Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

grüne Infrastruktur (GI)

Grüne Infrastruktur (GI) beschreibt ein strategisch geplantes Netzwerk natürlicher und naturnaher Flächen mit unterschiedlicher naturräumlicher Ausstattung auf verschiedenen Maßstabsebenen. Diese Gebiete werden so konzipiert und gemanagt, dass sie eine breite Palette von Ökosystemdienstleistungen wie Wasserreinigung, Luftqualität, Erholungsraum sowie Klimaschutz und -anpassung erbringen. Dieses Netz von grünen (Land) und blauen (Wasser) Flächen kann die Umweltbedingungen und damit die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen verbessern. Sie unterstützt auch eine 'Green Economy', schafft Arbeitsplätze und fördert die biologische Vielfalt.

Der Begriff wurde in den Vereinigten Staaten in den 1990er Jahren geprägt. Das innovative Konzept sollte Antworten auf die mit dem starken Flächenwachstum der amerikanischen Städte verbundenen Umweltprobleme geben. Die Grüne Infrastruktur stellt insofern einen neuen Planungsansatz für die Landschaftsarchitektur dar, dem eine umfassende und nachhaltige Sicht auf Natur und Landschaft zugrunde liegt.

Neben ökologischen, sozio-kulturellen, ästhetischen und ökonomischen Aspekten werden vielfältige gesellschaftspolitische Ziele wie Klimawandel, Biodiversität oder sozialer Zusammenhalt in das Konzept integriert. Durch diese Biotopnetzwerke soll zum einen der Erhalt der Biodiversität und zum anderen die Stärkung der Resilienz und Regenerationsfähigkeit von Ökosystemen und deren Funktionen, um die darauf basierenden Potenziale zur Erbringung von Ökosystemdienstleistungen aufrechtzuerhalten.

Elemente Grüner Infrastruktur
Kernbereiche Gebiete von hohem Biodiversitätswert, die oft unter Naturschutz stehen, wie z. B. Natura 2000- Gebiete, große Lebensräume wie Wälder, Grasland und Wasser.
Wiederherstellungszonen Neue Lebensraumbereiche, die für bestimmte Arten und/oder wiederhergestellte Ökosysteme zur Erbringung von Dienstleistungen geschaffen wurden
Nachhaltige Nutzung/ Ökosystem-Dienstleistungszone Nachhaltig bewirtschaftete Flächen für wirtschaftliche Zwecke unter Beibehaltung und Aufrechterhaltung der Ökosystemleistungen, z. B. Mehrzweckwald und Ackerland mit hohem natürlichen Wert (HNV).
Grüne urbane und peri-urbane Elemente Parks, Gärten, kleine Wälder, Grasstrände, grüne Wände und Dächer, Nachhaltige urbane Drainagen-Systeme (SUDS), Schulsportplätze, Friedhöfe, Kleingärten, Straßenbäume, Teiche
Natürliche Verbindungselemente Ökologische Korridore wie Hecken, Flüsse, Wildtierstreifen und Steinmauern, Trittsteinlebensräume, um die Wanderung von Arten zu ermöglichen.
Künstliche Verbindungselemente Von Menschen geschaffene Elemente mit dem Ziel, die Wanderung von Arten durch eine Landschaft zu erleichtern einschließlich Grünbrücken über und Tunnel unter Transportwegen sowie Fischpässen, wo die natürliche Migration/Bewegung durch Infrastrukturmaßnahmen behindert wird.

Quelle: Interreg Central Europe Project MaGICLandscapes 2019

Da die Gefahr des Verlustes der Biodiversität in Europa aufgrund der intensiven Landnutzung und der starken Fragmentierung besonders stark ist, wird das Konzept der Grünen Infrastruktur von der EU stark gefördert. Die EU-Kommission hat zur Umsetzung ihrer Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt eine Initiative zur grünen Infrastruktur in den Mitgliedsstaaten angeregt. Dahinter steckt der Gedanke, dass Ökosysteme und ihre Leistungen – etwa intakte Auen als natürliche Hochwasservorsorge – ebenso wie "graue, also technische Infrastruktur" für die Entwicklung eines Landes unverzichtbar sind. Grüne Infrastruktur trägt zum menschlichen Wohlergehen z. B. durch Klimaregulation, Erholung und Erleben von Natur und Landschaft und zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat ein Bundeskonzept Grüne Infrastruktur (BKI) als Fachkonzept aufgestellt. Es setzt die Initiative der EU-Kommission zur grünen Infrastruktur für Deutschland um. Im BKGI werden die bundesweit relevanten Schwerpunkträume von Naturschutz und Landschaftspflege dargestellt. Es soll vorliegende Fachkonzepte des Naturschutzes auf Bundesebene bündeln, zentrale Bestandteile und Funktionen verdeutlichen, und damit für Planungen des Bundes wichtige Grundlagen liefern.

In der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft gehören ganz konkret zur grünen Infrastruktur zum Beispiel Elemente wie Hecken, Ackerrandstreifen oder Feldraine, die als Lebensräume von Tieren und Pflanzen dienen und zu deren Vernetzung beitragen können.

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