Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Syrosem

Ein Syrosem ist ein Rohboden, gewöhnlich aus Festgestein. Die Bezeichnung stammt aus dem Russischen und bedeutet 'rohe Erde'. Syroseme haben ein Ai/mC-Profil (i von initial, m für massiv). Dieser Boden ist gewissermaßen der erste Schritt zu einem „ordentlichen“ Mineralboden, in dem noch keine nennenswerte chemische Verwitterung stattgefunden hat. Er ist auf erodierten Lagen der Bergregionen zu finden oder auch auf Lockergestein wie Löss oder Sanddünen siedeln sich meist schnell Gräser an. Im Gegensatz zum Fels können sich die Wurzeln in dem lockeren Material gut ausbreiten. Ebenso wird Wasser zwischen den Sandkörnern gespeichert, die das Pflanzenwachstum fördern.

Syrosem aus Solnhofener Plattenkalk (Region Altmühltal)<br> mit Ai/mC-Profil

Syrosem aus Solnhofener Plattenkalk (Region Altmühltal)
mit Ai/mC-Profil

Syrosem bedeutet auf russisch "rohe Erde". Oftmals wird er nicht als "richtiger" Boden wahrgenommen, weil das Gestein durch die lückenhafte, maximal 2 cm hohe Auflage nur wenig verdeckt wird.

Quelle: Alexander Stahr

Entwicklung

Oft beginnt die Entwicklung des Syrosems mit der Besiedelung von Felsen mit Flechten, Moosen und Gräsern. Hinzu kommt angewehtes organisches Material wie etwa Laub. In diesem Stadium der Bodenentwicklung kann man von einem Felshumusboden mit O/mC-Profil sprechen (O = organische Auflage, m für massives Gestein).

Durch Staubeinträge und fortschreitende Verwitterung nimmt der mineralische Anteil des Bodens über Festgestein allmählich zu, wodurch sich ein geringmächtiger Ai-Horizont bildet (mineralischer Oberboden < 2 cm mit über 70 Gew.-% mineralischen Anteilen). Syroseme finden sich z. B. auf Felsklippen, auf vom rückschmelzenden Gletschereis freiwerdenden Felsarealen, im Bereich von nicht mehr genutzten Steinbrüchen sowie an Erosionsstandorten im Hochgebirge.

Kennzeichnend für Syroseme ist, dass die Anreicherung von organischer Substanz die Mineralbodenbildung in dieser Phase der Bodenbildung dominiert. In erosionsgeschützten Lagen kann sich der Syrosem über längere Zeiträume hinweg zum Ah/C-Boden entwickeln. Je nach Ausgangsgestein der Bodenbildung zum Ranker (aus Silikatgestein), zur Rendzina (aus Kalkstein) oder zur Pararendzina (aus Mergel).

Eigenschaften und Nutzung

Die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Oberbodens können unterschiedlich sein und ähneln noch sehr stark dem Ausgangsmaterial. So haben Syroseme auf Kalkstein einen sehr hohen pH-Wert, während solche auf Sandstein kaum Nährstoffe aufweisen. Wegen der Flachgründigkeit treten diese Eigenschaften aber stark in den Hintergrund, weshalb sie bei der Ansprache als Syrosem nicht berücksichtigt werden. Der sehr geringmächtige Boden (maximal 2 cm) kann kaum Wasser speichern, so dass er extrem wechseltrocken ist. Auch bietet er kaum Raum für eine Durchwurzelung. Deshalb ist eine agrarwirtschaftliche Nutzung unmöglich. Im Großen und Ganzen sind nur Pionier- und Gebirgspflanzen (z. B. Moose, Farne, Gräser) in der Lage, dort zu wachsen. In Gebirgen findet teilweise eine sehr extensive forstwirtschaftliche Nutzung mit extremen Flachwurzlern wie Arven oder Fichten statt.

 

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