Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Landnutzung, Grenzen der

Ebenso wie die Grenzen der Besiedlung (Ökumene/Anökumene) lassen sich auch die Grenzen der agrarischen Landnutzung nur schwer bestimmen. Die tatsächlichen Anbaugrenzen bleiben meist hinter den theoretisch möglichen zurück, weil sie nicht nur von den Naturgrundlagen, sondern auch von der Rentabilität abhängen.

Auf der physiogeographischen Seite sind Klima und Relief die wichtigsten Faktoren der Nutzungsgrenzen, die sich für den Feldbau am deutlichsten fassen lassen. Andererseits sind klimatische Faktoren keine unverrückbaren Grenzmarken: Durch die Züchtung beispielsweise von in kürzerer Zeit zur Reife gelangender Getreidearten oder Kartoffelsorten kann die Kältegrenze weiter hinausgeschoben werden.
Die Kältegrenzen liegen dort, wo mit zunehmender geographischer Breite (Polargrenze) oder zunehmender Höhe (Höhengrenze) die Temperaturen für den Anbau von Kulturpflanzen zu niedrig werden. Die Polargrenze rückt auf der wintermilden Westseite und im sommerwarmen Inneren der Nordkontinente weiter polwärts vor als im Osten.

Polargrenzen von Kulturpflanzen in Breitengraden
Polargrenzen von Kulturpflanzen in Breitengraden

Die Höhengrenze trennt die höheren Gebirgsteile inselartig von den genutzten tieferen Gebieten und geht in hohen Breiten in die Polargrenze über. Die Höhengrenze steigt i.a. mit den Temperaturen von den Polen zum Äquator hin an. Sie wird jedoch nicht nur von der Breitenlage bestimmt, sondern auch durch Niederschlagshöhe, Ozeanität oder Kontinentalität des Klimas, Hangexposition und Massenerhebung der Gebirge variiert. So liegen die höchsten Grenzen des Anbaus nicht in den äquatornahen Feuchttropen, sondern mit weit über 4.000 m in Tibet und im Punablock der Anden, wo das trockenere Klima und der Masseneffekt der Gebirge die Temperaturen erhöhen.

Höhengrenzen von Kulturpflanzen,
die sowohl in gemäßigten Breiten
wie auch in tropischen Gebirgen gedeihen
Höhengrenzen von Kulturpflanzen, die sowohl in gemäßigten Breiten wie auch in tropischen Gebirgen gedeihen
Höhengrenzen für subtropisch-tropische Gewächse
Höhengrenzen für subtropisch-tropische Gewächse

In den warmen Tropen gibt es wegen zu hoher Temperaturen für manche Pflanzen auch eine Untergrenze; so werden z.B. 1.000 m von Weizen und Kartoffeln, 700 m von europäischen Getreidearten oder 500 m von Tee kaum unterschritten.

Die Trockengrenze scheidet innerhalb der Nutzfläche der Erde Räume aus, die infolge geringer Niederschläge und hoher Verdunstung die Agrarwirtschaft verbieten. Die Trockengrenzen der einzelnen Kulturpflanzen richten sich nach dem jeweiligen Wasserbedarf.

Mindestwerte der Niederschlagsmittel
für einzelne Kulturpflanzen in mm/Jahr
Mindestwerte der Niederschlagsmittel für einzelne Kulturpflanzen in mm/Jahr

Feuchtgrenzen umschließen azonale Gebiete, die durch Überschwemmungen, Moorbildung oder wasserstauende Böden eine Nutzung ausschließen.

(s. a. Anbaugrenzen)

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