Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Agrarstruktur in Deutschland

Im Jahr 2013 gab es in Deutschland nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung rund 285 000 landwirtschaftliche Betriebe. Im Vergleich zur Landwirtschaftszählung 2010 ging die Zahl der Betriebe um rund 14 100 zurück. Das entspricht einer jährlichen Abnahmerate von 1,6 Prozent. Damit lag die Abnahmerate deutlich unterhalb des langjährigen Mittelwertes von etwa 3 Prozent. In den Betriebsgrößenklassen bis 100 ha LF hat die Zahl der Betriebe zum Teil erheblich abgenommen. Dennoch verfügen 70 Prozent der Betriebe über weniger als 50 ha LF.

Agrarstruktur - Betriebe nach Hektargrößenklassen 2022

In Deutschland gab es 20212 258.700 landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als 5 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF), einschließlich 19.800 Betrieben mit weniger als 5 Hektar LF, die auf Grund ihrer Tierbestände oder von Spezialkulturen zu den berichtspflichtigen Betrieben gehören. Diese Betriebe bewirtschafteten 2022 rund 16,595 Millionen Hektar LF. Die durchschnittliche Flächenausstattung der landwirtschaftlichen Betriebe erreichte 2022 64,1 Hektar LF.

Quelle: Statistisches Bundesamt nach DBV Situationsbericht 2022/23

Die landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschafteten 2013 rund 16,7 Mio. ha LF . Die durchschnittliche Flächenausstattung erreichte somit rund 59 ha LF im Vergleich zu 56 ha im Jahr 2010. Rund 57 Prozent der LF wird von Betrieben bewirtschaftet, die über mehr als 100 ha LF verfügen. Bundesweit besteht ein Nord-Süd-Gefälle der Betriebsgrößen. Die Flächenausstattung alleine lässt jedoch keine Aussage über die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit zu.

In der landwirtschaftlichen Tierhaltung haben fortschreitende strukturelle Veränderungen zu im Durchschnitt größeren Beständen in zunehmend spezialisierten Betrieben geführt. Im Jahr 2013 gab es 199 200 Betriebe mit Viehhaltung, rund 8 Prozent weniger als 2010. Der Viehbestand, gemessen in Großvieheinheiten, ist insgesamt leicht gestiegen. Dies ist auf größere Bestände an Milchkühen, Schweinen und Geflügel zurückzuführen, während die Zahl an Rindern insgesamt sowie an Schafen rückläufig war. In der Größenstruktur der Viehbestände unterscheiden sich die Regionen erheblich. Die durchschnittliche Viehbesatzdichte ist geringfügig auf 78,4 Großvieheinheiten je 100 ha LF gestiegen. Der überwiegende Teil der Tierhaltung ist flächengebunden. Lediglich 5 Prozent der Großvieheinheiten werden in Betrieben ohne LF gehalten.

Bei der Wahl der Rechtsform des Unternehmens entscheiden sich immer mehr Landwirte für eine Form der Personengesellschaft. Dennoch wird nach wie vor der größte Teil der Betriebe (90 Prozent) von Einzelunternehmern bewirtschaftet. Von diesen rund 256 000 Einzelunternehmen wird nur knapp die Hälfte (48 Prozent) im Haupterwerb bewirtschaftet. Im Durchschnitt verfügten die Haupterwerbsbetriebe über 66 ha LF. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe ist im Vergleich zum Jahr 2010 weiter gesunken.

In Deutschland waren im Jahr 2013 rund 1,02 Mio. Menschen haupt- oder nebenberuflich in der Landwirtschaft tätig. Gegenüber 2010 ist ihre Zahl weiter zurückgegangen. Die jährliche Abnahmerate lag bei weniger als 2 Prozent und damit etwas niedriger als im Durchschnitt früherer Jahre.

Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftsbereich, in dem die Arbeitsleistung überwiegend von Unternehmern und ihren Familienangehörigen erbracht wird. Zu diesen rund 505 600 Familienarbeitskräften (50 Prozent aller Arbeitskräfte) kommen ca. 200 700 ständig angestellte Arbeitskräfte und etwa 314 300 Saisonarbeitskräfte hinzu. Die Zahl der Familienarbeitskräfte ist jedoch weiterhin rückläufig, während die Zahl der in der Landwirtschaft ständig beschäftigten Arbeitskräfte seit 2010 um 4 Prozent gestiegen ist.

Vollbeschäftigt waren von den Familienarbeitskräften 36 Prozent und bei den ständig angestellten Arbeitskräften 62 Prozent. Die betriebliche Arbeitsleistung belief sich in Deutschland 2013 auf rund 522 700 Arbeitskräfte-Einheiten.

Landwirtschaft in Deutschland - gestern und heute
Landwirtschaft in Deutschland - gestern und heute

Quelle: aid infodienst / BZL

Die Hofnachfolgesituation in landwirtschaftlichen Familienbetrieben kann als Frühindikator für die zu erwartende langfristige Entwicklung des Agrarstrukturwandels angesehen werden. Nach den Ergebnissen der Landwirtschaftszählung 2010 war die Hofnachfolge nur in 31 Prozent der Einzelunternehmen mit einem 45 Jahre und älteren Betriebsinhaber geregelt. In Haupterwerbsbetrieben ist sie häufiger gesichert als in Nebenerwerbsbetrieben. 21 Prozent der befragten Betriebsinhaber ohne Hofnachfolger waren bereits mindestens 60 Jahre alt.

Die Nettowertschöpfung zu Faktorkosten (Faktoreinkommen) der deutschen Landwirtschaft ist seit 2010 gestiegen. Nur 2012 gab es auf Grund von starken Rückgängen der Erzeugerpreise – insbesondere bei Milch – einen Rückgang um 6,1 Prozent. 2013 stieg das Faktoreinkommen um 22,2 Prozent auf 17,6 Mrd. Euro. Nach vorläufigen Schätzungen ist das Faktoreinkommen in 2014 auf 18,1 Mrd. Euro gestiegen. Bei einem Rückgang des Produktionswertes um 2,2 Prozent und einer Abnahme der Vorleistungen um 5,2 Prozent ergibt sich eine Zunahme der Bruttowertschöpfung von 3,2 Prozent. (Agrarpolitischer Bericht 2015)

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksAgrarstruktur der EUHausIndexAgrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP)Pfeil nach rechts