Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

städtische Landwirtschaft

Innerhalb (intra-urban) oder am Rande (peri-urban) eines Stadtgebietes betriebene Landwirtschaft, gewöhnlich zur Nahrungsmittelproduktion. Derartige Produktion wird in Hinterhöfen, auf Dächern, in Gemeinschaftsgärten und auf ansonsten ungenutzten oder öffentlichen Flächen betrieben. Sie umfasst neben der häufigeren kleinstrukturierten Selbstversorgung auch marktorientierten Anbau, z.B. in Gewächshäusern.

Städtische Landwirtschaft, die eine lange Tradition vor allem in Europa und Asien aufweist, tritt heute sowohl in entwickelten wie auch in Entwicklungsländern auf. Befürworter der städtischen Landwirtschaft sehen in ihr einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Städten vor allem in Entwicklungsländern und zu einer nachhaltigen Lebensweise.

Die Integration der agrarischen Produktion in nachhaltige (post-)moderne Städte ist vielerorts verknüpft mit einer Renaissance der Kleingärten (allotment gardens), der Ausbreitung von Gemeinschaftsgärten (community gardens), die von einer Gruppe von Personen kollektiv bewirtschaftet werden, sowie der subversiven Nutzung öffentlichen Raums in Form von guerilla gardens, bei denen auf Grünflächen/Brachflächen als Form des politischen Protests Pflanzen ausgesät werden. Zu Schaffung von "essbaren Städten" tragen Freiräume auf Balkonen (square foot gardening), an Mauern (green walls) und auf Dächern (roof-top farms) bei. In größerem Stil sollen in Zukunft - wie bereits in Newark bei New York - leerstehende Industriegebäude, aber auch speziell entworfene Gebäudekomplexe wie in Dubai oder Singapur - in übereinander angeordneten Ebenen (vertical farms) zur Produktion von Obst, Gemüse, Sprossen, Pilzen, z. T. aber auch von Fisch und Algen beitragen.

Trotz des Einsatzes von modernsten Technologien (Hydroponik, Aeroponik oder Luft-Dynaponik) bleibt die traditionelle städtische Imkerei von zentraler Bedeutung, da Bienen nicht nur für die Bestäubung von Nutzpflanzen, sondern für das Funktionieren der gesamten städtischen Ökosysteme unverzichtbar sind. so werden in Paris Dächer von öffentlichen Gebäuden zur Zucht von Bienen genutzt, die sich - im Gegensatz zu ihren ländlichen Artgenossen, die unter dem starken Einsatz von Agrarchemikalien leiden - als sehr überlebensfähig erwiesen haben. (Schmied 2018)

Urban agriculture pioneers taking action in their communities
Urban agriculture pioneers taking action in their communities

Quelle: Douglas Gayeton (USDA)

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