Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ranch

Betrieb mit extensiver Weidewirtschaft (hauptsächlich Rinder, Schafe auf Dauerweiden) auf natürlichen Futterflächen von zumeist beträchtlicher Größe und mit festen Betriebsgrenzen. Meist wird nur eine Tierart gehalten, wobei wie im Falle australischer Schafhalter noch eine weitere Spezialisierung in Fleisch- und Wollschafhaltung möglich ist. Man wählt i.d.R. anspruchslose Tierrassen, die futterknappe Zeiten gut überstehen, bzw. je nach Rentabilität des Betriebes wird Futter dazugekauft. Die Monostruktur hat ein sehr hohes Produktionsrisiko (naturbedingt wie auch marktbedingt) zur Folge. Die Eigentums- und Nutzungsrechte an Weideflächen und Vieh können sehr unterschiedlich sein (privat, ganz- oder halbstaatlich, genossenschaftlich).

Ranchbetriebe besitzen zwei hervorstechende Eigenschaften: Zum einen ermöglichen sie eine recht gute Arbeitsproduktivität, zum anderen dulden sie eine extrem niedrige Bodenproduktivität, die von keinem anderen Betriebssystem unterschritten wird, mit Ausnahme des Nomadismus.

Viehbesatz, Arbeits- und Kapitaleinsatz sowie Betriebsertrag sind, bezogen auf die Fläche, extrem niedrig. Der Kapitalbedarf für die Einrichtung einer Ranch ist andererseits hoch.

Im Gegensatz zum Nomadismus ist die Ranch eine Betriebsform zur Erschließung siedlungsleerer Savannen und Steppen (Prärie, Llanos, Sertão, Pampa, Chaco, Karoo). So ist Ranchwirtschaft besonders in Südamerika, Australien, den USA, Südafrika und in manchen Staaten Ostafrikas verbreitet.

Moderne Ranches sind heute mit stationärer Infrastruktur ausgestattet und durch Zäune in Kämpe bzw. Koppeln unterteilt, so daß ein geregelter Weideumtrieb erfolgen und der Viehbestand in homogene Gruppen aufgeteilt werden kann. Lokal noch vorhandene Betriebe mit freiem Weidegang innerhalb der Betriebsfläche passen sich verstärkt an heutige Normen an. Dem Vieh stehen ausschließlich oder vorwiegend Naturweiden zur Verfügung. Teilweise erfolgt eine Weideverbesserung durch Aussaat geeigneter Futtergräser. Moderne Verfahren der Tierzucht und Tierpflege (u.a. künstliche Besamung, Veterinärbetreuung) sind üblich.

Die Minimalgröße einer US-amerikanischen Ranch beträgt 500 ha. In den Great Plains und den intramontanen Becken werden über 100.000 ha erreicht, in Argentinien rd. 200.000 ha. Die größten Betriebe liegen in den trockensten Regionen; dort überwiegt meist Schafhaltung, sonst Rinderhaltung.

Es sind zwei Standorttypen, auf denen sich der Ranchbetrieb gegenüber allen anderen Betriebsformen als überlegen erweist: Einmal Standorte mit sehr ungünstigen ökonomischen (unbefriedigende Marktpreise, Marktferne der Ranch) und zum anderen solche mit sehr ungünstigen ökologischen Produktionsbedingungen. Zumeist summieren sich beide Momente.

Eigentümer von Ranches können Privatleute, Familiengruppen, aber auch Kapitalgesellschaften sein. Letztere treten insbesondere in den USA, in Südamerika und in Australien auf. Häufig fließt außerlandwirtschaftliches Kapital als Folge von Steuervergünstigungen in diese Gesellschaften.

In Entwicklungsländern (hohe Agrarquote) zeigen Regionen mit Ranching eine Eigentumsverteilung, insbesondere an Fläche, bei der wenige Eigentümer vielen Landlosen, die im günstigsten Falle in diesen Ranches Arbeit gefunden haben, gegenüber stehen. Es gibt dort nur wenige Zonen, in denen dies nicht zu verteilungspolitischen und sozialen Problemen führt.

Analog zur Übernahme dieser Art der Viehhaltung aus dem mexikanisch-spanischen Raum stammt auch der Name vom spanischen "rancho".

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