Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Garnelenzucht

Die Garnelenzucht ist eine Form der Aquakultur, bei der Garnelen (engl. shrimps) für den menschlichen Verzehr herangezogen werden. Heutige Shrimps-Farmen gingen aus traditionellen Zuchtmethoden hervor, die in Südostasien seit mehreren Jahrhunderten bestanden. Besonders geeignet sind Mangrovenwälder an tropischen und subtropischen Küsten, weil Garnelen hier natürlich vorkommen.

Shrimp-Farmen haben sich aus einer traditionellen landwirtschaftlichen Produktionsmethode entwickelt, die in Südostasien seit mehreren Jahrhunderten bestand. Technischer Fortschritt hat diese Zuchtmethode zu einer globalen Industrie werden lassen, da er eine Haltung der Krebstiere in zunehmender Dichte erlaubt. Brutmaterial wird heute weltweit verschickt.

Die in industriellen Monokulturen gezüchteten Garnelen sind sehr anfällig für diverse Erkrankungen, gegen die oft bereits präventiv Antibiotika zum Einsatz kommen. Zu den mit Shrimp-Farmen verbundenen ökologischen Problemen zählen, der wiederholte Ausbruch von Krankheiten sowie Umweltbelastungen durch die Veränderung des natürlichen Lebensraumes.

Die wichtigsten Herkunftsländer für Zuchtgarnelen sind Ecuador, China, Indien, Vietnam, Indonesien, die im Jahr 2023 gemeinsam 74 Prozent aller Zuchtgarnelen erzeugten. Weitere wichtige Produktionsstätten liegen in Thailand und Madagascar. Den größten Zuwachs am Marktanteil hat dagegen Brasilien, wo der Markt für Zuchtgarnelen allein 2021 um fast 24 Prozent wuchs

Geschichtliche Entwicklung

Die künstliche Aufzucht von Krebstieren gibt es in Asien als Teil der traditionellen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden. Die Nutzung von Brackwasser-Teichen, den sogenannten Tambaks lässt sich in Indonesien bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. In diesen wurde in einem kleinen Maßstab Garnelen herangezogen. Dies geschah entweder als Monokultur oder gemeinsam mit anderen Arten wie beispielsweise dem Milchfisch. Genutzt wurden auch Reisfelder, wenn in diesen während der Trockenperiode kein Reis angebaut werden konnte. Solche traditionellen Produktionsweisen waren sowohl in Küstenregionen als auch entlang von Flussbetten üblich. Mangrovengebiete wurden für diese Produktionsweise besonders gerne genutzt, weil hier Garnelen natürlich vorkommen. Wilde, noch nicht ausgewachsene Garnelen wurden in diesen Teichen ausgesetzt, die sich dort von den natürlich vorkommenden Wasserorganismen ernährten. Geerntet wurden diese Garnelen, sobald sie die gewünschte Größe erreicht hatten.

Der Beginn der modernen Shrimp-Farmen lässt sich auf die 1930er Jahre zurückführen, als Kuruma-Shrimps (Penaeus japonicus) erstmals in Japan künstlich herangezogen wurden. In den 1960er Jahren hatten sich Shrimp-Farmen in Japan bereits als kleinerer Industriezweig etabliert. Der Durchbruch kam jedoch in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren, als es auf Grund technischer Weiterentwicklungen möglich war, die Shrimp-Zucht zu intensivieren. Dies ging einher mit einer wachsenden Marktnachfrage, so dass sich Shrimp-Farmen in allen tropischen und subtropischen Klimazonen der Welt zu etablieren begannen. Der Etablierung von Shrimp-Farmen kam außerdem entgegen, dass die wilden Shrimp-Fänge in den 1980er Jahren nachließen, jedoch eine sehr breite Nachfrage bestand.

Seit den 1970er Jahren hat die Produktion von gezüchteten Garnelen stetig zugenommen, um die Nachfrage nach solchen Meeresfrüchten insbesondere aus Europa, Nordamerika und Ostasien zu befriedigen. Während die weltweite Produktion noch 2003 bei 1,6 Millionen Tonnen lag, wurden 2014 erstmals über 3 Millionen Tonnen produziert. Sei Beginn des Jahrtausends hat sich das Gesamtvolumen mehr als verdreifacht und lag 2023 bei 5,6 Millionen Tonnen Garnelen aus Aquakulturen.

Verlust von Mangrovenwäldern

Mangroven sind salztolerante Pflanzen, die im Tidebereich tropischer und subtropischer Küsten Wälder bilden. Sie bieten vielfältige Ökosystemleistungen wie den Schutz der Küsten vor Stürmen und Erosion oder die Hochwasserkontrolle. Außerdem bieten Mangrovenwälder vielen Tierarten einen Lebensraum und sind als "Kinderstube" für viele (kommerziell genutzte) Fischarten von Bedeutung.

Mangrovenwälder sind heute stärker bedroht als der Tropische Regenwald, denn ihre Zerstörung ist prozentual höher als die der tropischen Regenwälder und ihre Vernichtung schreitet schneller voran.

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