausysteme, bei denen sich kurzzeitige Ackernutzungsphasen mit lang andauernden Waldphasen abwechseln. Weitere Begriffe sind Urwechselwirtschaft, Wanderfeldbau und Brandrodungsfeldbau.

Feldwald(wechsel)wirtschaft als historische Form (Birkberg-, Hauberg-, Reutberg-Wirtschaft) ist das extensivste Bodennutzungssystem ohne Flächenwechsel, bei dem nach 1 - 4 Jahren Anbau eine längere Waldnutzung (15 - 20 Jahre) folgt. Es vollzog sich im Gegensatz zum tropischen Wanderfeldbau (shifting cultivation) innerhalb fester Besitzgrenzen. Die Feldwaldwirtschaft war in deutschen Mittelgebirgen und in den Alpen bis in das frühe 20. Jh. weit verbreitet, d.h. in Gebieten mit kurzer Vegetationszeit und hohen Niederschlägen. Die Umtriebszeit dauerte bei Hochwald 40 - 60, bei Niederwald 15 - 25 Jahre. Der Niederwald mit seinem Stockausschlag konnte im "Hackwaldbetrieb" zur Gewinnung von Brenn- und Stangenholz, von Rebpfählen, Holzkohle oder in den Eichenschälwäldern von Gerberlohe dienen. Zwischendurch wurden Hafer, Roggen, Kartoffeln oder Buchweizen eingesät.

Dieser arbeitsaufwendige Feldbau stellte häufig eine Schaffung von Ergänzungsflächen zu einer an sich zu kleinen landwirtschaftlichen Nutzfläche dar. Saatgutvermehrung war ein weiteres Motiv für den gelegentlichen Feldbau auf Waldboden, der im Gegensatz zum Ackerland zumindest anfangs frei war von Ackerunkräutern und so weitgehend unkrautfreies Saatgut lieferte.

In Entwicklungsländern (zunächst Burma, später Indien, Indonesien, Ost- und Westafrika) ist in einem beschränkten Umfang während der Kolonialzeit ein kombinierter land- und forstwirtschaftlicher Anbau entwickelt worden. Genutzt werden verarmte Sekundärwälder. Bei der Rodung schont man die wertvollen Holzarten. Exportfähige Nutzhölzer wie Mahagoni, Limba oder Teak werden als Dauerkultur neu gepflanzt. Zwischen den Bäumen erfolgt durch Bauern unter Aufsicht der Forstbehörde der Anbau von Knollenfrüchten, Reis, Hirse, Tabak, Baumwolle usw.

(s. a. Agroforstwirtschaft, Landwechselwirtschaft)

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