Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Gesteinsmehl

Bezeichnung für einen Bodenhilfsstoff aus industriell zermahlenem Gestein. Es wird zur allgemeinen Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und Wasserhaltefähigkeit in Hausgärten, im ökologischen Obstbau und Landwirtschaft sowie im Weinbau eingesetzt.

Der Begriff kann sich auf das Produkt einer Vermahlung einer Mineralgruppe oder auf eine Mischung aus verschiedenen vorproduzierten Gesteinsmehlen beziehen. Zusammensetzung, chemische und physikalische Eigenschaften ergeben sich aus der Warendeklaration nach Düngeverordnung und dem Sicherheitsdatenblatt des jeweiligen Handelsproduktes.

Gesetzliche Regelungen

Im Düngemittelgesetz der Bundesrepublik Deutschland wird Gesteinsmehl in § 1 Nr. 1 unter dem Stichwort Bodenhilfsstoff aufgelistet und eindeutig von Düngern abgegrenzt. Laut Düngemittelgesetz sind Bodenhilfsstoffe „Stoffe ohne wesentlichen Nährstoffgehalt, die den Boden biotisch, chemisch oder physikalisch beeinflussen, um seinen Zustand oder die Wirksamkeit von Düngemitteln zu verbessern…“.

Nahezu gleichlautend ist die Definition von Bodenhilfsstoffen im Düngemittelgesetz von Österreich. Ergänzend wird sich explizit auf Pflanzen bezogen, indem Gesteinsmehle als „Bodenhilfsstoffe (…) ohne wesentlichen Gehalt an pflanzenaufnehmbaren Nährstoffen…“ verstanden werden (§ 2 Nr. 1 Düngemittelgesetz).

In der Schweiz hingegen werden Gesteinsmehle, konkret Magnesiumgesteinsmehl unter der Nr. 424 geführt, im Abschnitt Nr. 4 als Calcium-, Magnesium- und Schwefeldünger im Anhang 1, Teil 1 der Verordnung des EVD über das Inverkehrbringen von Düngern erwähnt.

Mit den Erläuterungen im deutschen und österreichischen Düngemittelgesetz wird verdeutlicht, dass ein Unterschied besteht zwischen Gesteinsmehlen und Düngern, die Pflanzennährstoffe sind und eingesetzt werden, um Qualität, Wachstum und Ertrag von Pflanzen zu beeinflussen.

Urgesteinsmehl und Gesteinsmehl

Im Handel werden sowohl Urgesteinsmehl als auch Gesteinsmehl angeboten. Beide Begriffe werden oft synonym zueinander verwendet. Die Gemeinsamkeit beider Mehle aus Gestein ist die Korngröße: diese beträgt bis zu 0,063 mm.

Der Unterschied zwischen beiden Mehlarten liegt in den Rohstoffen. Während Urgesteinsmehl ausschließlich aus den Gesteinen Basalt oder Diabas, teilweise auch Granit und Gneis hergestellt wird, werden unter dem Begriff Gesteinsmehl zermahlene Gesteine verschiedener geologisch-genetischer Herkunft wie Quarzit, Schiefer, Syenit und Marmor zusammengefasst.

Entsprechend variiert die Zusammensetzung an Mineralstoffen, die im Zuge der Verwitterung von Gesteinsmehl im Boden freigesetzt werden und zusätzlich für Pflanzen verwertbar zur Verfügung stehen, wie bspw. Kieselsäure, Aluminium- und Magnesiumoxide, Kupfer, Zink, Kobalt, Nickel, Bor, Molybdän und teilweise auch Schwermetalle.

Gesteinsmehl in der Landwirtschaft und im Gartenbau

Gesteinsmehl findet hauptsächlich in der Landwirtschaft Verwendung – in Böden und Viehställen aufgrund der Ammoniak- bzw. Geruchsbindung, wird aber auch als Zuschlagstoff für Beton eingesetzt. Dafür wird das Ausgangsgestein von Gesteinsmehl, das u.a. beim Abbau von Gesteinen anfällt, mit Gesteinsmühlen bis zur gewünschten Korngröße fein zermahlen. In der Praxis wird Gesteinsmehl häufig mit Dünger, Kompost oder Gülle versetzt, um zusätzlich einen Beitrag zur Nährstoffversorgung von Pflanzen darzustellen. Die Menge an Urgesteinsmehl oder Gesteinsmehl, die dabei pur oder mit Dünger vermischt, auf Feldern oder in Gärten verteilt wird, variiert bodenabhängig.

Beziehung Gesteinsmehl-Boden

Als Bodenhilfsstoff leistet Gesteinsmehl einen positiven Beitrag zu den chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften von Böden. So wird durch die Mineralstoffe von Gesteinsmehlen die Komplexbildung mit Bodenbestandteilen gefördert: es entsteht eine Krümelstruktur im Boden, so dass Pflanzen den Untergrund besser durchwurzeln und Nährstoffe besser aufnehmen können.

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