Agrarstruktur der EU
Die Struktur der Landwirtschaft in den einzelnen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) unterscheidet sich in erheblichem Maß, als Folge von Unterschieden in Bodenbeschaffenheit, Topographie, Klima und natürlichen Ressourcen sowie aufgrund der Vielgestaltigkeit der regionalen Aktivitäten, der Infrastruktur und der sozialen Gepflogenheiten.
Volkwirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft
Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zur volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung lag 2022 in der EU 27 bei 1,6 Prozent. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU, steuert die Landwirtschaft etwa 1,0 Prozent zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bei. Deutlich höher ist dieser Anteil mit 1,9 bzw. 2,0 Prozent in Frankreich und Italien. Am größten ist der Anteil der Landwirtschaft in Lettland (5,1 Prozent), gefolgt von Rumänien (4,5 Prozent), Bulgarien (4,4 Prozent), Litauen (4,0 Prozent) und Griechenland (3,9 Prozent).
Die größten Agrarproduzenten
Größter Agrarproduzent der EU-27 ist Frankreich mit einem Gesamtwert der landwirtschaftlichen Produktion von 95 Milliarden Euro (2022). Damit erwirtschaftet Frankreich 18 Prozent der europäischen Agrarproduktion. Mit deutlichem Abstand folgen Deutschland mit einem Produktionswert von 75 Milliarden Euro, Italien mit einem Produktionswert von 71 Milliarden Euro und Spanien mit 62 Milliarden Euro.
Bedeutung der Landwirtschaft am Arbeitsmarkt
In den Ländern Süd- und Mittelosteuropas ist der landwirtschaftliche Erwerbstätigenanteil vergleichsweise hoch. Er fällt in Rumänien (21 Prozent) und Bulgarien (16 Prozent) sowie auch in Griechenland (11 Prozent) und Polen (9 Prozent) besonders hoch aus. Relativ niedrig ist der landwirtschaftliche Erwerbstätigenanteil dagegen in Belgien und Deutschland mit etwas mehr als einem Prozent.

Quelle: Eurostat
Weitere Strukturmerkmale
Im Jahr 2020 gab es in der EU 9,1 Millionen landwirtschaftliche Betriebe, von denen etwa zwei Drittel (63,8 %) weniger als 5 ha groß waren.
Die landwirtschaftlichen Betriebe in der EU nutzten im Jahr 2020 157 Millionen Hektar Land für die landwirtschaftliche Produktion, das sind 38 % der gesamten Landfläche der EU.
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU ist stark zurückgegangen, aber die für die Produktion genutzte Fläche ist konstant geblieben.
Im Jahr 2020 konnte die überwiegende Mehrheit (schätzungsweise 93 %) der 9,1 Millionen Betriebe als Familienbetriebe eingestuft werden. Tatsächlich dominieren Familienbetriebe die Struktur der Landwirtschaft in der EU, was ihre Anzahl, ihren Beitrag zur Beschäftigung in der Landwirtschaft und - in geringerem Maße - die von ihnen bewirtschaftete Fläche und den Wert der von ihnen erzeugten Produkte angeht.
32 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU werden von Frauen geführt. In Deutschland liegt dieser Anteil mit 11 Prozent (2020) deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Die von juristischen Personen geführten Betriebe machen EU-weit zwar gut 3 Prozent aller Betriebe aus. Sie bewirtschaften aber 25 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in der EU-27. Besonders in Ländern im Süden und Osten Europas wird die Agrarstruktur von relativ kleinen Betrieben dominiert.
33 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebsleiter in der EU waren 2020 65 Jahre und älter. Nur rund 12 Prozent waren jünger als 40 Jahre. Spitzenreiter bei den Junglandwirten sind Österreich und Polen, wo etwa 23 bzw. 21 Prozent der Betriebsleiter jünger als 40 Jahre sind. Die relativ günstige Altersstruktur der Betriebsinhaber in Deutschland ist unter anderem Folge der deutschen Alterssicherung der Landwirte, die bis 2018 an die Betriebsaufgabe geknüpft war.
Zwar bewirtschaften nur knapp 4 Prozent der Betriebe in der EU 100 Hektar LF und mehr. Die von diesen Betrieben bewirtschaftete Fläche aber macht 52 Prozent der EU-Agrarfläche aus. Deutschland liegt nach den Angaben für das Jahr 2020 mit entsprechend fast 15 Prozent der Betriebe und rund 62 Prozent der Fläche deutlich über dem EU-Durchschnitt.
Der Anteil des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) steigt in der EU langsam aber stetig. Im Jahr 2020 erreichte er bereits 9,1 %. Vorreiter in der EU war Österreich, wo auf 25,7 % der landwirtschaftlichen Fläche Ökolandbau betrieben wird. In Estland erreichte der Anteil im Jahr 2022 bereits 23,4 %. In Deutschland wurden 2022 rund 1,6 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet, das entsprach einem Anteil von 9,8 %. In der Erhebung wurden vollständig umgewandelte und in Umstellung befindliche Flächen berücksichtigt.
Weitere Informationen:
- Farm structure (Eurostat)
- Agriculture statistics - family farming in the EU (Eurostat)
- Farm tenure (Eurostat)
- Farms and farmland in the European Union - statistics (Eurostat)
- Agricultural land prices in the EU (Eurostat)