Gärsaft
Die bei der Bereitung von Gärfutter durch Zellaufschluß oder Preßdruck entstehende säurehaltige Flüssigkeit. Der Gärsaftanfall hängt hauptsächlich vom Trockensubstanzgehalt des zu vergärenden Siliergutes ab. Gärsaft enthält einen hohen Gehalt an Nährstoffen und sauerstoffzehrenden Substanzen. Er enthält außerdem unangenehme Geruchs- und Geschmacksstoffe. Sie machen Trinkwasser ungenießbar, selbst wenn sie nur in Spuren enthalten sind. Krankheitserreger sind nicht enthalten. Diese Stoffe dürfen deshalb weder in oberirdische Gewässer noch in das Grundwasser gelangen. Eine Einleitung von Gärsaft in die Kanalisation ist verboten. Unter Beachtung bestimmter Vorschriften kann er zur Düngung ausgebracht werden. Eine Verfütterung ist trotz des hohen Nährstoffgehaltes nur in Ausnahmefällen möglich, da der Gärsaft eine hohe Säurekonzentration aufweist und an der Luft schnell verdirbt.
Mögliche Auswirkungen von Gärsaft auf Oberflächengewässer:
- Mit dem Anstieg von Temperatur und pH-Wert bildet sich im Gewässer aus dem zugeleiteten Ammonium (NH4) Ammoniak (NH3).
- Für den Abbau der organischen Substanz wird sehr viel Sauerstoff benötigt (Sauerstoffzehrung). Im Gewässer kann es dadurch zu Sauerstoffmangel und damit unmittelbar zu Fischsterben kommen. Als Folge des Sauerstoffmangels kommt es zu einem anaeroben (sauerstofffreien) Abbau, der die Lebensgemeinschaften im Gewässer zerstören und Ablagerungen von Faulschlamm sowie Geruchsbelästigungen bewirken kann.
- Die Nährstoffe Phosphat und Stickstoff können in Oberflächengewässern zur Massenentwicklung von Algen und Wasserpflanzen führen.
- Letztlich erfolgt durch den starken Phosphat-Eintrag und die wiederholte Freisetzung des Phosphats aus organischer Masse eine Eutrophierung besonders von langsam fließenden oder stehenden Gewässern.
Mögliche Auswirkungen von Gärsaft auf das Grundwasser:
- Säuren und organische Stoffe des Gärsaftes werden im Boden rasch abgebaut soweit dessen Sorptionskraft ausreicht, die anfallenden Mengen aufzunehmen und genügend Sauerstoff für den Abbau zur Verfügung steht.
- Gelangt bei offener Lagerung von Naßsilagen und beim Auslaufen von Gärsaft ein mehr oder weniger großer Teil des Gärsaftes in den Grundwasserbereich, so wird beim Abbau der organischen Bestandteile dem Grundwasser Sauerstoff entzogen.
Mögliche Auswirkungen von Gärsaft auf Abwasseranlagen:
- Die Säuren im Gärsaft greifen Betonteile der Kanalisation und der Kläranlage an. Sie beeinträchtigen auch die biologischen Abbauvorgänge in der Kläranlage.
- Die sehr hohe Konzentration an organischen Bestandteilen des Gärsaftes überlastet schlagartig die Kläranlage und verschlechtert ihre Reinigungsleistung.
- Das Ammoniak aus dem Gärsaft führt bei Überschreiten bestimmter Konzentrationen zur Abtötung der Mikroorganismen in der biologischen Stufe der Kläranlage.