Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ökosystem-Dienstleistungen

Oft auch verkürzt Ökosystemleistungen, (engl.: ecosystem services); Bezeichnung für Funktionen oder Prozesse in Ökosystemen, die auch einen Nutzen für den Menschen haben. So bestäuben Insekten Blüten, die als Früchte zu Nahrung für den Menschen werden. Gleichzeitig produzieren Bienen Honig, den der Mensch nutzt. Die natürliche Filtration des Waldbodens ist die Grundlage für unser Trinkwasser. Und Fische in Flüssen und Meeren dienen dem Menschen ebenfalls als Nahrung. Auch die stoffliche Zusammensetzung der Atmosphäre mit einem konstanten Anteil an Sauerstoff ist zu nennen oder das Angebot abwechslungsreicher Landschaften für die Erholung der Bevölkerung und der Erhalt der Biodiversität.

Ökosystemleistungen

Ökosystemleistungen

Insgesamt gibt es 18 Ökosystemleistungen, die sich in die Kategorien „regulierend“ (z. B. von Klima und Wasserqualität), „materiell“ (von natürlichen Ressourcen) und „nicht materiell“ (z.B. Bildung) einteilen lassen.

Der Prozess der vom Menschen verursachten (anthropogenen) Landdegradation umfasst die langfristige Verschlechterung des Zustands terrestrischer Ökosysteme: Dies wiederum beeinträchtigt die biologische Produktivität, die ökologische Integrität und Biodiversität und damit auch den Nutzen für den Menschen. Angesichts der wertvollen Leistungen, die terrestrische Ökosysteme zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und dem Wohlergehen der Menschheit erbringen, ist das äußerst besorgniserregend.

Quelle: WBGU 2020

Welche Ökosystemdienstleistungen für die Gesellschaft erbracht werden können, wird zum Einen durch natürliche Faktoren bestimmt, etwa die Artenzusammensetzung und die Artenvielfalt eines Ökosystems, zum Anderen durch seine Fähigkeit, eine bestimmte Funktion zu erfüllen, etwa die Speicherung von Wasser oder Kohlenstoff. Diese Faktoren unterliegen lokalen, regionalen und globalen Einflüssen. Andererseits sind gesellschaftliche Präferenzen, wirtschaftliche Strukturen und Marktverhältnisse dafür ausschlaggebend, welchen Wert diese Leistungen für die Gesellschaft aufweisen.

Viele davon werden erst allmählich von der Gesellschaft wahrgenommen, anerkannt oder entgolten. In der internationalen und deutschen Naturschutzpolitik löste dieses Konzept in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel aus: Natur und Landschaften sollen nicht mehr nur um ihrer selbst Willen erhalten werden; auch die zahlreichen Beiträge der Natur zum menschlichen Wohlbefinden und zur ökonomischen Wohlfahrt sollen berücksichtigt werden. Eine Kernthese ist, dass intakte Ökosysteme und deren bereitgestellte Leistungen großen gesellschaftlichen Nutzen stiften. Dieser Nutzen kann u.a. auch ökonomisch bewertet werden.

Da aber die Bereitstellung von Ökosystemleistungen von bestimmten Ökosystemstrukturen und -prozessen abhängt, wird auch immer häufiger auf die Gefahr ihrer Übernutzung hingewiesen.

Ähnliche Konzepte finden sich in Disziplinen wie der Agrar­ und Forstwissenschaft oder der Landschaftsplanung, etwa die der „Naturraumpotenziale“, „Landschaftsfunktionen“ und „Waldfunktionen“. Auch in der deutschen Umweltpolitik ist die „Honorierung ökologischer Leistungen“ eine seit Jahrzehnten bestehende Forderung.

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