Einkommensalternativen
Zusätzliche Einkommensquellen für landwirtschaftliche Betriebe vornehmlich im Nebenerwerb und Zuerwerb, als Ausgleich für die unzureichenden Einkommen aus der Erzeugung von Nahrungsmitteln im Gefolge der agrarpolitischen Gesamtsituation und des anhaltenden Strukturwandels. Bei der Entwicklung von Einkommensalternativen verfügen bäuerliche Betriebe über ein besonderes Potential, nämlich ihre Flächenausstattung und ihre Betriebsgebäude, die beide für nicht-landwirtschaftliche Zwecke nutzbar sind.
Zu den eingeführten Einkommensalternativen zählen:
- Be- und Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten bis hin zum verbrauchergerechten Angebot (Brot, Wurst, Fleisch)
- Direktvermarktung (Abruf, Ab-Hof-Verkauf, Zustellung, Straßenverkauf, Bauernmärkte, Bauernläden)
- Regionale Marketingkonzepte, gewöhnlich unter der Leitung eines Unternehmens (Erzeugerzusammenschluß, Einzelunternehmen, Verband), wobei Handwerk, Großverbraucher und Gastronomie mit eingebunden sein können
- Landschaftspflege (z.B. Weiterbildung zum Fachwirt für Naturschutz und Landschaftspflege oder zum Natur- und Landschaftsführer)
- Sammeln und Kompostieren von Grüngut und anderen organischen Abfällen auf kommunaler oder Landkreisebene
- Abnahme von Klärschlamm, Gartenabfällen usw. einschließlich des Ausbringens auf eigene oder fremde landwirtschaftliche Flächen
- Anbau nachwachsender Rohstoffe
- Freizeitangebote (Urlaub auf dem Bauernhof, Reitsport, Pensionspferdehaltung)
- Hauswirtschaftliche Dienstleistungen (Unterstützung von Haushalten z.B. bei Festen und Feiern, Urlaub, Umzug, Arbeitsspitzen, Krankheit, Garten-, Haus- und Wäschepflege, familienspezifische Betreuung von Kindern, hauswirtschaftliche Dienste für Unternehmen sowie öffentliche und kirchliche Einrichtungen)
Neue Einkommensalternativen sind:
- Telearbeit unter Einsatz jeglicher Art von Telekommunikation (Arbeit von zu Hause oder von auch im ländlichen Raum installierten Telezentren oder Satellitenbüros)
- Soziale Dienstleistungen (z.B. Einrichtung von Kurzzeitpflegeplätzen für Senioren, Behinderte und z.T. für Rehabilitanten in Zusammenarbeit mit bestehenden sozialen Einrichtungen)
- Recycling von Elektronikschrott (Zerlegen und Sortieren von Heimelektronik, Computern, Kühlschränken etc. unter Einsatz der großzügigen Flächen- und Gebäudeausstattung)
- Erzeugung von Biogas
- Stromerzeugung mit Hilfe von Windkraftanlagen oder Photovoltaikanlagen
Eine finanzielle Förderung erfährt die Entwicklung von Einkommensalternativen z.B. durch das Ziel 5b-Programm der EU, EU-Gemeinschaftsinitiativen oder durch Programme der Bundesländer.
Mit den meisten der oben stehenden Betätigungsfeldern tritt der Landwirt unmittelbar in Konkurrenz zu gewerblichen Bereichen, wie z.B. dem Garten- und Landschaftsbau, dem Einzelhandel oder dem Gaststättengewerbe. Aus Gründen der Steuergerechtigkeit müssen die aus diesen Tätigkeiten resultierenden Einkünfte und Umsätze steuerlich korrekt abgegrenzt werden.
Weitere Informationen:
- Multifunktionale Landwirtschaft durch kreative Diversifizierung (Steiner und Hoffmann 2012)